Roaming 28.06.2021, 09:58 Uhr

Der grosse Schweizer Roaming-Vergleich

Kommenden Donnerstag treten die neuen Roaming-Regeln in Kraft – mit einer Reihe von positiven und negativen Auswirkungen für die Kundschaft. Die Provider reagieren ihrerseits. Eine Übersicht.
(Quelle: BR)
Wie PCtipp bereits berichtete, kommen am Donnerstag, zum 1. Juli, die neuen Roaming-Regeln. Datenpakete müssen ein ganzes Jahr gültig sein, es gibt verbindliche Kostenobergrenzen und Zeit-Takte beim Telefonieren sind auch nicht mehr erlaubt – alles muss ganz genau abgerechnet werden. Möglich macht dies eine Revision des Fernmeldegesetzes. Als Reaktion haben wir schon bei anderen Anbietern eine Preiserhöhung festgestellt. Welches Nutzungsverhalten – Wenig-, Mittel-, oder Vielnutzer – werden eigentlich am meisten bestraft oder kommen am besten weg? Die Kollegen von Dschungelkompass.ch haben den Vergleich angestellt.

Reine Datennutzer in der EU

Prinzipiell kann es sich jetzt lohnen, die grösseren und dadurch auch etwas teureren Datenpakete fürs Ausland zu kaufen – wenn nicht ohnehin ein EU-Datenpaket im genutzten Abo inkludiert ist. Denn neu wird das Roaming-Guthaben ja nicht nach 30 Tagen einfach verfallen, sondern bleibt ein Jahr gültig. Wer also in den Sommerferien sein bezahltes EU-Datenguthaben nicht aufgebraucht hat, kann dann eventuell im Winter oder nächsten Frühling noch davon profitieren.
In diesem Planspiel gehen wir von einer 2 GB Datenoption ohne Telefonie aus – telefoniert würde also nur übers Datennetz, beispielsweise via WhatsApp. In diesem Szenario verbraucht der Nutzer 2 GB pro Woche – wir berechnen das Szenario für eine, respektive 2 Wochen Urlaub und vergleichen, was der Kunde vor der Preisänderung für diese 2 GB pro Woche bezahlt hätte – und was ab Donnerstag fällig wird. Wir gehen davon aus, dass das normale Abo keine EU-Zusätze beinhaltet, die Abo-Inhaber müssen also beim Verlassen der Schweiz eine Datenoption bei ihrem jeweiligen Anbieter lösen – wir haben jeweils die günstigst mögliche Art herausgepickt.
Quelle: Dschungelkompass.ch

Eine Woche Ferien

Wie Sie der obigen Tabelle entnehmen können, wird es bei den meisten Anbietern ein wenig bis deutlich teurer, ein 2 GB Datenpaket zu lösen – merklich günstiger wird es lediglich bei Salt (rund ein Viertel) und bei M-Budget Mobile (rund 20 Prozent). Bei zwei weiteren Anbietern bleibt der Preis gleich – Swisscom und UPC. Wobei bei UPC dazugesagt werden muss, dass der Preis bereits vorher exorbitant hoch war; es kostet mehr als das Vierfache der drei anderen «Big Players» Swisscom, Salt und Sunrise. Sunrise-Kunden haben aber dennoch keinen Grund zur Freude – eine 49,7-prozentige Preiserhöhung im Vergleich zum alten Tarif steht ins Haus. Fairerweise muss man aber sagen, dass der vorherige Datentarif bei Weitem der günstigste war. 

Zwei Wochen Ferien

Etwas freundlicher siehts bei einem längeren Urlaub aus (oder bei mehreren Urlauben und entsprechend höherem Datenverbrauch). Einen ordentlichen Aufschlag müssen dort Aldi-Mobile-Nutzerinnen und -Nutzer hinnehmen: 49.7 Prozent. Die Yallo- und Lebara-Kundschaft zahlt sogar 50 Prozent mehr, erhalten aber (anders als vorher) nicht 6 GB Daten, sondern gleich eine Flatrate – ob man diese dann aber auch braucht?
Die grossen Gewinner sind auch im Zwei-Wochen-Szenario die Kunden von Salt und M-Budget-Mobile, die rund einen Viertel weniger zahlen als zuvor.

Mehr Telefonie, weniger Daten

Wie sehen die Preise aber aus, wenn zwar weniger Daten verbraucht werden, aber mehr telefoniert wird? Dazu muss man wissen, das bei der Telefonie nicht selten zwischen Telefonie in der EU und Telefonie in die EU unterschieden wird – wie auch etwa Telefonie aus der EU (z.B. in die Schweiz). In diesem Szenario gehen wir wieder von einem ein-, respektive zweiwöchigen Urlaub aus, in welchem pro Woche 500 MB Daten verbraucht, sechs Telefonate in der EU (je 1.5 Minuten) und vier Telefonate aus der EU in die Schweiz (à 2.5 Minuten) gemacht werden. Zudem werden 3 SMS versendet.
Quelle: Dschungelkompass.ch

Eine Woche Ferien

Wie Sie sehen, sind in diesem Szenario die Preisaufschläge mit einer Ausnahme nicht ganz so extrem wie beim Datenplanspiel. Lediglich die Kunden von Yallo/Lebara zahlen einen ordentlichen Aufschlag – weil für den verhältnismässig geringen Datenverbrauch kein Datenpaket bereitsteht. Es muss auch hier eine Flatrate gemietet werden. Bei den anderen Anbietern sind die Preise insgesamt stabil.

Zwei Wochen Ferien

In diesem Szenario werden nun die Vorteile der längeren Gültigkeitsdauer der Roaming-Pakete sichtbar. Ausser bei Yallo/Lebara, wo es einen Preisaufschlag von 66,7 Prozent gibt, sinken die Preise aller anderen Anbieter im Vergleich zu vorher. Aldi Mobile, aber auch Wingo, Swisscom und Sunrise tun sich speziell hervor. Trotz sinkendem Preis ist (nebst Yallo/Lebara) UPC in diesem Szenario noch immer ziemlich teuer – mehr als das Doppelte des Tarifs von Swisscom wird hier beispielsweise fällig.

Fazit

Trotz der aktuell wachsenden Lockerungen ist wohl noch nicht die ganz grosse Zeit des Reisens wiedergekommen. Dennoch: Bei den grundsätzlich gestiegenen Tarifen sollten für Vielreisende Abonnements mit Roaming-Inklusivvolumen in Betracht gezogen werden. Abonnements, die 1 oder 2 GB Datenvolumen pro Monat im monatlichen Pauschaltarif enthalten, sind derzeit historisch günstig – und auch zeitlich limitierte Promo-Angebote finden sich zuhauf. Das kann sich definitiv lohnen.



Kommentare
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darilenz
28.06.2021
Eigentlich ist der Titel falsch gewählt, vielmehr müsste es heissen "Der grosse Schweizer Roaming- (immer noch) Abzock-Vergleich". Die neuen Regeln von Bundesbern sind rieine Augenwischerei. Bei der sekundengenauen Berechnung kommt man dem Konsumenten entgegen, doch handkehrum werden die Tarife nach oben geschraubt. Unter dem Strich bleibt alles - gleich teuer - wie bisher. In anderen Bereichen passt sich Bundesbern immer sofort an EU-Regeln an, beim Roaming läuft jedoch nichts. Schon interessant. Bin ich froh habe ich eine SIM-Karte eines deutschen Providers. 3 GB europaweit erhalte ich für EUR 6.99. In der Schweiz telefoniere ich damit für günstige 8 cent in der Minute (lokal und in die EU).