News 18.04.2018, 06:20 Uhr

Test: God of War – das Spiel des Jahres?

Wieso selbst PC-Spieler einen Blick auf das neue «God of War» riskieren sollten, das erfahren Sie im umfangreichen Test.
«God of War» und die PlayStation fahren bereits seit über zehn Jahren auf der Erfolgsspur. Die Abenteuer des wütenden Kriegsgotts Kratos verkauften sich millionenfach und gehören bis heute zu den beliebtesten Exklusivspielen. Santa Monica Studio betreute die Serie über die Jahre und sah trotz der guten Zahlen Handlungsbedarf. Das am 20. April 2018 exklusiv für PlayStation 4 erscheinende «God of War» stellt die Serientradition förmlich auf den Kopf: Ein gealterter Kratos kämpft diesmal nicht nur mit Ungeheuern, sondern plagt sich auch mit Vaterpflichten und dem Verarbeiten des Todes seiner Ehefrau herum.

Spiel der Emotionen

Bereits die ersten Szenen bewegen: Kratos und sein Sohn Atreus bereiten die Begräbniszeremonie für die Verstorbene vor. Die Beziehung zwischen Vater und Sohn steht unter keinem guten Stern und ganz offensichtlich ist Kratos den Umgang mit seinem Kind nicht gewohnt. Dieses Motiv zieht sich durch das gesamte Spiel und schafft einige denkwürdige Momente.
Bei aller Gewalt und Action gelingt es den Story-Schreibern, das gebrochene Band zwischen Kratos und Atreus immer wieder stimmig und vor allem emotional packend aufzugreifen. Besonders der einstige Kriegsgott profitiert von dieser Wendung: Sein Charakter wirkt bereits nach wenigen Minuten interessanter und tiefer als jemals zuvor.
Die Geschichte fällt nie ins Kitschige ab, sondern bleibt stets nachvollziehbar. Kratos und Atreus möchten der Ehefrau und Mutter den letzten Wunsch erweisen und ihre Asche auf dem höchsten Berg Midgards verstreuen. Aber natürlich kommt alles anders als ursprünglich geplant und schon bald befinden sich die beiden Männer auf einer wilden Odyssee zwischen den Reichen der nordischen Mythologie.
Grössere Widersacher – wie diesen Troll – fertigt der einstige Kriegsgott natürlich mit einem saftigen Finishing-Move ab

Vater und Sohn

Diese neu gefundene Emotionalität steht «God of War» ausgezeichnet und unterstreicht zugleich die spielerischen Neuerungen. Der Reboot der beliebten Action-Serie lässt nämlich keinen Gameplay-Baustein auf dem anderen. Die Entwickler drosseln das Spieltempo drastisch und verpassen dem Titel eine variable Verfolgerkamera – anstelle von festen Perspektiven wie in den Vorgängern.
Dadurch spielt sich «God of War» weitaus taktischer. Kratos tauscht seine schnellen Chaosklingen gegen die eher behäbige Leviathanaxt. In der Konsequenz fühlen sich Schläge wuchtiger an, benötigen aber auch mehr Zeit. Das Jonglieren der Monster ist immer noch möglich, spielt aber längst keine derart dominante Rolle mehr. Stattdessen kommt es auf das Beherrschen von Spezialaktionen und das richtige Timen von Blocks und Ausweichmanövern an.
Eine schwierige Beziehung: Vater Kratos und Sohn Atreus finden nicht so recht zusammen und geraten immer wieder aneinander
Auch Atreus kommt eine nicht unerhebliche Rolle zu. Er unterstützt seinen strengen Papa mit Pfeil und Bogen, aber auch im Nahkampf. Mit einfachen Tastenbefehlen kommandieren Sie den Jungen und fordern etwa einen Pfeilschuss an. Das Beste an diesem Koop-System: Atreus stört zu keiner Sekunde und fügt sich nahtlos in das Spiel ein. Auch charakterlich passen Vater und Sohn ausgezeichnet zusammen und bilden einen herrlichen Kontrast zueinander, der die Zwischensequenzen immer wieder sehenswert macht.

