News 11.09.2014, 02:25 Uhr

IDF: Intels Versprechen, den PC neu zu erfinden

Die PC-Generation der Zukunft wird kabellos, lüfterlos, dünner und mehr als doppelt so leistungsfähig - und: Passwörter und Kabel sollen demnächst der Vergangenheit angehören.
Kirk Skaugen: Wie der PC in den nächsten Jahren neu erfunden wird
Quelle: IDG
Intels Senior Vice President, Kirk Skaugen, bezeichnete an der heutigen Keynote in San Francisco die 2-in-1-Geräte als die am schnellsten wachsende Kategorie im PC-Bereich. Wie schon gestern kurz an der Haupt-Keynote angekündigt, sollen erste lüfterlose und dünne Geräte schon im ersten Quartal des nächsten Jahres auf den Markt kommen.
Etwas reisserisch stimmte Skaugen die Vorstellung ein: «Ihr werdet mit diesen Geräten bis zu acht Stunden am Stück Videos abspielen können.» Im Vergleich zur gegenwärtigen Generation lägen zweifache CPU-Leistung und bis zu siebenfache Grafik-Power im Bereich des Möglichen.
Das neue Core-M-Motherboard konnte gegenüber Haswell um die Hälfte reduziert werden
Quelle: IDG
Die Motherboards der Core-M-Plattformen konnten um die Hälfte reduziert werden. Der Core-M-Chip leitet dabei als erster mobiler Intel-Chip die 14-Nanometer-Generation ein. 

«4K ist sowas von gestern – wir sind bei 12K!»

Um PC-Gamern den Mund wässrig zu machen, kam Intel nochmals auf den kürzlich eingeführten Achtkernprozessor der Haswell-E-Serie zurück. Gezeigt wurde das Spiel Tomb Raider in 12K – auf drei 4K-Monitoren mit flüssigen Framerates. «Der Konsolenmarkt wurde vom PC-Games-Segment überholt», ist Skaugen sicher. Dabei beruft er sich wohl auf eine Aussage von David Cole vom Marktforschungsinstitut DFC.
Wir testeten einen auf über 4 GHz übertakteten i7-5960X Extreme: Vor allem grössere 4K-Sequenzen importiert Adobe Premiere minutenschnell
Quelle: IDG
An einer Benchmark-Session mit dem schnellsten Core i7 der Extreme-Serie zeigte sich, dass ein auf über 4 GHz übertakteter i7-5960X Extreme speziell beim Transcodieren von 4K-Filmmaterial oder beim Importieren in Adobe Premiere seine Muskeln ausspielen kann. Selbst grössere 4K-Clips werden zusammen mit dem schnellen DDR4-RAM in wenigen Minuten eingelesen.
Nicht ganz analog dazu (aber darum ging es in der Vorstellung) stellten wir ein Core-M-Tablet einem QuadCore-Atom-SoC gegenüber: Es zeigte sich, dass vor allem das schnelle Importieren vieler Bilder und Rendering-Vorgänge auf Google Earth mit Core M tatsächlich fast zweimal so schnell vonstatten gehen.
Nächste Seite: Keine Passwörter und keine Kabel mehr

Keine Passwörter und keine Kabel mehr

Intels Jahresziel: 40 Millionen Tablets

Die Überleitung zum Extremprozessor der Desktop-Serie diente jedoch nur dazu, um zu veranschaulichen, dass Grafik- und CPU-Leistung auch mit den neuen Core-M-Chips schneller werden. Aber schlussendlich geht es ja Intel um die ehrgeizige Zielsetzung für das Jahr 2014, innerhalb dessen die Auslieferung von 40 Millionen Tablets mit Intel-Prozessoren vorangetrieben werden soll. Dieses Ziel hat sich der Chip-Macher schon Anfang Jahr gesteckt. 
Skaugen zeigte eine Reihe Core-M-Geräte wie etwa das 9,6 mm dünne Lenovo Helix
Quelle: IDG

