News 12.06.2013, 12:10 Uhr

iOS 7: der Kater am Tag danach

Das Design von iOS 7 spaltet die Lager: genial oder fatal? Dabei ist diese Frage völlig überbewertet.
Gestern war der erste ganze Tag, an dem sich die Internet-Gemeinschaft genüsslich die Schädel einschlagen konnte. Anlass ist das neue iOS, das kaum mehr wiederzuerkennen ist. Dass sich etwas ändern musste, war vor zwei Tagen noch unbestritten. Dass die Oberfläche einer Rosskur unterzogen wurde, ging vielen Anwendern dann doch zu weit.
Dabei löst sich alles in Wohlgefallen auf, wenn man die richtige Sichtweise mitbringt. Dazu gehört auch die Erkenntnis, dass sich jede Tätigkeit am iPhone in eine dieser drei Kategorien stecken lässt:
1. Apps starten. So banal es klingt: Das Gesicht von iOS ist nichts weiter als ein App-Launcher. Der Home-Bildschirm dient dazu, Apps zu starten – was kann dabei schon schief gehen? Der Hintergrund lässt sich anpassen, die Symbole ordnen oder verstecken. Alles wie gehabt.
2. Einstellungen ändern und Informationen abrufen – die einzigen beiden Aufgaben, die man ausserhalb einer App ausführt. Hier leistet iOS 7 ganze Arbeit. Das neue Control Center zeigt alle wichtigen Bedienelemente auf einen Blick. Natürlich kann man auch über dieses Design streiten, doch ernsthaft: Wer würde in einer Gegenüberstellung iOS 6 den Vorzug geben?
Schwer zu glauben, dass jemand die Einstellungen von iOS 6 hübscher findet
3. Apps benutzen. Die meiste Zeit verbringen wir jedoch mit irgendwelchen Apps, die dem Gerät einen flüchtigen Stempel aufdrücken. Damit wären wir beim Kern der Geschichte.

Die Apple-Apps

Gefühlt lassen sich die Streitereien von gestern auf zwei Punkte reduzieren. Der neue Home-Screen und das Control Center sind hochwillkommen, während die Apple-Apps nicht zu gebrauchen sind.
Zugegeben, die Kritik an den Apps ist berechtigt. Einige haben sich von der Raupe zum Schmetterling entwickelt (zum Beispiel die Wetter-App). Andere sind tatsächlich eine Zumutung und werden kaum Freunde finden, wie zum Beispiel der Kalender. Hier eine Gegenüberstellung:
Weder der Kalender von iOS 6 (links) noch sein Nachfolger können überzeugen
Einige Apple-Apps verdienen einen Verriss. Zwar sollte erwähnt werden, dass Chef-Designer Jony Ive und seine Mannschaft nur sieben Monate Zeit hatten, um iOS bis in seine Wurzeln hinab zu erneuern. Doch das kann uns Konsumenten eigentlich egal sein.
Die Frage lautet vielmehr: Wer verwendet eigentlich die mitgelieferten Apps? Das Gros der Anwender verschiebt sie in einen Ordner auf der letzten Seite. Mir persönlich ist der Kalender von iOS 7 genauso egal, wie jener von iOS 6. Stattdessen erfreue ich mich seit Jahren an der Bedienung und dem Design von Fantastical, das diese Lücke mehr als ausfüllt:
Fantastical zeigt, wie schön ein Kalender sein kann
Und so geht es weiter: Ihnen gefällt die Kamera-App nicht? Greifen Sie zu KitCam. Die Aktienkurse wirken fad? Die Darstellung in Bloomberg wird Sie bestimmt überzeugen. Und bei den Karten verlassen Sie sich vorzugsweise auf Google Maps
Kurz, die verschmähten Apple-Apps tragen weit weniger zum iPhone-Erlebnis bei, als man glauben möchte. Und das sollte uns gelassen machen.

Was bleibt?

Auch wenn noch viele Kanten geschliffen werden müssen: iOS 7 ist der überfällige Schritt in die richtige Richtung. Der Home-Screen wirkt leichtfüssig und aufgeräumt, während das neue Control Center den schnellen Zugriff auf alle wichtigen Funktionen liefert.
Bei den Apps werden wir weitermachen wie bisher und Lösungen von Drittanbietern bevorzugen – und daran herrscht wahrlich kein Mangel. Es gibt neben iOS keine andere mobile Plattform, die eine so breite Auswahl an Design-Juwelen bietet. Und mit Sicherheit werden die meisten Entwickler den neuen Apple-Stil vorerst ignorieren, denn gut gemachte Alternativen werden auch in Zukunft für ein Einkommen sorgen.
Lange Rede, kurzer Sinn: Es ist alles wie früher – nur besser.



Kommentare
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blueeyes-zh
13.06.2013
Vieles von Android abgeschaut Also so wie ich das sehe, hat Apple hier vieles von Android abgeschaut. Siehe auch diesen Artikel: www.androidpit.de/ios-7-android-vergleich

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Nebuk
13.06.2013
Ich kenns nur auf Englisch: http://www.droid-life.com/2013/06/10/ios7-vs-android-a-quick-comparison-after-the-wwdc-keynote/. :)

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Emmure
18.06.2013
Es gibt sogar ein Tutorial, wie man seinen Androiden inklusive allen Features in ein iOS7 Gerät verwandeln kann. Aber mal ganz ehrlich, seit nunmehr 2 Jahren ist iOS was die Features angeht Android so weit hinterher, dass das einzige was Apple überhaupt machen kann "kopieren" ist. Kopieren ist aber einwenig ein starker Begriff, denn viele wurden nicht von Google erfunden, sondern lediglich schon in Android implementiert, bevor iOS diese enthielt.

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atom
23.06.2013
"Einige Apple-Apps verdienen einen Verriss. Zwar sollte erwähnt werden, dass Chef-Designer Jony Ive und seine Mannschaft nur sieben Monate Zeit hatten, um iOS bis in seine Wurzeln hinab zu erneuern. Doch das kann uns Konsumenten eigentlich egal sein." Pssst, kleiner Hinweis an den Author: iOS7 ist noch gar nicht draussen, es handelt sich hier um eine frühe Entwicklerversion. Kennt der Autor den Unterschied zwischen einer ersten Beta und einer Version, die dann der Kunde laden kann?

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atom
23.06.2013
Und vieles, was Apple von Android abgeschaut haben soll, gab es schon vorher in der iOS-Jailbreak-Szene.