News 01.07.2013, 08:33 Uhr

Auslands-Knigge für IT-Fachleute

New York, Rio, Tokio. Wenn IT-Profis ein Projekt im Ausland annehmen, dann warten dort auch fremde Sitten und Gebräuche – und damit Fettnäpfchen. Wir sagen Ihnen, wie man sich gegen peinliche Auftritte in Brasilien, Indien, Grossbritannien, den USA und in der russischen Föderation wappnet.
Die grosse weite Welt fasziniert uns nicht nur zur Ferienzeit. Viele IT-Experten treibt es aus rein beruflichen Gründen immer öfter in alle Himmelsrichtungen. Globalisierung findet nicht nur im Internet statt, sondern auch am eigenen Leib. So wird man als IT-Profi ins ferne Brasilien oder nach Indien geschickt, um Projekte vor Ort zu begleiten oder eine neue Software einzuführen. Wer auf die feinen kulturellen Unterschiede des jeweiligen besuchten Landes achtet, hat meist einen besseren Start und tut sich auch im Laufe des Besuchs leichter mit den Kollegen, Lieferanten oder Auftraggebern. 
Indien – ein Land zwischen Tradition und Hightech
Viele Spezialisten kommen aus Indien in die Schweiz und in andere westliche Länder. Greencards wurden gerade für Inder vermehrt beantragt und ausgestellt. Wie aber steht es damit, wenn Sie als IT-Spezialist nach Indien kommen?
Seien Sie sich bewusst, dass Inder gerne viel versprechen, aber nur die Hälfte, wenn nicht sogar noch weniger einhalten. In Verhandlungen ist es wichtig, seinem indischen Partner einen kurzfristigen Nutzen darzustellen. Unser langfristiges Denken liegt ihnen fern. Bauen Sie Beziehungen zum Geschäftspartner auf. Eine E-Mail als Kaltakquisetechnik wird zu 99 Prozent nicht beantwortet. Lassen Sie sich lieber über eine dritte Person empfehlen. 
Das bestehende Kastenwesen unterstreicht ein starkes Hierarchiedenken, und so kommt es vor, dass bestimmte Berufe noch immer von bestimmten Kasten besetzt sind. Zum Beispiel sind Controlling-Positionen oft von Personen der Vaishya (die Kaste der Händler und Grundbesitzer) besetzt. Aber im Grunde kann man sich heute aus der niederen Kaste hocharbeiten - gerade bei europäischen Unternehmen. 
Der männliche IT-Profi sollte sich eher zurückhalten, wenn es um die Begrüssung von Frauen geht. Warten Sie, bis Inderinnen Ihnen die Hand reichen. Männer untereinander reichen sich die Hand, die Begrüssung der Frau erfolgt oft durch die Namaste-Geste. Ein Kopfnicken, bei dem die Hände unter dem Kinn gehalten werden. Generell gilt: Eine fremde Frau zu berühren, ist sehr unhöflich. 
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Russische Föderation – Business mit Wodka und Kaviar
Die Grenzen der EU verschieben sich immer weiter nach Osten, die Russische Föderation ist dadurch Nachbar der EU geworden. Das sollten Sie über die Kultur und Geschäftsgepflogenheiten wissen:
In erster Linie ist es ratsam, viel Zeit und Geduld für einen Besuch in Russland im Reisegepäck zu haben. Die Beziehungspflege ist das A und O im Russlandgeschäft. Sie sollten sich auf eine ausgeprägte Hierarchiestruktur einstellen.
Ähnlich wie in Indien geben Männer den Frauen nicht die Hand, sondern warten, bis diese ihnen gereicht wird. Passiert dies nicht, sind ein leichtes Kopfnicken und ein kurzer Blickkontakt üblich. Längere Blickkontakte sind in Russland eher selten. Frauen werden sehr höflich behandelt. Herren untereinander begrüssen sich mit einem Handschlag. Der bekannte russische Bruderkuss wird höchstens unter engeren Beziehungen gepflegt - aber ganz bestimmt nicht bei einem Erstkontakt.
Bringen Sie gerade für Verhandlungen einen Dolmetscher mit. Gehen Sie nicht davon aus, dass Ihr Partner fliessende Englischkenntnisse vorweisen kann. Lassen Sie sich nicht zu schnell auf einen Kompromiss ein. Das ist ein Zeichen für Schwäche. Durchhaltevermögen und Stärke zahlen sich im Zweifel aus. Wenn Sie zu guter Letzt einen Vertrag abgeschlossen haben, sollten Sie diesen nicht überschätzen. Garantierte Lieferzeiten bedeuten meist nicht all zu viel.
Ein Klischee stimmt: Sie sollten trinkfest sein. Das erste Glas wird auf ex getrunken, danach geht es mit «männlichen» Zügen weiter.
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Grossbritannien – it's hard to be a gentleman
In Grossbritannien glauben wir, uns einigermassen heimisch zu fühlen. Was den Schweizer IT-Profi aber ganz extrem von seinem Inselpendant unterscheidet, ist sein Hang zur Vermeidung von Unsicherheit. Sicherheit auszustrahlen, ist für Schweizer sehr wichtig. Die Angelsachsen sehen das eher locker. Was sich darin äussert, dass Briten eher zielorientiert und nicht so prozessverliebt sind wie mancher Schweizer.
Engländer bleiben auch in stressigen Situationen ruhig und beherrscht. Was sie allerdings zur Raserei bringt, ist, wenn sich jemand in der Warteschlange vordrängelt. Hier verstehen Briten mit ihrem meist schwarzen Humor keinen Spass!
Und übrigens, nach dem ersten Handschlag zur Begrüssung heisst es normalerweise: «Don't touch personal things». Daran sollten Sie sich auch halten. Zu viel Nähe verträgt der Brite nicht. In Sachen Small Talk können Sie sich ganz vom Angelsachsen führen lassen. Sie dürften fast als Erfinder des Small Talks tituliert werden. 
Brasilien – Gepflogenheiten zwischen Copacobana und Zuckerhut
Nicht selten kommt es vor, dass gerade in Brasilien ein Einsatz von europäischen Spezialisten gefordert wird. Stellen Sie sich im Land des Zuckerhuts und Samba auf starke Hierarchien ein. Brasilianer sind höfliche, freundliche und harmoniebedürftige Menschen.
Pünktlichkeit ist nicht vorrangig. Nicht selten verzögert sich der Beginn eines Meetings. Probleme werden oft erst ganz am Ende eines Meetings im Nebensatz angesprochen. Jeithino ist die typische brasilianische Last-Minute-Lösung für ein Problem. Das gehört fest zu ihrer Geschäftskultur.
Der männliche Dresscode ist dem der Europäer ähnlich. Helle Anzüge sind allerdings öfter zu sehen. Frauen tragen elegante Kostüme oder Anzüge und legen Make-up auf. Auch in der Freizeit gilt es, auf gepflegte Kleidung zu achten. 
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USA – Das Land der unbegrenzten Möglichkeiten
Immer wieder hört man, US-Amerikaner seien oberflächlich. Dieser Eindruck entsteht leicht, wenn man die amerikanische Höflichkeit, die sich im täglichen Miteinander durch freundliche Worte auch Wildfremden gegenüber äussert, auf die Waagschale legt. US-Amerikaner benutzen eine Vielzahl von Floskeln und Konjunktiven, um den ersten Kontakt zu erleichtern und um eine angenehme Atmosphäre zu schaffen. Europäer tendieren oft dazu, die Worte zu ernst zu nehmen, und sind dann enttäuscht, wenn aus der Höflichkeit nicht zwangsläufig lebenslange Freundschaft wird.
Auch wenn die Art der geschäftlichen Kommunikation sehr locker wirkt und alle sich beim Vornamen nennen: Ein Amerikaner weiss sehr genau, wer welche Rolle oder Position im Unternehmen hat und wird diese trotz einer lockeren Ansprechweise immer im Hinterkopf haben. Achten Sie bei einem lockeren Umgangston bitte immer auf Ihre Wortwahl. Derbe Umgangssprache hat im Geschäftsleben nichts zu suchen, und vermeiden Sie «Kraftausdrücke». Nicht umsonst werden diese Wörter im Fernsehen zensiert!
Bedenken Sie auch, wie sensibel das Thema sexuelle Belästigung gehandhabt wird. Diskriminierung gibt es in vielen Facetten, und die falsche Bemerkung zur Kleidung oder eine unbedachte Berührung oder ein zu eindringlicher Blick kann schnell missverstanden werden.
Also doch kein Land der unbegrenzten Möglichkeiten? Diese zeigen sich eher im Projekt selbst: Die Bereitschaft und Flexibilität bei der Umsetzung von Projekten ist sehr viel grösser als beispielsweise in Deutschland. Nach dem Motto «let's try it». Und die Devise heisst oft «learning by doing».
Mehr zum Thema in unserer Schwesterpublikation Computerwoche.de: 10 Tipps für Geschäfte am Zuckerhut: Business-Knigge Brasilien 



