News 04.04.2013, 10:05 Uhr

WEKO prüft Teleclub-Sportübertragungen

Die Wettbewerbskommission (WEKO) will untersuchen, ob Swisscom und Teleclub mit den Sportübertragungen auf Swisscom TV ihre Vormachtstellung missbrauchen. Die Konkurrenz begrüsst den Entscheid.
Die Schweizer Wettbewerbskommission (WEKO) hat eine Untersuchung der Live-Sport-Übertragungen durch Teleclub eröffnet. Man habe Anhaltspunkte dafür, «dass Cinetrade und Swisscom im Bereich der Übertragung von Live-Sport im Pay-TV marktbeherrschend sind und diese Stellung missbrauchen», so die WEKO in einer Mitteilung.
Swisscom-Kunden erhalten mehr Sport für weniger Geld
Der PayTV-Anbieter Teleclub, dessen Mehrheit der CT Cinetrade AG gehört, bietet umfangreiche Live-Übertragungen aus der Welt des Sports. Das Störende daran: In vollem Umfang ist das Angebot nur bei Swisscom TV zu sehen. Während Kunden von Kabelfernsehanbietern oder Sunrise TV lediglich drei Sportkanäle über Teleclub beziehen können, sind es über Swisscom TV bis zu 31 Kanäle, auf denen parallel Sportübertragungen laufen. Nur über Swisscom TV können Kunden so beispielsweise sämtliche Fussballpartien der Raiffeisen Super League sehen. Und dabei zahlen Kunden bei Swisscom TV erst noch weniger dafür: Das Grundpaket Teleclub Cinema, das Voraussetzung für das Zusatzpaket Teleclub Sport ist, kostet hier nur Fr. 29.90 im Monat, während alle anderen Kunden für das Grundpaket 10 Franken mehr im Monat bezahlen. Zwar kostet das Zusatzpaket Sport bei Swisscom TV monatlich 3 Franken mehr als bei der Konkurrenz, was insgesamt aber immer noch zu einem günstigeren Preis führt.
Swisscom argumentiert, dass beispielsweise UPC Cablecom eine Einspeisegebühr von Teleclub verlangt, damit die Übertragung in das Kabelnetz erfolgen kann. Diese zusätzliche Gebühr sei in der Abo-Gebühr mit abgebildet.
Weiter ist es exklusiv Swisscom-TV-Kunden möglich, einzelne Sport-Übertragungen auch ohne Teleclub-Abo zu kaufen. Damit kann man beispielsweise für ein paar Franken zwei oder drei Fussballspiele pro Monat anschauen, ohne die hohen Abo-Gebühren für das Grundpaket auch noch berappen zu müssen.
Diese Koppelung von Grundpaket und den Zusatzpaketen wie Sport ist übrigens ein weiterer Grund für die WEKO-Untersuchung: «Es ist schliesslich zu klären, ob hier eine nach Kartellrecht unzulässige Koppelung vorliegt», schreibt die WEKO.
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Kabelnetzbetreiber begrüssen Entscheid

Kabelnetzbetreiber begrüssen Entscheid
Doch zurück zur Bevorteilung der Swisscom durch Teleclub. Diese ist auch darum so kontrovers, weil Swisscom 49 Prozent der Aktien der CT Cinetrade AG hält. «Offensichtlich ist der Einfluss der Swisscom so gross, dass sie Cinetrade/Teleclub entgegen jeglicher ökonomischer Vernunft verbieten kann, die Fussball- und Eishockeyspiele auch den Kabelnetzkunden anzubieten», sagt Swisscable-Präsident Filippo Leutenegger. Die Kabelnetzbetreiber versuchen schon lange erfolglos, ein Sportangebot auf die Beine zu stellen, das mit jenem von Swisscom TV vergleichbar ist. Entsprechend gross ist die Zustimmung für die WEKO-Untersuchung. Leutenegger: «Nach dem Entscheid der WEKO erwarten wir, dass die Schweizer Bevölkerung rasch breiten Zugang zu den Fussball- und Eishockeyspielen erhält. Es darf nicht sein, dass die staatlich kontrollierte Swisscom dies verhindert.»
Auch der grösste Schweizer Kabelnetzbetreiber UPC Cablecom begrüsst den WEKO-Entscheid und findet klare Worte für die aktuelle Situation: Die Kabelnetze würden mit einem Minimalangebot abgespeist, das nur einen Bruchteil aller Teleclub-Sportsender umfasse und für die Kunden deutlich unattraktiver sei. Cablecom-CEO Eric Tveter: «Die Motivation von Teleclub ist wirtschaftlich nicht erklärbar. Teleclub schottet den Markt systematisch ab.»
Swisscom: «teilweise Exklusivität gerechtfertigt»
Swisscom sieht dies natürlich etwas anders. «Die hohen Investitionen, die Swisscom und Cinetrade getätigt haben, um die zuvor in der Schweiz vernachlässigten Sportübertragungen als attraktive Inhalte für das Pay-TV anbieten zu können, rechtfertigen eine teilweise Exklusivität bei der Verbreitung über Swisscom TV», schreibt das Unternehmen in einer Stellungnahme. Man sei zuversichtlich, dass auch die WEKO zu diesem Schluss kommen werde. Mit den hohen Investitionen meint Swisscom etwa langfristige Verträge mit Cinetrade, in denen man sich verpflichtet hat, die entsprechenden Teleclub-Angebote anzubieten. Daher seien auch gewisse Exklusivrechte in diesen Verträgen festgehalten worden, wie Swisscom auf Anfrage sagte.
Ganz ähnlich tönt es auch von Teleclub-Besitzerin Cinetrade. Auch hier beruft man sich auf die Investitionen, die im Rahmen der langjährigen Partnerschaft mit Swisscom - auch zur Sicherung von Übertragungsrechten - getätigt wurden und die nach Meinung von Cinetrade «ohne Teilexklusivität nicht in genügendem Mass geschützt werden können.»



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