News 15.10.2014, 08:01 Uhr

Swiss steigt ins Mobilfunkgeschäft ein

Die Swiss sorgt im Roaming-Bereich für Bewegung. Mit einer eigenen SIM-Karte heizt sie Swisscom und Co ein. Denn die Gebühren der Fluggesellschaft sind deutlich günstiger als diejenigen der Telkos.
Die Swiss wird Telko-Konkurrent. Mit «Swiss Mobile» lanciert sie eine eigene Prepaid-SIM-Karte, die speziell für Ferienreisende oder Geschäftsleute mit Auslandeinsätzen attraktiv sein soll.
Eine Fluggesellschaft als Roaming-Anbieter. Wenn das keine geniale Idee ist. Wo sonst brauchen die Menschen dringender günstige Roaming-Gebühren, als wenn sie aus dem Flugzeug steigen? Allerdings braucht die Swiss für ihr Unterfangen natürlich einen Partner und den versteckt sie gut - warum auch immer. Der Provider wird erst in den AGB ersichtlich. Es handelt sich um Naka Mobile mit Hauptsitz in Sirnach/TG. (Die auf der Webseite mit Buchs/SG angegebene Adresse ist gemäss Handelsregisterauszug eine Zweigniederlassung.) Naka schreibt über sich, ein «globales Mobilfunk und Technologie Unternehmen mit Sitz in der Schweiz» zu sein. Die Firma ist privat gehalten. Der Hauptaktionär soll «eine seit vielen Jahren existierende und renommierte Unternehmensgruppe» sein. Naka betreibt ein eigenes Operating-System und besitzt eine Netzwerkinfrastruktur für Switching, Routing, Signalling, Messaging und VoIP-Integration.

Die Angebote

Die Fluggesellschaft verspricht, dass in über 180 Ländern zu teilweise 80 Prozent günstigeren Roaming-Tarifen telefoniert und gesurft werden kann. Ein Anruf aus der Schweiz nach Deutschland kostet beispielsweise 19 Rappen pro Minute, aus Deutschland in die Schweiz 14 Rapen pro Minute. Verbindungskosten in und aus sämtlichen Ländern können mit diesem Tarifrechner abgefragt werden.
Innerhalb der Schweiz kostet das Telefonieren ebenfalls 19 Rappen pro Minute, das Surfen ist für 10 Rappen pro Megabyte möglich. Eingehende Anrufe aus über 50 Ländern sind kostenfrei. Dazu bietet die Swiss verschiedene Datenpakete für die Regionen Europa, USA und Südafrika.
Die Karte kostet Fr. 29.90, wobei 20 Franken als Startguthaben verwendet werden. Sie kann online unter swiss.com/swiss-mobile oder ab 1. November im Duty-Free-Verkauf an Bord bezogen werden. Zudem ist es möglich, sie über den Duty-Free-Pre-Order-Service für den nächsten Flug vorzubestellen.
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Telkos deutlich teurer

Telkos deutlich teurer

Aber sind die Angebote von Swiss und Naka tatsächlich so günstig wie angepriesen? Ralf Beyeler, Telekomexperte von Comparis, hat nachgerechnet: «In europäischen Ländern getätigte Anrufe innerhalb des Landes und in die Schweiz kosten 14 Rappen pro Minute. Die günstigsten Tarife der Schweizer Mobilfunkanbieter sind mehr als doppelt so teuer. So bezahlen Kunden von Swisscom und Sunrise für diese Anrufe im besten Fall 30 Rappen pro Minute. Um von diesen günstigen Minutenpreisen profitieren zu können, müssen die Kunden von Swisscom und Sunrise ausserdem eine monatliche Grundgebühr von rund 10 Franken bezahlen.» Klarer Punktsieg für die Fluggesellschaft also. Und wie sieht es bei den Datenpaketen aus? «Die Roaming-Pakete der Schweizer Mobilfunkanbieter Swisscom, Sunrise und Orange sind erheblich teurer.» Die kostenlosen Anrufe aus über 50 Ländern sind da noch nicht eingerechnet.
Während das Telefonieren innerhalb der Schweiz mit 19 Rappen pro Minute ebenfalls mit der Konkurrenz mithalten kann, ist es allerdings «massiv teurer», mit der Swiss-Mobile-Karte in der Schweiz zu surfen, sagt Beyeler. Ein anderer Nachteil sei, dass Kunden keine Schweizer, sondern eine britische Telefonnummer erhalten. Und was man erst beim Lesen der AGB bemerkt: Wer die SIM während eines halben Jahres nicht verwendet, dem wird pro Monat einen Franken vom Guthaben abgezogen.
Dennoch ist Swiss Mobile das Angebot, das für Reisende preislich die momentan deutlich günstigste Lösung darstellt. Zwar merkt Beyeler an, dass in vielen Fällen lokale SIM-Karten noch günstiger sein dürften. Der Aufwand, sich eine solche zu beschaffen, anstatt die Swiss-Karte im Flugzeug zu kaufen, ist aber deutlich grösser.

Fabian Vogt
Autor(in) Fabian Vogt



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