Google und Microsoft 01.07.2020, 11:25 Uhr

Tech-Konzerne starten gross angelegte Qualifizierungsprogramme

Die Folgen der Covid-19-Pandemie auf den Arbeitsmarkt sind noch unabsehbar. Millionen Menschen haben ihre Jobs verloren und suchen nach einer Arbeit. Google und Microsoft wollen den Betroffenen eine Perspektive bieten und gleichzeitig ein Problem der Branche lösen.
Google legt ein Programm auf, das sich an rund zehn Millionen Menschen und Unternehmen in Europa, dem Nahen Osten und Afrika richtet.
(Quelle: Matt Rourke / dpa)
Die Tech-Konzerne Microsoft und Google wollen mit zwei gross angelegten Qualifikationsprogrammen Menschen unter die Arme greifen, deren Jobs durch die Folgen der Lungenkrankheit Covid-19 gestrichen wurden oder akut bedroht sind.
Microsoft startete am Dienstag eine Qualifizierungsinitiative für 25 Millionen Arbeitssuchende weltweit. Google legt heute ein Programm auf, das sich an rund zehn Millionen Menschen und Unternehmen in Europa, dem Nahen Osten und Afrika richtet. Sie sollen bis Ende 2021 darin unterstützt werden, mit digitalen Tools und Arbeitsabläufen die Folgen der Pandemie schneller zu überwinden. Als Nebeneffekt könnte durch die Initiativen auch der Fachkräftemangel gelindert werden.

Linkedin, Github und Microsoft Learn

Microsoft greift bei seinem Programm auf die Plattformen Linkedin, Github und Microsoft Learn zurück. Über sie sollen die digitalen Kompetenzen vermittelt werden, die auch in der Coronakrise besonders gefragt sind.
«Covid19 hat eine Gesundheits- wie auch eine Wirtschaftskrise ausgelöst, und während sich die Welt langsam erholt, müssen wir sicherstellen, dass niemand zurückbleibt», sagte Microsoft-Vorstandschef Satya Nadella am Dienstag bei einer online übertragenen Veranstaltung. «Heute bringen wir Ressourcen von Microsoft, Linkedin und Github zusammen, um die Art, wie Menschen neue Fähigkeiten erlernen und anwenden, neu zu denken.»
Google-Europa-Chef Matt Brittin sagte, sein Unternehmen werde für 100'000 Leute Kurse finanzieren, die in einer Zertifizierung als «Google Professional» münden. Die Zertifizierung könne den Teilnehmern helfen, Arbeit im digitalen Bereich zu finden. «Die Hälfte dieser Plätze ist für Menschen aus benachteiligten Gruppen reserviert, die andernfalls grossen Herausforderungen gegenüberstehen würden» beispielsweise aufgrund von Sprachbarrieren, Fürsorgepflichten oder finanziellen Schwierigkeiten.»

Unterstützung bei der Arbeitssuche

Microsoft will für sein Programm auch Daten aus der LinkedIn-Plattform analysieren, um die am stärksten nachgefragten Jobprofile und die dafür notwendigen Qualifikationen zu identifizieren. Jobsuchende oder von Arbeitslosigkeit bedrohte Menschen sollen dann einen freien Zugang zu Lernprogrammen erhalten, mit denen sich die Betroffenen die Fähigkeiten aneignen können, die für diese besonders stark nachgefragten Jobprofile erforderlich sind. Offizielle Zertifikate würden vergünstigt abgegeben, Tools zur Unterstützung bei der Arbeitssuche im Anschluss an die Qualifizierung sollen kostenlos zur Verfügung gestellt werden.
Sämtliche Angebote sind nach Microsoft-Angaben in den vier Sprachen Englisch, Französisch, Deutsch und Spanisch verfügbar. In Deutschland will der Konzern ausserdem seine Initiative «IT-Fitness» erweitern. Damit möglichst viele Menschen ihre Stärken in den Arbeitsmarkt der Zukunft einbringen könnten, richte es sich nicht allein an Arbeitssuchende, sondern an alle, die sich für die Arbeitswelt von morgen qualifizieren wollten.



Kommentare
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karnickel
04.07.2020
Genau, die jetzigen Geschehnisse bringen das robotic recruiting voran. Seit langem interessieren sich ja Personaler in grösseren Unternehmungen nicht mehr darum, wie lange neu eingestellte bleiben werden oder ob sie fachlich die korrekte Besetzung sind. Nein, egal was sie machen, im Fehlerfall darf nur nichts auf sie zurückfallen. Wenn also, einem aktuellen Trend folgend, nur Entwickler aus Polen eingestellt werden sollen würden sie den Teufel tun, niedriger bezahlte Spezialisten aus Deutschland suchen zu wollen. Neue Techniken werden es möglich machen, Grundabklärungen fürs Rastern von Kandidatinnen/Kandidaten so zu automatisieren, dass Bonität, Grundausbildungsstand, Gehaltsbereiche usw. in einer Datenbank vorabgleichen lassen, noch bevor der entsprechende Teamleiter eine erste Vorauswahl zu Gesicht bekommt. Die Personalabteilungen können also sehr bedarfsorientiert und eigenentlastend filtern. Auf der anderen Seite stehen die unterbesetzten Teams. Sie haben keine Chance, einen Netzwerkspezialisten z.B. an eine Cisco-Schulung zu schicken, wenn er ihnen zuvor beim Einstellen auf Grund seiner Linksys-Ausbildung weggefiltert wurde. Linksys ist seit Jahren übrigens zum Cisco-Konzern gehörend. So macht sich der Mechanismus über die Jahre selber kaputt. Die Personalabteilungen werden automatisiert und deren Personal abgebaut. Die Teams verlieren den Kontakt zum Stellenmarkt.