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05.12.2017, 09:59 Uhr
SBB testen erstmals einen selbstfahrenden Zug
Die SBB und Stadler Rail haben in der Nacht einen «Geisterzug» getestet, der automatisch bremst und beschleunigt. Damit soll sich die Frequenz der Züge um 30 Prozent steigern lassen.
In Zusammenarbeit mit der Schweizer Bahnbranche testen die SBB und Stadler auf der Strecke Bern–Olten neue digitale Assistenzsysteme für Lokführer. Bei diesen in der Schweiz erstmals durchgeführten Tests wird ein Zug im Beisein des Lokführers automatisch gebremst und beschleunigt. Ziel ist es, die Kapazität des Bahnnetzes bei gleichbleibender Sicherheit zu erhöhen und Kosten zu sparen.
Energiesparende Fahrt
Bereits heute ist der Schweizer Bahnbetrieb in vielen Bereichen stark automatisiert: Gemäss Angaben der SBB werden 90 Prozent der Stellwerke aus einer der fünf Betriebszentralen mit IT-basierten Systemen gesteuert. Diese Systeme entwickelt die Schweizer Bahnbranche nun gemeinsam weiter.
Ein erster Test dieser Weiterentwicklung wurde nun auf der Bahn-2000-Strecke zwischen Bern und Olten durchgeführt. Konkret wurde ein Doppelstockzug im Beisein des Lokführers mithilfe eines neuen Fahrassistenzsystems automatisch gebremst und beschleunigt. Zusätzlich folgte der Zug einem vorgegebenen Geschwindigkeitsprogramm für eine besonders energiesparende Fahrt. Dieser Grad der Automatisierung ist vergleichbar mit einem Autopilot: Der Lokführer ist im Führerstand, überwacht und greift bei Bedarf ein. Das neue Fahrassistenzsystem baut auf dem bestehenden Zugsicherungssystem European Train Control System (ETCS Level 2) sowie einem von den SBB entwickelten System für die energiesparende Fahrweise namens adaptive Lenkung (ADL) auf.
Lokführer bleibt
Wie die aktuellen Tests verdeutlichen, sind automatisierte Züge nicht gleichbedeutend mit selbstfahrenden oder unbegleiteten Zügen: Die SBB sind überzeugt, dass es für die sichere und pünktliche Abwicklung des Bahnbetriebs auch künftig Fachpersonen im Zug brauche.
Die beschriebenen Tests sind schliesslich Teil des Programms SmartRail 4.0. In dessen Rahmen wollen die Branchenpartner BLS, Südostbahn, Rhätische Bahn, Verband öffentlicher Verkehr und SBB die Digitalisierung und Automatisierung der Fahrplanerstellung, des Betriebs und der Zugsteuerung vorantreiben.
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