Google I/O: die Highlights der Entwicklerkonferenz

Android N, Android Wear 2, Fazit

Android N ist das «beste Android»

Von dem Android-Entwicklungschef Dave Burke gabs gleich einen Seitenhieb gegen die Konkurrenz aus Cupertino: «Android N ist das beste Android! Ich muss das einfach sagen.» Mit ein paar Zahlen untermauerte er das sogleich: Mehr als 600 Android-Apps wurden im vergangenen Jahr auf den Markt gebracht und mehr als 100 Autos hätten schon Android Car. Dabei gabs von Android N, abgesehen von der Ankündigung einer dritten Preview-Version, eher wenig Neues an Funktionen zu sehen. Insbesondere von Geschwindigkeit und System-Updates im Hintergrund war die Rede. Final erscheinen wird Android N voraussichtlich ab dem Sommer.
Die Google-Entwicklerseite hält bereits eine neue Beta-Version von Android N zum Download bereit
Ein Highlight: App-Installationen sollen bis zu 75 Prozent schneller über die Bühne gehen als mit früheren Versionen. Ausserdem spannend: Dank eines neuen Features namens «Android Instant Apps» können Apps zukünftig genutzt werden, ohne dass man sie zuvor installieren muss. So ist nicht für jeden Link, für den eine spezifische App erforderlich ist, eine Installation der App vonnöten. Die App öffnet sich so schnell, weil sie in verschiedene Module aufgeteilt ist. Der Play Store lädt beim Klicken des Links nur jene Daten, die wirklich benötigt werden. Die neue Entwicklerversion ist für aktuelle Nexus-Geräte sowie das Pixel C bereits verfügbar und kann auch direkt heruntergeladen werden, wenn man sich für das Android-Beta-Programm registriert hat. Im Rahmen der I/O stellte Google auch eine neue Version 2.2 der Entwicklungsumgebung Android Studio vor, mit welcher das Kompilieren neuer Apps zehnmal so schnell vonstatten gehen soll.

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Altbekannt ist der App-Drawer von Android 6.0. 

Noch mehr Messenger-Apps?

Als weitere Neuheit zeigte Google den Messenger «Allo», der mit der künstlichen Intelligenz von Google Assistant passende Antworten auf bestimmte Fragen parat hat, beispielsweise auf Film-Vorschläge im Kino oder zu Restaurants in der Nähe. Für optimalen Datenschutz sei eine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung integriert. Dass Google nicht genug Messenger haben kann, zeigt sich bei einer zusätzlichen Video-Messenger-App namens «Duo», die noch im Sommer für Android- und iOS-Geräte erhältlich sein wird. Interessant: Noch vor dem Starten eines Video Calls wird der Stream des Gegenübers bereits geladen.
Mit Google Assistant gepaart: Allo erkennt Bilder

Android Wear wird unabhängiger

Über 100 verschiedene Designs an Wearables werden anscheinend schon an Handgelenken getragen. Android Wear 2.0 soll nun das nächste, bisher grösste, Software-Update sein. Man habe viel gelernt in den vergangenen Jahren, heisst es von der Software-Schmiede. Endlich sollen Zifferblätter nicht mehr zu stark von eigenen Benachrichtigungen überblendet werden. Diese können in Zukunft auch Informationen von Drittanbieter-Apps anzeigen und z.B. bei Fitness-Apps auch ohne Smartphone auf Sensordaten von Google Fit zugreifen. Die neue Uhr-Version bringt unter anderem eine Handschriftenerkennung als Ersatz für die Tastatur mit.
Android Wear 2.0 kommt zuerst nur auf die Huawei Watch und die LG Watch Urbane
Praktisch: Wenn nun jemand eine Nachricht mit einer Frage zu einem zeitlichen Treffpunkt erhält, reicht es, die Zahl «3» hinzukritzeln, um mit einer Antwortvorlage kurzerhand auf den Zeitpunkt antworten zu können. Vor allem selbständiger sollen die schlauen Uhren mit nativen Apps werden, beispielsweise beim Joggen mit Google Fit. Smartwatches mit Mobilfunkanbindung werden logischerweise noch stärker von selbständig laufenden Apps profitieren, doch das können auch andere Smartwatches schon. Android Wear 2.0 wird vorerst nur mit zwei Computeruhren bereits als Entwicklerversion kompatibel sein: mit der LG Watch Urbane Second Edition LTE und mit der Huawei Watch.

Fazit

Googles Entscheid, leistungsfähigen Mobilgeräten eine VR-Grundspezifikation aufzuerlegen, ist begrüssenswert. Denn hier darf es keinen Wildwuchs geben. Nur leistungsfähige Geräte werden ein optimales VR-Erlebnis bieten. Bei Googles Cardboard machen sich im Vergleich zu High-End-Brillen noch zu grobe Wackler bei 360-Grad-Videos bemerkbar, unabhängig vom eingelegten Handy. Android N bringt nicht mehr Detail-Features, aber vor allem mehr Performance. Das ist erfreulich. Schon die erste Preview lief in unserem Test als früher Release Candidate blitzschnell. Googles Versuch, mit zusätzlichen Messenger-Apps mitzumischen, wirkt ein wenig verklemmt. Etwa so, als müsse man jetzt unbedingt auch noch etwas mit Bots machen, weil alle davon reden. Android Wear 2.0 wird ebenfalls keine bahnbrechenden Neuerungen bringen. Für bessere App-Darstellungen und Notifications wurde es schon lange Zeit. Spannend bleibt aber Googles Fortschritt bei der Sprachsuche und vor allem das Bestreben, Virtual Reality zu besseren Bedingungen massentauglich zu machen.

Autor(in) Simon Gröflin



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