Ultradünne Convertibles

Darauf liess der Chef der PC-Sparte nochmals die an der IFA gezeigten 2-in-1-Geräte mit Core-M-Chips Revue passieren und lobte die Innovation von Herstellern wie HP, Lenovo & Co. Gezeigt hat Intel unter anderem ein Convertible von HP mit Kickstand: «Ist es nun ein Convertible, ein PC, ein Notebook oder ein PC?», fragte Skaugen ins Publikum. Auch das Detachable «Helix» von Lenovo wurde als eine der grössten Evolutionen gelobt. Im Tablet-Modus soll das Helix nun 800 Gramm auf die Waage bringen, die Bauhöhe beträgt 9,6 Millimeter. 
Dann zeigte er noch kurz ein Modell von Asus, dessen Namen er nicht näher nannte (sehr wahrscheinlich handelte es sich um das Transformer Book 300 Chi, das schon an der Computex gezeigt wurde). «Eigentlich sind Detachable-Ultrabooks im 15-Zoll-Bereich das am stärksten wachsende Segment», so Skaugen. 
Partnerschaften, Partnerschaften ... das Wort fiel oft: Intel lobte wieder mal die Vielfalt an gegenwärtigen 2-in-1-Konzepten

Keine Passwörter und Kabel mehr

Skaugen holte nochmals kurz aus, um zu betonen, dass es bei der nächsten Chip-Generation «Skylake», die Mitte 2015 auf den Markt kommen könnte, für Intel zwei wichtige Ziele gäbe. Erstens sollen Kabel der Vergangenheit angehören, zweitens sollen Passwörter verschwinden. Ersteres Ziel will Intel mit dem Standard «Intel Wireless Gigabit Docking» (WiGig) erreichen: Einem Docking-System, das drahtlose Displays und drahtloses Laden gleichzeitig ermöglicht. PCtipp berichtete. 
Eindrücklich: Nächstes Jahr kommt unter anderem ein UHD-Fernseher von LG auf den Markt, der als erster TV über «Intel Wireless Display» UHD-Content drahtlos vom Tablet streamen kann. Ein solcher Prototyp wurde kurz gezeigt.

Emirates Airline will Wireless Charging

Die Rechnung mit WiGig könnte theoretisch aufgehen, wenn das Wireless Charging Consortium A4WP wirklich in den letzten 12 Monaten von Partnern wie Acer, HP und der Emirates Airline einen Mitgliederzuwachs von 50 Prozent erfuhr. Jedenfalls könnte die Emirates Airline, dessen Head of IT Innovations auf die Bühne zitiert wurde, ordentlich Kapital in die Kasse spülen. Tatsächlich ist die Airline schon bereit, die kippbaren Esstische in Flugzeugen mit entsprechenden Lademodulen für WiGig zu bestücken.

3D-Sensorkamera als Passwortersatz? 

Das Passwort soll mit Intels RealSense-Kamera demnächst der Vergangenheit angehören
Quelle: IDG
Beim zweiten Ziel hielt Skaugen inne: «Passwörter sollen ein für alle Mal der Vergangenheit angehören - in Zukunft sind SIE das Passwort!» Diese Ziel glaubt Intel, mit der RealSense-Kamera in Convertibles der nächsten Generation erreichen zu können. Die spezielle Kamera kann mit mehreren Sensoren und IR-LEDs Tiefeninformationen wie Gesten, Augen oder Fingerabdrücke ohne Bildschirmberührung registrieren. Davon war zwar schon letztes Jahr am IDF die Rede, doch scheint die Begeisterung neuer potenzieller Partner angeblich nicht nachzulassen. Besonders interessiert scheinen E-Commerce-Unternehmen der Modebranche zu sein, um etwa durch die Kamera passende Kleider- und Schuhgrössen per 3D-Fotoaufnahme berechnen zu können. Schlussendlich geht es Intel auch hier wieder um zwei Paar Schuhe: Es geht um Entwickler und neue Partnerschaften. So etwa das Fazit des diesjährigen Intel Developer Forum in San Francisco, das morgen endet. 

Autor(in) Simon Gröflin



Kommentare
Es sind keine Kommentare vorhanden.