News 29.01.2014, 08:38 Uhr

NSA schnüffelt via Angry Birds

Laut New York Times und Guardian hat die NSA auch Nutzerdaten aus populären Apps abgeschöpft.
Die NSA und ihr britischer Partnerdienst GCHQ haben laut eines Zeitungsberichts auch Daten im Visier, die von Apps über die Nutzer gesammelt werden. Als ein Beispiel nannten die New York Times und der Guardian das populäre Spiel Angry Birds. Die beiden Geheimdienste lauerten im Hintergrund, um auf Informationen wie Orte, Alter oder Geschlecht zuzugreifen, hiess es. Zugleich bleibe das Ausmass der Datensammlung mithilfe von Apps anhand der vorliegenden Dokumente unklar, schränkten die Zeitungen am Montag ein. Laut eines Berichts des US-Fernsehsenders NBC wertete die NSA auch Informationen aus der Videoplattform YouTube sowie Online-Netzwerken wie Facebook und Twitter aus.

Erfinder dementiert Zusammenarbeit mit Geheimdiensten

Der finnische Angry-Birds-Entwickler Rovio betonte am Dienstag, er arbeite nicht mit Geheimdiensten zusammen. Ein Zugriff auf Nutzerdaten könne über die Werbenetzwerke erfolgen, die Anzeigen in den Spielen platzieren. Davon könnten zahlreiche Apps betroffen sein.

Datensammlung über Apps

Dass vor allem kostenlose Apps nebenbei viele Daten über ihre Anwender erheben, ist schon lange ein Thema. Als klassisches Beispiel gilt eine App, die den Smartphone-Blitz als Taschenlampe leuchten liess – und nebenbei Informationen wie den aktuellen Ort und die Identifikationsnummer des Geräts abgriff. Diese Daten wurden dann an Werbenetzwerke weitergegeben. Die Android-App war mindestens 50 Millionen Mal heruntergeladen worden. Solchen datenhungrigen Programmen werden zunehmend Riegel vorgeschoben.

Datensammlung auf Einverständnis

Aber viele Apps sammeln die Daten auch mit ausdrücklichem Einverständnis der Nutzer, zum Beispiel die von sozialen Netzwerken oder Kartendiensten. Die Geheimdienste hätten unter anderem gemeinsam daran gearbeitet, Ortsinformationen abzugreifen, wenn eine Zielperson Google-Karten nutze – oder an Adressbücher heranzukommen, wenn jemand Apps von Online-Netzwerken einsetze, schrieb die New York Times. Die Medien beriefen sich auf Unterlagen aus dem Fundus des Informanten Edward Snowden.
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Smartphone-Mikrofone als Wanzen

Big Data zur personalisierten Werbung

Die Werbenetzwerke, die bei kostenlosen Apps Informationen über Nutzer erheben, wollen damit die Anzeigen personalisieren. Bei einer solchen Plattform, Millennial Media, hätten scheinbar besonders viele Informationen zum Abgreifen vorgelegen, schrieb die Londoner Zeitung Guardian in ihrem Bericht zu dem Thema. Die Firma sei unter anderem bei einer kostenlosen Sonderausgabe von Angry Birds involviert gewesen und habe mit dem Farmville-Erfinder Zynga zusammengearbeitet.

Algorithmen zur sexuellen Orientierung

In einem geheimen britischen Dokument aus dem Jahr 2012 sei die Rede davon, dass man auf Apps zugreifen könne, die Details wie die politische oder sexuelle Orientierung von Nutzern enthielten, schrieb die New York Times weiter. In den internen Präsentationen würden Quellen wie Social-Apps, Geo-Apps oder Daten aus mobiler Werbung genannt. Dort heisse es auch, diese Daten könnten Fragen beantworten wie etwa: «Wo war meine Zielperson, als sie das gemacht hat?» oder «Wohin ist meine Zielperson unterwegs?»

Smartphone-Mikrofone als Wanzen 

Laut vom Guardian veröffentlichten Auszügen aus einer internen Präsentation haben die Spione auch die Fähigkeit, gezielt Mikrofone von Smartphones einzuschalten oder auf Geo-Daten zuzugreifen. Diesen Funktionen gaben sie demnach Namen von Schlümpfen. So heisse das Plug-In für Ortungsdaten Tracker Smurf.

Geheimdienste verfolgen Like-Buttons

Dem NBC-Bericht zufolge probierten die Geheimdienste ebenfalls aus, die Aktivität bei YouTube zu verfolgen sowie auch, bei welchen Links Facebooks «Gefällt mir»-Knopf gedrückt werde. Laut Notizen zu einer Präsentation sollten dabei nur Trends beobachtet werden, Experten zufolge könnten die Daten aber Informationen über einzelne Nutzer liefern, hiess es beim US-Sender.

Das Wissen der Geheimdienste 

Die neuen Enthüllungen fügen einen weiteren Mosaikstein zum Wissen über das grosse Überwachungssystem der NSA hinzu. Bereits bekannt geworden war, dass der US-Geheimdienst verschiedene Arten elektronischer Kommunikation abgreift, ebenso begleitende Informationen zu Telefonanrufen, Inhalte von Adressbüchern und zumindest in der Vergangenheit auch den internen Datenverkehr zwischen Rechenzentren von Internetkonzernen wie Google und Yahoo.



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