Sprachlern-App 09.09.2025, 10:00 Uhr

Sprachen einfach lernen mit Apps und Websites

Sie wollen eine neue Sprache lernen oder bestehende Kenntnisse vertiefen, haben aber keine Lust auf öde Sprachkurse, langweilige Grammatik sowie das Pauken von Vokabeln? Probieren Sie eine der modernen Online-Alternativen aus, die wir Ihnen vorstellen.
(Quelle: Shutterstock/Roman Samborskyi)
Das Internet, mobile Apps und nun auch noch die künstliche Intelligenz (KI) bieten zahlreiche neue Möglichkeiten zum Erlernen und Verbessern einer fremden Sprache. Bislang war es meist üblich, sich zum Beispiel zum Lernen einer Sprache wie Englisch, Italienisch oder auch Koreanisch an einer privaten Sprachschule oder einer Volkshochschule anzumelden und dort unter Anleitung eines Lehrers in kleinen Gruppen mit Fokus auf Grammatik und Struktur zu lernen. Das ist der klassische Weg, den wohl die meisten kennen und gehen.
Bereits mit Apps wie Duolingo hat sich das jedoch geändert. Mittlerweile sind zahlreiche weitere Anwendungen und Dienste dazugekommen, die auf moderne Lernkonzepte wie Gamification, Spaced Repetition und Comprehensible Input setzen. Diese Methoden bieten im Vergleich zum klassischen Lernen deutlich mehr Flexibilität. Das heisst, Sie können damit jederzeit und überall in dem von Ihnen gewünschten Tempo lernen und müssen sich nicht an die Geschwindigkeit einer Gruppe oder die Vorgaben eines Lehrers halten. Mit dem Smartphone in der Tasche haben Sie Ihre Sprachschule immer dabei.

Alternative Methoden

Wo klassische Methoden in der Regel auf festgelegten Tests und Noten basieren, bieten die neuen Konzepte Spass, Spiele und viele Erfolgserlebnisse. Statt immer nur Vokabeln und Grammatik zu pauken, versuchen sie das natürliche Sprachverständnis durch gezielte Wiederholungen und intensiven Input zu fördern. Wer sich mit der Thematik weiter beschäftigen will, dem empfehlen wir das Buch «Fluent Forever: How to Learn Any Language Fast and Never Forget It» von Gabriel Wyner.
Bild 1: Wenn man etwas wartet, bis man einen Sprachlerndienst wie Babbel abonniert, werden die Rabatte immer besser
Quelle: PCtipp.ch
Der PCtipp beschreibt die neuen Konzepte und stellt danach eine Auswahl von Apps und Onlinediensten vor, mit denen Sie Sprachen lernen oder Vergessenes wieder auffrischen. Viele sind zumindest in ihren Basisfunktionen kostenlos oder lassen sich gegen eine Gebühr nutzen. Dazu gleich ein Tipp: Bevor Sie ein kostenpflichtiges Abonnement in der mobilen App eines Anbieters abschliessen, schauen Sie erst auf seiner Webseite nach, was es dort kostet. Oft unterscheiden sich die Preise erheblich. Ferner bieten viele Anbieter hohe Rabatte, wenn Sie sich erst einmal angemeldet und zeitweise die Gratisdienste genutzt haben, Bild 1. Es ergibt daher nur wenig Sinn, Preise im Artikel zu nennen, da sie von den Anbietern ohnehin laufend geändert werden. Unser Rat: Probieren Sie die Dienste aus, die Sie interessieren. Kostenlose Schnupperangebote bieten alle.

