News 23.01.2004, 14:15 Uhr

Cablecom: neuer Spam-Schutz zu streng?

Seit Anfang Woche hat Cablecom die Massnahmen gegen unerwünschte Werbemails verstärkt. Die Folge: Mailkunden des Providers können Nachrichten von gewissen Absendern und Servern nicht mehr empfangen.
Auf Mailing-Listen wie SwiNOG (Swiss Network Operators Group) [1] und Portalen wie Symlink [2] ist momentan eine grosse Diskussion im Gange: Grund ist eine neue Anti-Spam-Massnahme von Cablecom. Wie der Schweizer Kabelinternet-Provider auf seiner Website informiert, hat er eine konzentrierte Aktion festgestellt, mit der E-Mail-Adressen seiner Kunden ausgekundschaftet und gesammelt werden [3]. Betroffen sind Kunden, die über eine hispeed-, swissonline-, balcab- oder urbanet-Adresse Nachrichten empfangen. Seit Montag verwendet Cablecom deshalb strengere Methoden, um die Attacke einzudämmen und unerwünschte Werbemails aus seinem Netz zu verbannen. Insgesamt sind es drei Massnahmen:
Der Einsatz der Blacklist (Schwarzen Liste) des Anti-Spam-Dienstes Spamhaus.org [4]. Sie enthält IP-Adressen [5] von Virenabsendern und Spammern.
Aus Netzwerken, von denen viele Werbemails stammen, wird nur noch eine beschränkte Anzahl Nachrichten entgegengenommen. So will Cablecom den Massenversand eindämmen.
Die Verwendung von "Reverse DNS Lookup". Mit dieser Methode wird überprüft, ob eine E-Mail einem bestimmten Absender zugeordnet werden kann. Kommt die Nachricht von einem Server ohne Reverse-DNS-Eintrag, wird er blockiert.
Gerade letzteres wird von Betroffenen scharf kritisiert. Durch die vollständige Blockierung kommen Mails von bestimmten Servern nicht mehr an. Selbst wenn es sich um seriöse Korrespondenz handelt. Zwar besitzen viele Provider, vor allem grössere, einen Reverse-DNS-Eintrag, obligatorisch ist dies jedoch nicht.
Guido Honegger vom Aargauer Internetprovider Green.ch [6] findet die Massnahme der Cablecom zu streng. Er ist gegenüber der Verwendung von "Reverse DNS Lookup" skeptisch eingestellt, da es sich seiner Meinung nach um eine "Holzhammermethode" handle. Sein Unternehmen testet zur Zeit eine Anti-Spam-Massnahme, die auf Filter setzt. Dieses Verfahren sei flexibler. Zudem können alle Nachrichten empfangen werden, Werbemails landen einfach in einem speziellen Spam-Ordner. Cablecom-Kunden bleibt hingegen unbekannt, ob sie nun eine Nachricht von einem blockierten Server erhalten haben oder nicht.
Auch Bluewin [7] verzichtet auf Reverse-DNS-Abfragen. Das Unternehmen setzt laut Pressesprecherin Myriam Ziesack auf Filtertechnologien und normale DNS-Checks [8]. Diese Massnahmen seien für Bluewin zufriedenstellend.
Cablecom selbst wird die umstrittenen Anti-Spam-Massnahmen aber glücklicherweise nicht permanent einsetzen. Wie das Unternehmen auf seiner Website informiert, sollen sie nur in dringlichen Fällen und befristet verwendet werden. Ausserdem verschickt der Provider laut Pressesprecher Stefan Howeg seit kurzem eine Nachricht an gesperrte Server, in der mitgeteilt wird, wieso die Mails bei Cablecom-Kunden nicht mehr ankommen und was der Absender dagegen unternehmen kann.



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