News
23.07.2013, 11:05 Uhr
Grossbritannien schaltet Pornofilter scharf
Grossbritannien schaltet einen landesweiten Filter für Online-Pornografie scharf. Spätestens Ende 2014 soll sämtliche Online-Pornografie von britischen Providern geblockt werden. Danach müssen Nutzer sich entscheiden, ob der Zugriff auf Erwachseneninhalte weiterhin möglich sein soll.
Ende 2014 darf Online-Pornografie von britischen Providern auf Wunsch der Nutzer geblockt werden. Premierminister David Cameron hat am Montag an einer Rede seinen Plan bekanntgegeben. Bei Neuzugängen sollen diese Pornofilter schon Ende dieses Jahres standardmässig aktiv sein. Momentane Nutzer werden im Verlaufe des kommenden Jahres von ihren Providern kontaktiert und werden sich dann für ihre Filtereinstellung entscheiden müssen. Laut Daily Mail sei es den Providern überlassen, wie sie ihre Nutzer kontaktieren. Für das Recht, die aktivierten Filter standardmässig wieder zu deaktivieren, muss ein User 18 Jahre alt sein und beim Provider den Altersnachweis vorlegen.
Am letzten Montag war im Parlament unter anderem die Rede von einem Anti-Porno-Filter auf allen neuen Mobiltelefonen und bei sämtlichen WiFi-Hotspots.
Google und Yahoo in der «moralischen Pflicht»
Cameron geht aber noch weiter und nimmt sogar Suchmaschinen wie Google oder Yahoo in die «moralische Pflicht». Suchmaschinen sollen nach Cameron enger mit Organisationen wie der Child Exploitation und Online Protection Agency (CEOP) zusammenarbeiten. Begriffe, die in Zusammenhang mit Kinderpornografie im Umlauf sind und auf der Liste dieser Organisationen stehen, sollen gezielter blockiert werden können. Ausserdem will die britische Regierung grundsätzliche pornografische Inhalte mit Gewaltdarstellungen verbieten. Die CEOP soll ausserdem die Berechtigung erhalten, Filesharing-Netzwerke zu untersuchen. Man wolle seitens der Regierung eine «Datenbank» mit Kinderpornografie-Bildern anlegen, damit illegales Bildmaterial anhand gewisser Hashwerte schneller gefunden wird respektive auch diejenigen, die gezielt danach suchen.
Camerons Vorhaben sorgt für gespaltene Meinungen
Pornografie-Gegner begrüssen Camerons Initiative, weil es schliesslich primär um Kinderschutz gehe und nicht um Freiheitsbeschränkungen, so beispielsweise der Aktivist Peter Wanless. Viele Kritiker zweifeln an der Umsetzbarkeit. Cameron wies jegliche Einwände von sich und meinte, Internetprovider müssten in der Lage sein, eine Lösung zu finden. Man solle nicht einfach sagen, dass nichts getan werde könne. Der Premierminister soll laut techradar Kitikern gegenüber sogar gesagt haben: «Nutzt euer Hirn!» Einige Kritiker und lokale Politiker in England zweifeln daran, ob Cameron überhaupt die geringste Ahnung davon habe, wie das Internet funktioniere. «Die Pläne Camerons sind gefährlich und auf eine einschüchternde Weise naiv – aber das ist ja nicht so wichtig: Der Pornographie im Internet den Krieg zu erklären, sorgt für Schlagzeilen – und es kostet kein Geld, wenn die Aktion scheitert. So bleibt Cameron ein grosser PR-Mann», heisst es beispielsweise aus dem Eckchen der Open Rights Group, welche sich für Freiheitsrechte im Internet einsetzen.
Keine neue Idee: Die Google-Datenbank mit markierten Bildern
Es gibt schon länger Bestrebungen seitens Google, eine Technologie zu entwickeln, um illegale Bilder in einer Datenbank zu erfassen. Dabei werden alle von Kinderschutzorganisationen «markierten» Bilder und Videos erfasst. Grundlage für diese Datenbank ist eine Google-Technologie zur Bildmuster-Erkennung.
Autor(in)
Simon
Gröflin
23.07.2013
23.07.2013