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19.12.2013, 11:58 Uhr
Letzte Meile wird günstiger - aber nicht genug
Das ComCom senkt rückwirkend die Preise für die Entbündelung der letzten Meile, Swisscom muss Sunrise damit Geld zurückzahlen. Teilsieg für Sunrise könnte man meinen, doch die sind enttäuscht ob zu geringen Preissenkungen. Wird der Entscheid rechtskräftig, wird das Swisscom-Geld darum nicht direkt den Kunden zurückgegeben.
Die Eidgenössische Kommunikationskommission (ComCom) senkt rückwirkend für 2013 und 2014 den Preis für die Entbündelung der letzten Meile. Der Preis für die Miete der Swisscom-Leitungen von der Telefonzentrale bis ins Haus der Endkunden wird für das Jahr 2012 auf CHF 15.50 und für 2013 auf CHF 15.20 festgesetzt. Swisscom hatte für die beiden Jahre ursprünglich 15.80 Franken verlangt.
Sunrise ist die Senkung zu gering. «Sunrise ist enttäuscht über die von der ComCom für die Jahre 2012 und 2013 verfügten Netzzugangspreise. Die Preise wurden kaum gesenkt, obwohl sie im internationalen Vergleich nach wie vor als sehr hoch gelten», heisst es in einer Medienmitteilung. Die ComCom bestätigt, dass die Enbündelungspreise nach wie vor rund 4 Franken über dem europäischen Mittel liegen. «Das hohe Preisniveau beziehungsweise die Preisentwicklung in der Schweiz ist für eine auslaufende Technologie wie Kupfer nicht sachgerecht und das tatsächliche Kostenniveau von Swisscom dürfte um einiges tiefer liegen. Das führt zu einer Diskriminierung der Konkurrenz», moniert Sunrise.
Swisscom scheint zufrieden
Sunrise plant darum nicht, das Geld seinen Kunden in Form von Gutschriften zurückzugeben. Dafür sei der Betrag zu gering. Stattdessen würde es investiert, was indirekt den Kunden entgegenkomme. Stand jetzt würde es um einen mittleren einstelligen Millionentrag gehen, den Swisscom an die Anbieter zurückzahlen muss. Für Swisscom kein grosses Problem, wie der offiziellen Stellungnahme zu entnehmen ist: «Falls die Verfügung in der vorliegenden Form in Kraft tritt, wären die finanziellen Auswirkungen für Swisscom gemäss ersten Berechnungen gering und über bestehende Rückstellungen gedeckt.»
Sunrise und Swisscom behalten sich das Recht vor, einzelne Punkte beim Bundesverwaltungsgericht anzufechten.
Orange muss vors Zivilgericht
Für Kunden anderer Anbieter gilt der Entscheid übrigens nicht. Orange und Co müssen die Reduktion, wenn sie rechtskräftig wird, vor einem Zivilgericht erstreiten.
Daneben wurde auch die Miete, welche Sunrise der Swisscom für die Mitbenutzung von Anschlusszentralen bezahlen muss, um 16-20 Prozent gesenkt. Dieser Einfluss auf die Endkunden ist gemäss Peter Bär, Kommissionssekretär beim ComCom, aber sehr gering.
Letzte Meile
Der von der ComCom festgelegte Entbündelungspreis liegt nach wie vor rund 4 Franken über dem europäischen Mittel, obwohl er seit der erstmaligen Festlegung im Jahr 2008 kontinuierlich gesunken ist. Der 2008 von Swisscom verlangte Preis von CHF 23.50 hatte die ComCom damals auf CHF 18.18 reduziert.
Als letzte Meile oder local loop wird die Teilnehmeranschlussleitung zwischen Teilnehmeranschluss und der Ortszentrale bezeichnet. Aus historischen Gründen sind die herkömmlichen Kupferkabel, die auf diesen Festnetzstrecken noch im Einsatz sind, im Besitz des ehemaligen staatlichen Monopolbetriebs, also Swisscom.
Gemäss Sunrise verrechnet Swisscom ihrer Konkurrenz für deren Benutzung Kosten, die ihr selber nicht anfallen, da sowohl die Kabelkanalisationen als auch die Kupferkabel der letzten Meile grösstenteils bereits vor Jahrzehnten gebaut wurden und längst abgeschrieben sind. Im Kostenmodell würde Swisscom diese Infrastruktur aber als vollständig neu und zu aktuellen Baukosten bewerten.
Autor(in)
Fabian
Vogt
20.12.2013