News 12.09.2013, 19:37 Uhr

IDF13: Intels Zukunftsvisionen

Am letzten Tag seiner Hausmesse IDF präsentierte Intel seine Zukunftsvisionen. Themen sind Mobility, Autos, Kleider und Open-Source-Roboter
«Es gibt nicht nur eine Zukunft, es gibt sieben Milliarden mögliche Zukunftsvisionen», meinte Genevieve Bell, welche sich zuerst vorstellte als Anthropologin und Leiterin der Intel-Forschungsabteilung «Interaction and Experience Research». Etwas verallgemeinernd ausgedrückt, ist Bell einer der führenden Köpfe bei Intel im Bereich Mensch-Computerinteraktion. Wie sie uns Journalisten an einem Roundtable am letzten Dienstag erklärte, fungiere sie quasi als Brücke zwischen Hardware-Designern und anthroplogischer, ethnologischer Forschungsauswertungen.

Mobilität versus Zeitverlust

Eingangs führte uns die Forscherin ein paar statistische aber durchaus spannende Zahlen zu Gemüte. Zur Zeit bestünden weltweit etwa 6,3 Milliarden Registrierungen mobiler Devices. 3,7 Millionen Mobilgeräte würden pro Tag weltweit gekauft werden, was 154'000 solcher Geräte pro Stunde entspricht. Von App-Stores würden weltweit 6,25 Millionen Apps pro Stunde heruntergeladen werden. Was die Publikumsmasse zum Schmunzeln brachte: 5,5 Milliarden Stunden stünden Menschen täglich im Stau. Hier war bereits klar, worauf die Anthropologin wohl anspielen wollte. Smarte Devices der Zukunft sollten, ganz allgemein formuliert, kontextsensitiver werden, nicht nur um z. B. in Verkehrsstaus unnötige Wartezeiten zu minimieren.
Lesen Sie weiter auf der nächsten Seite: Was, wenn wir Computer in Kleidern hätten?

Was, wenn wir Computer in Kleidern hätten?

Was, wenn wir Computer in Kleidern hätten?

Von Berlins Fraunhofer Institut kam im Dunkeln ein schwarz gekleiderter Typ mit Fahrrad auf die Bühne zugerast. Bei der Vollbremse konnte man blinkende rote LEDs in der Rückenpartie seiner schwarzen Jacke sehen. Dieses Beispiel sollte demonstrieren, wie eine exemplarische Integration von Mikrotechnologie in Form einer dehnbaren Chiplatine in Kleidern aussehen könnte.
Die beste Zukunftstechnologie in Bells Vision sei Technologie, die sich voll der Umgebung bewusst ist und so auf das Individuum abgestimmte Erlebnisse bieten kann.

Strom aus einem Glas Wein

Mike Bell, Vice President New Devices Group, zeigte eine kleine Miniplatine, die mit einem Tablet verbunden war. «Milliwatts punkto Stromversorgung sind so eine Sache von gestern», meinte Mike Bell, während er ein paar feine Drähte der Chiplatine in ein Glas Wein eintauchte. Die Miniplatine verarbeitete einen komplexen Datenstream zum Tablet, während sie den Strom über die angeschlossenen Drähte aus dem Glas Wein aufnahm. 
Wein zu Elektrizität gewandelt - Die am Tablet angeschlossene Miniplatine verarbeitete einen grossen Datenstream, sichtbar an der gerenderten Blume auf dem Tablet-Display Bild: Idgns NY
Wie das im Detail technisch funktionierte, wurde nicht verraten. Genevieve Bell sagte darauf nur: «Eine ordentliche Rechenleistung praktisch aus dem Nichts (also fast ohne Strom) zu erhalten, könnte der Schlüssel zu Fortschritten sein in Sachen Wearable Gadgets oder Kleiderstoffen mit Minicomputern.»
Lesen Sie weiter auf der nächsten Seite: Quark

Quark

Intel hat diese Woche, wie wir berichteten, eine Serie extremer Low-Power-Prozessoren namens Quark angekündigt, welche etwa ein Fünftel so gross wie ein Atom-Chip sind und etwa ein Zehntel der Energie eines Atom-CPUs in Anspruch nehmen.

Low-Power dank «Quark»

Der Chip soll es nach Intel vor allem in neuen Wearable Gadgets oder auch in der Medizinalforschung machen. Wie aber dieses Beispiel mit dem Glas Wein verdeutlichte, könnte der Miniprozessor noch ein wesentlich breiteres Spektrum an Einsatzgebieten abdecken, obwohl er eher sehr niedrige Rechenleistung für Embedded Systems bietet. Zwar betonte Intel selber, der Chip werde überall da eingesetzt werden können, wo nicht viel Rechenleistung erforderlich ist und konstante Datenströme verarbeitet werden.
Der Roboter Jimmy: Intels eigenes Prototyp-Design

Das intelligente Auto der Zukunft

Als anderes Beispiel für Kontext-Bewusstsein wurde etwas sciencefictionartig ein Animationsfilm eines denkbaren Autos der Zukunft gezeigt mit integrierten Sensoren. Gesprochenes von Passagieren könnte so zum Beispiel durch eingebaute Mikrofone analysiert werden mit Routenvorschlägen oder Restaurant-Empfehlungen. In einem anderen Beispiel zeigte Dr. Bell ein Smartphone, das die Gehmuster einer Person analysierte und so die Person erkennen konnte, um beispielsweise das Phone sofort zu sperren, wenn ein Dieb mit dem Gerät davonrennt.

Intels Opensource-Roboter

Meet Jimmy: Intels Opensource-Roboter
Intel hat unter anderem einen Open-Source-Roboter zum Selberbauen angekündigt. Intel hat uns zwar gebeten, noch nicht zu viel verraten. Wir verraten es trotzdem, denn so viel hat Intel auch nicht verraten. Jimmy, so der Name des Roboters, wird ausdruckbar sein per 3D-Drucker. Ein E-Book wird auch erscheinen, jedoch mit leeren Kapiteln. Intel will den Prozess iterativ halten, will heissen, dass User mit anderen Usern Ideen teilen können. Das ganze Konzept im Detail werde voraussichtlich nächte Woche in New York vorgestellt.
Genevieve Bell auf Twitter folgen: @feraldata

Autor(in) Simon Gröflin



Kommentare
Es sind keine Kommentare vorhanden.