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14.06.2017, 11:27 Uhr
So werden Roaming-Kunden abgezockt
In beliebten Ferienländern wie Thailand und Brasilien zahlen Europäer immer noch viel zu viel. Laut einem aufwendigen Vergleich bewegt sich die Schweiz im Mittelfeld.
Zwar verschwinden am 15. Juni für Bewohner der EU-/EWR-Region die Roaming-Gebühren, doch in beliebten ausserkontinentalen Ferndestinationen werden sowohl Kunden aus Europa als auch aus der Schweiz weiterhin gehörig abgezockt. Die erfreuliche Nachricht: Die Schweiz steht im Vergleich zu seinen EU-Nachbarländern noch gut da und kann – ausser Italien – von vergleichsweise günstigem Roaming profitieren. Trotzdem lässt eine aufwendige Berechnung aufhorchen, die das Schweizer Konsumentenportal Verivox zusammengestellt hat.
Verglichen hat Telko-Experte Ralf Beyeler, welche Gebühren Schweizer, Deutsche, Franzosen, Italiener und Österreich für das Roaming in beliebten Ferndestinationen ausserhalb von Europa bezahlen. Die Aufstellung umfasst die Reiseländer USA, Australien, Brasilien, Südafrika und Thailand. Für den Vergleich hat sich das Vergleichsportal an zwei Profilen orientiert: Der Vielnutzer versurft während des Aufenthalts 500 MB Daten, telefoniert zehnmal nach Hause und wird zehnmal aus seiner Heimat angerufen, während der Wenignutzer sein Telefon nur an vier Tagen benutzt, drei Gespräche nach Hause führt, drei Anrufe aus der Schweiz erhält und insgesamt 100 MB Daten verbraucht.
Schweizer im Mittelfeld
Die Berechnung zeigt, dass unsere wenignutzenden Nachbarn aus Österreich und Frankreich dabei besonders zur Kasse gebeten werden. Der französische Anbieter Bouygues etwa verlangt vom Kunden in den USA 345 Franken, der österreichische Anbieter Drei sogar 573 Franken. Kunden jener Anbieter würden für einen zweiwöchigen Ferienaufenthalt in den Vereinigten Staaten mehrere Tausend Euro bezahlen. Es fällt aber auch auf, dass Roaming in den USA meistens günstiger ist als in den anderen Ländern. Die Schweizer Anbieter verrechnen in allen vier Feriendestinationen den gleichen Preis. Swisscom verlangt 30, Sunrise 55 und Salt 82 Franken.
Österreicher und Franzosen lassen ihr Handy besser zu Hause
Grosse Unterschiede gibt es aber für Vielnutzer in den Ferien in Australien, Brasilien, Südafrika und Thailand. Am günstigsten ist mit Ausnahme von Thailand der italienische Anbieter Tre mit 55 Franken. Swisscom verlangt von uns mit 75 Franken am wenigsten, Sunrise ist mit 148 Franken gut doppelt so teuer. Salt berechnet mit 299 Franken viermal so viel wie die Swisscom. Auch bei diesem Profil fällt der österreichische Anbieter Drei mit extrem hohen Preisen auf: 2827 Franken muss der Kunde für die intensive Nutzung seines Handys in den USA bezahlen. Sowohl die Franzosen als auch die Österreicher lassen ihr Smartphone besser zu Hause: Beim österreichischen Anbieter T-Mobile kostet das bis zu 8600 Franken.
Eine Grafik des Vergleichsportals Verivox verdeutlicht den Vergleich: In Österreich wäre die Säule der Roaming-Kosten über zweieinhalb Meter lang, sagt Beyeler.
#Roaming: Was zahlen wir Schweizer und unsere Nachbarn? In Österreich so viel, dass die Grafik 2.68 Meter lang wäre. https://t.co/H2sCwtUDFv pic.twitter.com/kQYILKqLoR
— Verivox CH (@VerivoxCH) 13. Juni 2017
«Bei solchen Preisen werden die Kosten für Hotel und Flug zu Nebenkosten degradiert», meint Telekom-Experte Ralf Beyeler von Verivox.ch. Für diese Kunden gäbe es nur drei Möglichkeiten: «Smartphone ausschalten, Anbieter wechseln oder vor Ort eine Prepaid-Karte kaufen.» Gut hätten es dagegen die Kunden der drei grossen Schweizer Anbieter Swisscom, Sunrise und Salt: Alle böten inzwischen bezahlbares Roaming in den untersuchten Ferienländern an. Bei einigen Ländern wie Kuba sollten Kunden aber auch weiterhin das Smartphone während der Ferien besser ausschalten.
Autor(in)
Simon
Gröflin
15.06.2017
15.06.2017