News 03.01.2013, 13:09 Uhr

Microsoft fühlt sich von Google benachteiligt

Google ist einmal mehr dem Vorwurf der Wettbewerbsverzerrung ausgesetzt: Microsoft beschuldigt den Konkurrenten, keinen Zugriff auf die YouTube-API zu erhalten. Damit werde es den Redmondern verunmöglicht, selber eine YouTube-App für Windows Phone zu entwickeln.
Ziemlich offen beschuldigt Dave Heiner, Jurist und Vizepräsident bei Microsoft, den Konkurrenten Google des Machtmissbrauchs. «Wir werden von Google weiterhin daran gehindert, den Kunden eine YouTube-App für das Windows Phone anzubieten», schreibt er in einem Blog.
Bereits vor zwei Jahren hat Microsoft diese Vorwürfe gegenüber der US-Handelskommission FTC kundgetan. Während Google für Android und iOS eine vollständige YouTube-App bereitstellt, in der Nutzer nach Videokategorien suchen, Favoriten verwalten und Bewertungen ansehen können, wird dies Windows-Phone-Benutzern nicht erlaubt, weil Microsoft die YouTube-Metadaten nicht erhält von Google, lautet die Anschuldigung. Damit sei die eigene YouTube-App lediglich eine Browser-Darstellung der YouTube-Webseite, ohne die reichhaltigen Funktionen der Konkurrenz, nervt sich Heiner. Dabei wäre Microsoft bereit, seinen Kunden eine YouTube-App anzubieten, die diese Funktionen ebenfalls beinhalten würde. Es fehle aber die Erlaubnis von Google.
Für Microsoft hat das Thema hohe Relevanz, weil YouTube für Mobile-Benutzer einen hohen Stellenwert hat, schreibt Heiner. YouTube-Apps waren sowohl für Android wie auch iOS unter den am meisten heruntergeladenen Apps im Jahr 2012.
Futter für die Juristen
Daneben zeigt man sich bei Microsoft auch enttäuscht darüber, dass Google entschieden hat, die Unterstützung für das Exchange ActiveSync-Protokoll einzustellen, wie «The Verge» schreibt. Dieses wurde bislang dazu genutzt, eine Synchronisation von Google-Daten auf Android-fremden Geräten herzustellen. Der Support für das Protokoll wurde jetzt von Google gestrichen, der Suchmaschinist empfiehlt stattdessen CalDAV für den Kalender, DardDAV für Kontakte und IMAP für Email. Microsoft dagegen sieht für die Kunden den perfekten Zeitpunkt gekommen, zu Outlook.com zu wechseln, um ein besseres Mailprogramm – insbesondere für Handys und Tablets – zu erhalten.
Die Vorwürfe kommen zu einem Zeitpunkt, der für Google nicht sehr günstig ist. Vor zwei Wochen hat die FTC entschieden, von einer Kartellklage gegen Google abzusehen, in Europa untersucht eine EU-Kommission die Wettbewerbsoffenheit Googles. Beide Behörden werden nun wohl noch genauer hinschauen, was der Suchmaschinist unter fairem Wettbewerb versteht.

Fabian Vogt
Autor(in) Fabian Vogt



Kommentare
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Schorschl
03.01.2013
...dann müssen sie halt selber eine videoplattform aufbauen...

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freakinvibe
04.01.2013
Wie Du mir, so ich Dir Das ist lustig, denn genau dieses Verhalten wird MS auch immer wieder vorgeworfen. Z.B. beklagen Mail Server Hersteller (also Exchange Konkurrenten), dass die ActiveSync / MAPI Schnittstelle nur teilweise und schleppend von Microsoft offengelegt wird.

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schmidicom
04.01.2013
... , weil Microsoft die YouTube-Metadaten nicht erhält von Google, ... Google gibt diese Daten sicher nicht ohne Grund nicht an MS weiter. Vermutlich muss dafür eine Lizenz bezahlt werden was MS wohl so überhaupt nicht in den Kram passt. Und jetzt hofft MS wahrscheinlich über die Mitleidsnummer kostenlos an diese Daten zu gelangen. Daneben zeigt man sich bei Microsoft auch enttäuscht darüber, dass Google entschieden hat, die Unterstützung für das Exchange ActiveSync-Protokoll einzustellen. Wenn ich einen Mailserver hätte der kein Exchange ist würde es mir ebenfalls im Traum nicht einfallen da ein ActiveSync dran zu basteln. Erst recht nicht wenn der Server bereits eine vollständig, öffentlich und sauber dokumentierte Schnittstelle für die Synchronisation anbietet. Die Überheblichkeit von Microsoft kennt echt keine grenzen...

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Midori
05.01.2013
(Vorerst) nicht völlig einverstanden Die Überheblichkeit von Microsoft kennt echt keine grenzen... ...und die von Google erst recht nicht. Microsoft wird wegen Lapallien wie der "fehlenden" und "schlecht umgesetzten" Browserauswahl zu Milliardenstrafen verdonnert und Google kann Webseiten nach Belieben sperren? Das und die YT-Metadatenverweigerung ist in meiner Sicht Machtmissbrauch und im Prinzip Diskriminierung. (Das würde mich weniger stören, aber in der heutigen Welt ist ja vieles darauf fixiert, also sei dies hier erwähnt.) Aber man kann es auch anders sehen: je weniger Google auf einem Handy, umso besser. ...dann müssen sie halt selber eine videoplattform aufbauen... Sollen doch die anderen Browseranbieter eigene Betriebssysteme programmieren. Weshalb überhaupt Software von dritten auf Windows erlauben? Die anderen scheinen dies ja nicht zu schätzen. Vielleicht hat Google berechtigte Gründe für die (zeitlich begrenzte?) Sperrung, aber dann sollen sie die mal auf den Tisch legen! Edit: Soeben auf The Verge gelesen The mobile web version of Google Maps is optimized for WebKit browsers such as Chrome and Safari. However, since Internet Explorer is not a WebKit browser, Windows Phone devices are not able to access Google Maps for the mobile web. Quelle Da muss sich Microsoft wohl wirklich selbst an der Nase nehmen.