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15.12.2016, 09:20 Uhr
Hands-on: Amazon Prime Video
Amazon Prime Video hat einen gigantischen Launch in mehreren Ländern hinter sich. Auch in der Schweiz. Doch was taugt das Streaming-Portal?
Das US-Tausendsassa-Portal Amazon hat in den letzten Tagen explosionsartig expandiert. Auf einen Schlag ist das Filme- und Serien-Streaming-Portal Prime Video in 200 Ländern zu haben. So auch in der Schweiz. Damit will man dem Konkurrenten Netflix offenbar Druck machen. Sogleich haben wir das Angebot unter die Lupe genommen – und haben gestutzt: Nach der siebentägigen, kostenlosen Probezeit werden 2.99 Euro monatlich fällig. Hat da einer vielleicht das Komma verschoben? Nein, Tatsache. Im ersten halben Jahr bezahlt man nur gut 3 Franken, danach 6.99 Euro, also etwa Fr. 7.50. Bei Netflix kostet das billigste Abo Fr. 11.90, möchte man die HD-Option und Multi-Device (bei Amazon schon dabei) kostet es sogar Fr. 14.90 monatlich. Ganz schön heftiger Preisunterschied. Dass die Preisangabe auch für uns in Euro erfolgt, schreiben wir einem administrativen Hinterherhinken nach dem Launch zu.
Schnell wird aber klar: Das ist nicht der einzige Punkt, wo Amazon hinterherhinkt. Offenbar hats mit dem Launch etwas gar fest pressiert. Der geringe monatliche Preis hat seine Gründe. Die grafische Oberfläche ähnelt jener von Netflix und ist in Englisch gehalten. Ändern lässt sich das nicht. Auch die Sortierung, obwohl optisch ansprechend, ist (noch) nicht so übersichtlich. Amazon preist zunächst die Eigenproduktionen an, danach kommt eine Genre-Übersicht. Danach wird jedes Genre noch einmal aufgelistet (mit einigen Beispieltiteln). Schon die Bezeichnungen der Genre-Übersicht und der Benennungen mit den Beispieltiteln stimmen nicht immer überein. Bei den Serien wird nicht wirklich in Genres eingeteilt. Es gibt die Kategorie Top TV und weiter unten, nachdem man sich durch Film-Genres gescrollt hat, kommt plötzlich noch die Kategorie Drama TV. Bei den Anime-Inhalten sind Filme und Serien gar zusammengelegt.
Kommt dazu, dass die Auswahl, besonders bei den Serien, noch sehr dürftig ist. Da hatte Netflix beim Lauch schon mehr zu bieten. Das kann sich noch verbessern, ist also verzeihlich. Weniger Verständnis können wir hingegen für die Abwesenheit von deutschsprachiger Synchronisation aufbringen. Keine der Serien oder Filme (die wir uns angeguckt haben) ist auf Deutsch verfügbar – auch solche, von denen wir wissen, dass es sie auf Deutsch gäbe. Dafür stehen nebst Englisch auch Französisch, Spanisch, Italienisch oder Portugiesisch zur Auswahl. Das enttäuscht ziemlich.
Fazit: In seinen Grundzügen ist Amazon Prime Video kein schlechtes Angebot. Die grafische Oberfläche ist okay, der Preis mehr als attraktiv. Hapern tuts an der, unserer Meinung nach, schludrigen Anpassung an die neuen Märkte. Werden deutsche Synchronisationen nachgeliefert und das Serienangebot zeitnah ausgebaut, könnte Amazon Prime Video ein starker Netflix-Konkurrent werden.
16.12.2016