News 20.06.2013, 10:33 Uhr

Xbox One: Microsoft krebst zurück

Nach der harschen Kritik an Microsofts DRM-Politik mit der Xbox One machen die Redmonder einen Rückzieher. Die neue Xbox wird keine Internetkontrolle durchführen, Spiele können frei getauscht werden. Doch auch einige Features gehen so verloren.
Im ersten Moment jubelte die Gamerschaft ob der neusten Pressemitteilung von Microsoft. Man habe auf die Gamer gehört und schaffe deshalb die Onlineprüfung ab, die das Gerät alle 24 Stunden mit den Microsoft-Servern verbinden sollte. Ebenfalls werde es seitens Microsoft keinerlei Restriktionen im Tausch mit physischen Spieledisks geben.
Ein logischer Schritt von Microsoft, sah die Xbox an der E3 doch ziemlich schlecht aus neben Sonys PlayStation. Die Gunst der Gamer lag bei den Japanern, die sich, ohne selbst viel sagen zu müssen, einen riesigen PR-Vorteil verschaffen konnten. Microsoft verhaspelte sich weiter in PR-Sprache, widersprüchlichen Aussagen und ungenauen Erklärungen. Nach und nach sickerte etwas durch, das man einen Plan nennen könnte. Die Xbox One sollte eine Art Steam für Konsolen werden, Microsoft versagte in der Kommunikation dessen aber komplett.
Natürlich hatte das PR-Versagen Konsequenzen: Microsoft konnte seine Vision von einer Konsole mit einem digitalen Cloud-Angebot nicht an die Fans vermitteln und vergraulte diese. Der Fokus lag stets auf den Restriktionen, und die Vorteile, die von den Redmondern gezeigt wurden, waren schlicht nicht gut genug für die Gamer.
Jetzt krebst Microsoft zurück und zwar nicht ein wenig, sondern komplett. Alles wird gestrichen: DRM, digitales Teilen, Restriktionen beim Ausleihen, alles ist weg. Die Xbox One wird zu einer zweiten PlayStation 4, mit mehr TV und weniger Leistung.
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Der Verlust

Der Verlust der DRM-Komponente ist sicherlich gut für die Konsumenten. Weniger Restriktionen der Besitzrechte sind ein Schritt in die richtige Richtung. Der Verlust der Sharing-Features hingegen nicht. Microsoft glaubt wohl nicht an eine Onlinebibliothek mit Funktionen zum Teilen und Ausleihen, ohne die ständige Kontrolle. Dies ist wohl auch richtig so, könnte aber leicht trotzdem ermöglicht werden: Im Offline-Modus kann nicht geteilt oder ausgeliehen werden. Wer dies tun will, muss online gehen und sich kontrollieren lassen. Statt nach einem besseren System für eine eigentlich lobenswerte Innovation im Konsolenbereich zu suchen, kehrt Microsoft auf den Stand der Xbox 360 zurück und entfernt alles Neue und Interessante. Schade, denn so geht ein Konzept verloren, dass möglicherweise zukunftsweisend hätte sein können.
Für Sony bietet sich hier eine einmalige Gelegenheit: Bringt der PlayStation-Hersteller eine Onlinebibliothek im Stile von Steam und verwaltet diese ohne allzu intrusives DRM, könnte das verheerend für Microsoft sein. Denn: Wechseln die Xbox-Macher daraufhin erneut ihre Haltung und versuchen, ein solches System trotzdem noch zu bringen, ist die Reputation wohl endgültig weg. Tun sie es nicht, fehlt Microsoft ein Schlüssel-Feature im Vergleich mit Sony.
Steam ermöglicht angeblich bald das Teilen
Was die Xbox One für Konsolen werden wollte, gibt es für den PC schon lange: Steam, eine Plattform, auf der digitale Games gekauft und verwaltet werden können. Auch bei Steam können Spiele nicht ausgeliehen oder weiterverkauft werden, und auch das kam anfangs nur sehr schlecht an. Die Plattform des Game-Entwicklers Valve erkämpfte sich mit tiefen Preisen, Community-Angeboten und viel Service die Akzeptanz der PC-Gamer. Etwas, das auf den Konsolen noch undenkbar scheint. Eben dieses Steam will laut Hinweisen aus einer Beta-Version des Clients, das Teilen und Ausleihen von Games ermöglichen. In der aktuellen Steam-Beta-Version sind drei Textbausteine enthalten, die stark auf solche Features hindeuten. Ein entsprechender Dialog im Programm sieht beispielsweise vor, dass ein derzeit verliehenes Spiel gerade von einem Freund genutzt wird. Sobald der Titel wieder vom ursprünglichen Käufer genutzt werden soll, erhält der Begünstigte eine entsprechende Meldung, die Nutzung wieder einzustellen. Offiziell wurde ein solches Feature noch nicht bestätigt.
Steam hatte einen rauen Start und musste über Jahre um Akzeptanz kämpfen. Anders als Microsoft gab es aber keine veritable Alternative zu Steam. Ein Luxus, den Microsoft nicht hat. Die Entscheidung, das DRM mitsamt aller Features aus dem Fenster zu werfen, scheint etwas krass und vielleicht sogar voreilig. Bei Betrachtung der Marktsituation und Nintendos Versuch, anders zu sein, scheint es aber für Microsoft keinen anderen Ausweg zu geben.



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