Kommentare
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Nebuk
02.07.2013
Seien Sie sich bewusst, dass Inder gerne viel versprechen, aber nur die Hälfte, wenn nicht sogar noch weniger einhalten. In Verhandlungen ist es wichtig, seinem indischen Partner einen kurzfristigen Nutzen darzustellen. Unser langfristiges Denken liegt ihnen fern. Bauen Sie Beziehungen zum Geschäftspartner auf. Das finde ich gut. Hört sich fast danach an als ob die vielen grossen Manager und Politiker hier in der Schweiz aus Indien kommen oder dort Jahre studiert haben.

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babywhale
03.07.2013
ja ja.... SAP und die Beraterwelt drum herum ist nicht das gesamte Universum der IT. Übrigens, ist der ganze Knigge ziemlich rassistisch. Aber item. Schweizer ITler werden in den USA generell in Quarantäne draussen in der Wüste, gehalten, denn was die Amis nicht verbutzen können, sind irgendwelche halb gebackenen Würmchen, die rüber kommen und als erstes die gesamten Geschäftsprozesse definieren wollen. Amis können ganz gut alleine schlampen und mit Booze, Allen und Hamilton die Sicherheitsprotokolle missachten. die Asiaten hingehen, sind willkommen, weil sie eben professionell, innerhalb ihres Scopes und erst noch günstig arbeiten. Meist sind sie auch nicht Gun weilding nut jobs, die, weil sogar die tea party sie rausschmiss, den Globus mit gefakten Powerpoint Slides überschwemmen. des Weiteren sollten Frauen sich grundsätzlich von Indien und ähnlichen Ländern fernhalten. Wir wollen ja nicht, dass die militante Abwehr von Grapschern eine diplomatische Krise auslöst. Naja. Jedenfalls amüsierte ich mich anlässlich eines Projektes mit Japanern köstlich darüber, dass sie ständig ihre Visitenkarten mit beiden Händen und sich beugend präsentierten, als ob es ein Fetisch wäre und ich die Geste mit stoischer Ruhe und erhobenen Hauptes wie eine Domme quittierte (Ich bin mit 1 m 76 grossgewachsen). Eine Geste meinerseits, die sich in den weiteren Gesprächen mit den so Submittierten als negotiating tool erweiste. lulz.