Grosses Öko-Update für Krypto-System Ethereum – mit Risiken

Umstellung auf «Proof of Stake» von «Proof of Work»

Buterin hatte bereits 2014 überlegt, ob es nicht besser sei, auf das Verfahren «Proof of Stake» (PoS) umzusteigen, das extrem viel weniger Strom verbraucht. Dabei zahlen Krypto-Investoren eine bestimmte Anzahl digitaler Münzen ein, um an einer Art Lotterie teilzunehmen. Jedes Mal, wenn eine Transaktion validiert werden muss, wird ein Teilnehmer (Staker) aus dem Lostopf ausgewählt, um den Austausch zu verifizieren und neue Münzen als Belohnung zu erhalten.
In der Krypto-Szene ist der Schwenk nicht unumstritten. Vor allem die Bitcoin-Befürworter halten «Proof of Stake» für ungerecht, weil letztlich nur die Besitzer von grossen Coin-Beständen von dem Verfahren profitieren würden. Unter den PoS-Kritikern sind aber auch besonders viele «Miner», die grosse Summen in ihre Rechenzentren zum Schürfen von Bitcoin und Ether investiert haben. Sie haben handfeste Eigeninteressen, um einen Wechsel abzulehnen.

Hohe technologische Hürden beim Umstieg

Manche Experten befürchten aber auch, dass der komplexe Umstieg technisch scheitern könnte. «Die Umstellung der Ethereum-Blockchain ist eine grosse technologische Herausforderung und vergleichbar mit der Umstellung eines Dieselautos auf Elektromotor bei laufender Fahrt», sagt Peter Grosskopf, Mitbegründer der Solarisbank.
Der Berliner Unternehmer Grosskopf erwartet bei einer erfolgreichen Umsetzung des Mammut-Projektes aber einen positiven Effekt auf die gesamte Branche. «Die Umstellung bringt eine radikale Energieersparnis.» Damit werde die zweitgrösste Blockchain attraktiver für Investoren, die ihre Anlagen nach den Nachhaltigkeitskriterien (ESG) auswählen. «Mehr noch. Auf der Ethereum-Technologie lassen sich nun Finanztransaktionen global mit minimalem Energieverbrauch verarbeiten.» Sie könnte ein Treiber für weitere Einsparungen werden, wenn sie Tausende Rechenzentren von Banken ersetze.

Problem mit hohen Transaktionsgebühren bleibt bestehen

Zwei wichtige Probleme wird «The Merge» aber nicht lösen. Zum einen gibt es derzeit beim Validieren der Transaktionen immer wieder grosse Verzögerungen, weil die Kapazitäten des Systems nicht mit dem Ansturm Schritt halten können. Damit verbunden ist das zweite Problem: Die hohe Netzwerkauslastung mit vielen Transaktionen treiben immer wieder die Transaktionsgebühren (Gas-Fees) in schwindelerregende Höhen.
Das führte beispielsweise bei etlichen digitalen Kunstauktionen dazu, dass die Ausführungsgebühren viel höher lagen als der Preis für das NFT selbst. «The Merge» wird nicht die Staus auflösen, noch die hohen «Gas-Fees» senken. Das soll weiteren Updates vorbehalten bleiben, die bis 2023 über die Bühne gehen sollen.
Für Investoren, die bereits Ether-Coins besitzen, ändert sich durch «The Merge» zunächst nicht viel. Allerdings werden der Handel sowie die Ein- und Auszahlungen von Ether während der Umstellung als Vorsichtsmassnahme auf Plattformen wie Coinbase oder Bison für ein paar Stunden ausgesetzt werden.

Gefahr für Abspaltungen droht

Da noch nicht klar ist, ob die Ethereum-Gemeinde sich dem Umstieg komplett anschliessen wird, kann es die Tage danach unübersichtlich werden. Denkbar ist, dass manche PoS-Verweigerer den Umstieg nicht mitmachen wollen und sich von der offiziellen Ethereum-Blockchain abspalten. Die Tauschplattform Bison von der Börse Stuttgart warnt ihre Kunden bereits vor möglichen Betrügern, die die Situation ausnutzen und beispielsweise Coins zum Kauf anbieten, die gar nicht existieren.


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