News 17.10.2005, 11:00 Uhr

Viel Lärm um Kai-Fu Lee

Darf er oder darf er nicht bei Google arbeiten? Der Streit um den früheren Microsoft-Angestellten Kai-Fu Lee geht in die nächste Runde – und wird noch absurder.
Die Geschichte ist filmreif. Schimpftiraden, peinliche Dokumente und wutentbrannte Firmenbosse, die mit Büromöbeln um sich werfen. Die Hauptdarsteller: Microsoft, Google und ein Mitarbeiter. Seit Juli zanken sich die beiden Grosskonzerne um Kai-Fu Lee, einen ehemaligen Angestellten von Microsoft. Er wechselte ins Lager des erbitterten Konkurrenten Google. Dort sollte er die Stelle als Leiter der chinesischen Forschungs- und Entwicklungsabteilung antreten. Microsoft reichte umgehend Klage ein: Kai-Fu Lee breche eine Wettbewerbsklausel im Arbeitsvertrag.
Google bezeichnete die Vorwürfe als "vollkommen haltlos" - zu unrecht, wie sich herausstellte. Denn Microsoft entdeckte auf dem Rechner von Kai-Fu Lee ein brisantes Dokument. Es zeigte, dass Google von einer Wettbewerbsklausel ausgegangen war. Der Suchspezialist antwortete seinerseits mit peinlichen Enthüllungen: So soll Microsoft-Chef Steve Ballmer bei Mitarbeiter-Wechseln zu Google schon mal seinen Ärger an Büromöbeln auslassen und lauthals vor sich hin schimpfen.
Mittlerweile hat ein US-Gericht in Microsofts Heimatstaat Washington eine einstweilige Verfügung erlassen, die Kai-Fu Lee verschiedene Arbeiten bei Google verbietet. Damit ist die Komödie aber noch lange nicht zu Ende. Wie der Branchendiest Cnet News.com [1] berichtet, müssen die beiden Streithähne heute erneut vor Gericht antraben - dieses Mal in Googles Heimatstaat Kalifornien. Es wird gleich über zwei Anträge entschieden: Google verlangt, dass Lees früherer Vertrag als nichtig erklärt wird. Microsoft wiederum will eine Entscheidung, ob die Forderung seines Gegners fallen gelassen, in Washington behandelt oder in Kalifornien sistiert werden soll. Freuen wir uns auf weitere Akte im Google-Microsoft-Theater.



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