Neue Wege

Kratos und Atreus arbeiten sich im Spielverlauf durch verschiedene Gebiete der nordischen Mythologie. Im Gegensatz zu den Vorgängern gestalten sich die Areale offener und beinhalten neben den Haupt- auch allerlei Nebenaufgaben. Das Arsenal reicht von kleineren, auf Geschichten basierten Gefallen bis hin zu Runenrätseln und versteckten Bonusobjekten. «God of War» besitzt einen deutlich grösseren Wiederspielwert und immer wieder lohnen sich Ausflüge abseits der Hauptroute.
Diese untoten Kreaturen sind die Standard-Gegner. Sie schlurfen vergleichsweise langsam durch die Gegend und vertragen nur wenige Schläge mit der Leviathanaxt
Technisch leistet Santa Monica Studio ganze Arbeit. «God of War» gehört zu den schönsten und am aufwendigsten präsentierten Spielen für die PlayStation 4. Egal, ob Grafik, Animationen oder Soundtrack – bei diesem Titel bleiben keine Wünsche offen und speziell auf 4K-Fernsehern sieht das Geschehen einfach fantastisch aus. Ein besonderes Lob gebührt einmal mehr den gewaltigen Bosskämpfen, die sich in ihrer Darstellung stark an den Vorgängern orientieren und viel Freude bereiten.
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Kampfsystem mit Charakter

Kampfsystem mit Charakter

Für die notwendige Langzeitmotivation sorgt – neben der spannenden Geschichte – ein Erfahrungs- und Ausrüstungssystem. Überall in der Spielwelt verstecken sich Gegenstände und vor allem Hacksilber, die Währung von «God of War». So verpassen Sie Kratos beispielsweise neue Brustpanzerungen oder Armschienen und rüsten diese auf. Fortgeschrittene Gegenstände verfügen über Sockelplätze für Runen. Über das Erfahrungssystem tauschen Sie Punkte gegen zusätzliche Fertigkeiten und Upgrades. Das gesamte System bezieht sich nicht nur auf Kratos, sondern auch auf Atreus. Und so ungewohnt solche Rollenspielelemente in einem «God of War» sein mögen, so findet man schnell heraus, dass diese Möglichkeiten motivieren und man mit jeder Spielstunde mehr Zeit beim Feintuning verbringt.
«God of War» variiert seine Schauplätze geschickt: Mal durchstreifen Sie wunderschöne Aussengebiete, dann wieder düstere Tempelanlagen
Dazu sorgen gerade die später freigeschalteten Zauber und Zusatzaktionen für mehr Tiefe im Kampf. Das Spiel bietet eine fein ausbalancierte Mischung unterschiedlichster Gegner, die teils resistent gegen bestimmte Aktionen sind. So müssen Sie im Verlauf immer wieder die Moves variieren und sogar mit Fäusten und Schild antreten. Einziger Kritikpunkt ist die etwas zu nah gewählte Kameraperspektive: Besonders bei Distanzschützen sieht man oft zu spät, woher die Attacken – trotz Warnhinweisen – überhaupt kommen. Ansonsten aber erfreut das Kampfsystem mit vielen Optionen wie beispielsweise Elementarschäden, Betäubungsattacken und natürlich den für die Serie so typischen Finishing-Moves.
«God of War» erweist sich zwar als ebenfalls sehr brutales Spiel, ist aber langst nicht mehr so ein Splatter-Festival wie seine Vorgänger.  Trotzdem gehört das Actionfest weiterhin nur in die Hände von Erwachsenen.
Schöne Aussichten: «God of War» erscheint am 20. April 2018 exklusiv für PlayStation 4 und holt alles aus der Konsole heraus

Fazit

Fantastisches Actionspiel und ein Kandidat für das Spiel des Jahres. «God of War» bringt die bekannte PlayStation-Serie in das Jahr 2018. So viel zuvor aufgrund der vielen Veränderungen an dem Projekt gezweifelt wurde, so sehr überzeugt das Actionspiel nun. Ganz egal, ob Technik, Steuerung oder Geschichte – «God of War» liefert in allen Bereichen gnadenlos ab und stellt einen revolutionär guten Neuanfang für die Serie dar. Wer eine PlayStation 4 besitzt, kommt an diesem Spiel nicht vorbei. Und alle anderen sollten sich überlegen, ob sie sich nicht eine PS4 zulegen möchten, um «God of War» nicht zu verpassen.

Testergebnis

Geniale Inszenierung, motivierende Geschichte, wuchtiges Kampfsystem, tolle Bosse, Erfahrungs- und Inventarsystem
Übersichtsprobleme, teils lange Wege

Details:  Details: Knallhartes, aber dennoch komplexes Action-Adventure zu Sonys bekanntem Kriegsgott

Preis:  Fr. 79.90

Infos: 
godofwar.playstation.com/

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