News 30.06.2010, 09:53 Uhr

Luzern: geheimes Anti-Piraterie-Treffen

Unter höchster Verschwiegenheit findet derzeit in Luzern eine internationale Konferenz über das künftige Vorgehen gegen Copyright-Verletzungen vor.
Produktpiraterie und Copyright-Verletzungen verursachen jährlich Schäden in Milliardenhöhe. Das Internet macht es den Dieben dabei besonders leicht, digitalisierte Produkt zu publizieren und zu verbreiten. Ein multilaterales Handelsabkommen, das sogenannte Anti-Counterfeiting Trade Agreement (ACTA), soll deshalb helfen, Urheberrechtsansprüche auf internationaler Ebene durchzusetzen.
Seit 2007 wird darüber verhandelt. Derzeit treffen sich in Luzern Verhandlungsführer unter anderem aus der Schweiz, den USA, der EU, Japan und Australien zum neunten Mal und reden sich die Köpfe heiss. Vorgesehen ist unter anderem, Internetprovider für die Verstösse ihrer Kunden haftbar zu machen. Sie sollen sich dieser Verantwortung nur entziehen können, wenn sie sich verpflichten, den Datenverkehr ihrer Kunden zu überwachen. Dabei steht das sogenannte Three-Strikes-Prinzip im Kreuzfeuer der Diskussion. Danach soll nach drei Verstössen gegen das Urheberrecht der Internetzugang gesperrt werden.
Kritiker monieren, dass die Treffen bisher unter absoluter Geheimhaltung stattfinden. Die Organisation Reporter ohne Grenzen spricht von einer Verhinderung der demokratischen Debatte. Die französische Zeitung Le monde diplomatique fürchtet den starken Einfluss von Lobbyisten aus der Film-, Musik- und Pharmaindustrie.
Der Schutz geistigen Eigentums ist also durchaus ein zweischneidiges Schwert. Mit Zähnen und Klauen hatten sich die Verhandlungsführer bisher dagegen gewehrt, den Parlamenten Einblick in den aktuellen Stand der Verhandlungen zu gewähren. Im April gelangte dennoch ein Vertragsentwurf an die Öffentlichkeit – gespickt mit Klauseln und Alternativen –, der zeigt, wie hart auch in Luzern um jede Formulierung gerungen wird. Denn ACTA geht uns alle an: Denkbar wäre es beispielsweise, beim Grenzübertritt iPhones und iPods einer peniblen Kontrolle zu unterziehen.

Michael Kurzidim
Autor(in) Michael Kurzidim



Kommentare
Avatar
swissmac
30.06.2010
Tja, typisch. Man nimmt's wohl wieder dort, wo's am lukrativsten ist und nicht dort, wo die meisten Verstösse stattfinden! Wenn so etwas in Kraft treten würden, dann müssen aber endlich mal diese Urheberrechtsabgaben auf den leeren Tonträgern (CD, DVD, HD, SD-Karten) wegfallen, sonst wäre das doppelt kassiert und somit Betrug und dann müsste man diese ganze Pack mal anklagen! Es ist sowieso eine Frechheit, was da an Preisen verlangt wird. Bis zu 30.- für eine läppische CD. Wen wundert's dass da fleissig kopiert wird? Die kommen ja immer mit dem Argument, dass die Preise nur so hoch seien wegen den vielen Raubkopien, aber das ist ein Witz, denn auch dort (oder gerade dort) wo fast nichts kopiert wird (z.B. auf aktuellen Spielkonsolen) sind die Preise am höchsten! Eine Frechheit ... Man sollte sich endlich dagegen wehren !!!

Avatar
elefanty
30.06.2010
Warum muss das Geheim sein?? - Wollen Beamte wieder einmal einen Raubzug auf das Bürger- (sprich User-)Portemonaie machen? Der Verdacht liegt nahe, dass da kartellähnliche (um nicht direkt mafiöse sagen zu müssen )Absprachen getroffen werden, um Raubkopien von Urhebern durch Raubzug von Behörden zu verhindern ! Das eine Verbrechen soll mit einem anderen Verbrechen verhindert werden - welch ein Unsinn !! Vermutlich liegt es aber auch an der "Sommerhitze", dass solche krankhafte Veranstaltungen stattfinden. - Es gilt sich in jedem Fall gegen Solches zu wehren.

Avatar
X5-599
30.06.2010
So geheim kann das Treffen ja nicht sein wenn man sogar in den Medien davon lesen kann. Und wenn die möchtegern AntiPiraterie Betreiber dabei sind mit denen ich mal gesprochen habe, dann ist es eh kein Problem. Denn obwohl sie Werbung damit machen dass Musik CDs runter laden Illegal sei, wollen sie nur auf Raubkopien Jagd machen wie Kleidung, Parfums und dergleichen. Aber egal, denn die Frage ist noch immer. Wie kann es geheim sein wenn man in den Median davon liest? Mal wieder ein Blick Artikel

Avatar
marcovolt
30.06.2010
sonst noch wünsche? Am besten auch noch gleich eine überwachung von allen gebrannten PCs, also ein Trojaner auf dem PC der das überwacht oder was? sorry aber man kann es auch lächerlich machen! Geht doch bitte zuerst mal gegen die wirklich bösen an und lasst die Kinder welche Musik herunterladen aus dem spiel! Wie schon gesagt wurde verdienen die Abzocker eh schon mehr als genug mit anderen dingen wie Radio, TV, Clubs usw. Für mich steht klar, wenn es soweit kommen würde würde ich so wie so keine CDs kaufen, ich würde wohl auf CC Musik umsteigen und hoffen das dies viele auch so machen würden, dann würden die netten SUISA und IFPI Firmen mal untergehen!

Avatar
coceira
01.07.2010
geheim ...? na ja, man sollte nicht nur das fettgedruckte lesen - das hauptproblem sind wieder mal unsere amerikanischen freunde die ihre kontrollen ausweiten wollen. siehe http://futurezone.orf.at/stories/1651577/ fuer andere informationen (mitte juni) ganz klar verletzen die geplanten die ACTA vertraege das grundrecht auf freie informationsbeschaffung jeden buergers, das allerdings ist unseren amerikanischen freunden so lang wie breit - wer kuemmert sich heute noch um grundrechte. Nicht mal mehr die schweiz oder ist das mit den neuen fichen nur ein geruecht ? schreibt an eure, sich volksvertreter nennenden politclowns - die wollen bei den naechsten wahlen auch eure stimmen - wird das abkommen unterzeichnet so bringt es fuer alle nur nachteile