News 23.09.2016, 06:45 Uhr

500 Millionen Yahoo-Konten gehackt

Bei Yahoo sind bei einem Hackerangriff im Jahr 2014 mindestens 500 Millionen Nutzerdatensätze gestohlen worden. Der Vorfall geht auch Flickr- und Tumblr-User was an.
Dem Internetgiganten Yahoo sind bei einem Hackerangriff im Jahr 2014 Daten von mindestens 500 Millionen Nutzern gestohlen worden. Es geht um Namen, E-Mail-Adressen, Telefonnummern, Geburtsdaten und verschlüsselte Passwörter. Es seien nach derzeitigem Kenntnisstand keine Passwörter im Klartext oder Kreditkarten- und Bankkonto-Informationen entwendet worden. Dafür könnten aber sowohl verschlüsselte als auch unverschlüsselte Sicherheitsfragen samt Antworten in die Hände der Angreifer gelangt sein. Solche Fragen etwa nach dem Namen des ersten Haustiers oder der Lieblingsfarbe kommen zum Einsatz, wenn ein Nutzer sein Passwort vergisst. Unter Umständen können sie also genauso viel wert sein wie das Passwort selbst.
Wichtig: Yahoo ist auch Eigentümerin von Flickr und Tumblr. Bei Flickr wird fürs Login sogar die Yahoo-ID verwendet. Darum dürfte besonders Flickr ebenfalls von diesem Vorfall betroffen sein. Ausserdem gibt es die Gefahr, dass Nutzer auch bei anderen Diensten die gleichen Kombinationen aus Fragen und Antworten ausgewählt haben oder den Yahoo-Account als Wiederherstellungskonto für andere Dienste verwenden. Wenn etwas davon zutrifft, ändern Sie auch Ihre Passwörter bei gefährdeten anderen Diensten.

Chinesische oder russische Hacker?

Die Angreifer seien derzeit nicht im Yahoo-Netzwerk, hiess es vom Unternehmen. Yahoo vermutet hinter dem Hack einen «Angreifer mit staatlichem Hintergrund» – so werden in den USA meist Hackergruppen mit Nähe zu russischen oder chinesischen Geheimdiensten bezeichnet. Der Angriff habe sich wahrscheinlich Ende 2014 ereignet. Nach früheren Informationen hat Yahoo rund 1 Milliarde registrierte Nutzer. Wie viele der Profile aktuell aktiv sind, ist nicht bekannt.

Yahoo prüft den Sachverhalt seit August

Erste Berichte über einen Datendiebstahl bei Yahoo waren Anfang August aufgekommen, als Hacker behaupteten, Zugang zu 200 Millionen Profilen zu haben und einer von ihnen die angeblichen Nutzerdaten für weniger als 2000 US-Dollar im Internet zum Kauf anbot. Dieser Hacker mit dem Namen «Peace» hatte zuvor schon Nutzerdaten des Onlinenetzwerks MySpace und der Karriereplattform LinkedIn verkauft. Yahoo prüfte seitdem den Sachverhalt. Jetzt hiess es, man arbeite mit den Sicherheitsbehörden zusammen. Die Kreditkarten- und Bankkonto-Informationen lagerten in einem anderen System, das nicht betroffen gewesen sei, erklärte Yahoo.
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Wie sicher ist Ihre Verschlüsselung?

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Die Frage ist nun, wie sicher die Passwörter verschlüsselt sind und wie viele Profile über die Sicherheitsfragen angreifbar geworden sind. Nach Informationen des «Wall Street Journal» kam dafür ein kryptografischer Algorithmus mit dem Namen MD5 zum Einsatz, der mit modernen Technologien geknackt werden könne. Vor vier Jahren waren Yahoo rund 450'000 unverschlüsselte Nutzernamen und Passwörter gestohlen worden.
Auch wenn die Angreifer die Passwörter nicht entschlüsseln und damit nicht in die Yahoo-Profile vordringen können, können sie auch Daten wie Namen und E-Mail-Adressen für gezielte Phishing-Nachrichten nutzen. Dabei werden Nutzern Passwortinformationen abgeluchst oder Mails mit infizierten Links untergejubelt, über die dann Schadsoftware auf den Rechnern installiert wird.

Betroffene Nutzer werden unterrichtet

Potenziell betroffene Nutzer sollen per E-Mail unterrichtet und aufgefordert werden, ihre Passwörter zu ändern. Eine gute Schutzmassnahme ist auch die Zwei-Faktor-Authentifizierung (2FA) via SMS. Yahoo verbessere die Sicherheit der Systeme, zugleich sollten die Nutzer nach verdächtigen Aktivitäten in ihren Profilen Ausschau halten. Welche Einstellungen Sie überprüfen können, erfahren Sie in diesem Artikel.
In den vergangenen Monaten hatte es in den USA mehrere Hackerangriffe gegeben, hinter denen amerikanische Behörden und IT-Sicherheitsexperten Gruppen aus Russland mit Nähe zu Geheimdiensten vermuten. Dazu gehört die Attacke, bei der interne E-Mails der demokratischen Partei gestohlen wurden, die später im Internet landeten. Bei Yahoo könnte ein Datendiebstahl in dieser aussergewöhnlichen Dimension auch den Verkauf des Webgeschäfts an den Telekomkonzern Verizon erschweren. Die Übernahme für rund 4,8 Milliarden Dollar war im Juli vereinbart worden.

Autor(in) Simon Gröflin



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