Umsatzeinbruch 21.09.2023, 09:28 Uhr

Gigaset meldet Insolvenz an

Der deutsche Hersteller Gigaset ist zahlungsunfähig und hat beschlossen, ein Insolvenzverfahren zu beantragen. Die Aktivitäten sollen vorerst weiterlaufen.
(Quelle: Gigaset)
Ein Traditionsname der deutschen TK-Branche droht unterzugehen: Der Vorstand der Gigaset AG hat beschlossen, wegen Zahlungsunfähigkeit einen Antrag auf Eröffnung eines Regelinsolvenzverfahrens für die Gigaset AG sowie einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens in Eigenverwaltung für die Tochtergesellschaft Gigaset Communications GmbH beim zuständigen Amtsgericht Münster zu stellen.
Dr. Magnus Ekerot, der seit Anfang des Jahres CEO und Vorstandsvorsitzender der Gigaset AG ist, erklärt dies so: «Gigaset ist es während der letzten Jahre nicht gelungen, den Rückgang im Kerngeschäft mit DECT-Schnurlostelefonen durch die richtigen Weichenstellungen in den neuen Geschäftsbereichen zu kompensieren. Diese ungesunde und einseitige Geschäftsausrichtung und der nunmehr eingetretene unerwartete und erhebliche Umsatzrückgang im 2. Halbjahr 2023 haben zur aktuellen Lage geführt.»
Dazu hätten Verhandlungen mit potenziellen Kapitalgebern zu keinem Ergebnis geführt. Offenbar war auch der Hauptanteilseigner, der chinesische Investor Sutong Pan, mit seiner Investmentfirma Goldin Financial Holdings nicht bereit, weiteres Kapital zu investieren.
Ziel des Insolvenzverfahrens sei die Restrukturierung des Unternehmens unter der wirtschaftlichen Prüfung jeden einzelnen Bereiches, heisst es in der Mitteilung. Löhne und Gehälter der Mitarbeitenden sollen bis Ende November durch die Bundesagentur für Arbeit im Rahmen des Insolvenzausfallgelds getragen werden. Entwicklung, Produktion und Vertrieb sollen vorerst weiterlaufen.
Die ehemalige Siemens-Sparte beschäftigt am Firmensitz in Bocholt und weltweit rund 850 Menschen. Gigaset ist europäischer Marktführer im schrumpfenden Markt für Schnurlostelefone und hat ausserdem Smartphones, Smart-Home-Produkte sowie Endgeräte für Geschäftskunden im Portfolio.

PCtipp meint

Gigaset-Produkte gibt es auch in der Schweiz, PCtipp testete regelmässig Geräte von Gigaset. Nicht nur die DECT-Schnurlostelefone sind hierzulande erhältlich, sondern das Unternehmen versuchte sich in letzter Zeit an Outdoor-Smartphones, Handys für ältere Menschen oder Anfang dieses Jahres an einem Wireless Fast Charger.
Zwar hat Gigaset das Insolvenzverfahren angemeldet, doch das gibt der deutschen Firma Zeit, sich kritisch zu hinterfragen und allenfalls neu auszurichten. Die Aktivitäten laufen vorerst weiter. Doch die erwähnten Schritte, um die Produktpalette zu erweitern – oder sich gar auf dem Markt neu zu positionieren – waren wohl nicht kompromisslos genug.
Auch der deutsche Powerline-Spezialisten Devolo steckte letztes Jahr in der Krise. Anfang 2022 wurde das Schutzschirmverfahren eingeleitet. Dabei handelt es sich um eine spezielle Form des Insolvenzverfahrens, bei dem sich ein Unternehmen unter gerichtlichem Schutz selbst sanieren kann, wobei es weiter von seinem eigenen Management geführt wird. Und Devolo hat die Kurve gekriegt und steht heute wieder auf sichereren Beinen. Wir werden Sie auf dem Laufenden halten, wie es bei Gigaset weitergeht.

Boris Boden
Autor(in) Boris Boden



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