Gamification

Bild 2: Mit zahlreichen spielerischen Elementen und hüpfenden Avataren setzt Duolingo voll auf Gamification
Quelle: PCtipp.ch
Ziel der Gamification ist, dass sich das Lernen weniger als eine Pflicht anfühlt, sondern wie ein nettes Spiel mit Herausforderungen, Belohnungen und kontinuierlichen Fortschritten. Für jede Übung bekommt der Lernende daher Punkte und steigt in Stufen (meist «Level» genannt) auf. Weitere Motivation bringen ständig grösser werdende «Streaks», wenn Sie jeden Tag dabeibleiben. Dazu kommen Ranglisten, Avatare und Achievements. Alles in allem sollen viele kleine Erfolge das Belohnungssystem im Gehirn aktivieren, sodass der Lernende immer weitermacht. Die bekannteste App, die stark auf Gamification setzt, ist Duolingo, Bild 2.

Spaced Repetition

Bild 3: Jede erneute Wiederholung holt den Begriff wieder aus dem Kurzgedächtnis und verankert ihn tiefer im Langzeitgedächtnis. Grafik erstellt mit Dall-E
Quelle: PCtipp.ch
Statt zu lernende Wörter wie früher in Vokabelhefte einzutragen, setzt Spaced Repetition auf Karteikarten. Das System funktioniert analog auf Papier, aber mit geeigneter Software auch rein digital. Onlinedienste wie Busuu oder LingQ haben es integriert. Spaced Repetition bedeutet, dass Lerninhalte nicht mehr oder weniger beliebig wiederholt werden, sondern gezielt in wachsendem Abstand, Bild 3. Wie lange dieser ist, hängt davon ab, wie gut oder schlecht Sie sich einen Begriff merken können.
Ein Beispiel: Sie lernen das Wort «gatto», Italienisch für «Katze». Die erste Wiederholung erfolgt am Tag darauf. Kennen Sie es noch, wird es erst in ein paar Tagen erneut abgefragt. Haben Sie es jedoch bereits vergessen, erfolgt die nächste Wiederholung deutlich früher. Auf diese Weise trainieren Sie Ihr Langzeitgedächtnis und nicht nur das Kurzzeitwissen. Ausserdem werden unnötige Wiederholungen vermieden.
Gabriel Wyner beschreibt in seinem Buch, wie sich das System mit Bildern, vertonten Wörtern und verbundenen Emotionen noch weiter verfeinern lässt, Bild 4. So entstehen im Gehirn immer mehr Verknüpfungen, sodass Sie sich selbst schwierige Begriffe auf Dauer merken können.
Bild 4: Digitale Karteikarten lassen sich mit Bildern, Tönen und Kommentaren erweitern
Quelle: PCtipp.ch

Comprehensible Input

Bild 5: 10 bis 15 Prozent an unbekannten Wörtern gilt als ideal, um den Kontext eines fremdsprachlichen Textes zu verstehen
Quelle: PCtipp.ch
Eine besonders spannende Methode ist Comprehensible Input. Dabei lernt man eine Sprache, indem man sich mit zahlreichen Inhalten in dieser Sprache beschäftigt, die man grösstenteils versteht. Auf diese Weise erkennt man Muster, versteht den Kontext und – ganz wichtig dabei – wiederholt immer wieder Begriffe, denen man schon begegnet ist. Dadurch kann man sie sich viel leichter einprägen. Als ideal gilt eine Quote von 10 bis 15 Prozent an unbekannten Wörtern in einem Text, Bild 5. Damit ist in der Regel genug bekannt, um den Kontext zu verstehen, sodass man sich nicht überfordert fühlt. Bei einer Quote von unter 5 Prozent versteht man zwar nahezu alles, lernt aber nur noch wenig dazu. Bei 20 bis 30 Prozent ist ein Text schon schwerer verständlich, was das Durcharbeiten anstrengender macht. Werte von über 30 Prozent gelten als ungeeignet, weil man beim Lesen zu oft etwas nachschlagen muss.
Die grösste Herausforderung beim Comprehensible Input ist das Auffinden geeigneter Inhalte. Dabei kann eine Plattform wie LingQ sehr hilfreich sein. Sie zeigt bei jedem Text genau an, wie viele Wörter noch unbekannt sind. Ausserdem erlaubt sie den Import eigener Inhalte, sodass man zum Beispiel leicht Artikel, Blog-Texte oder später auch ganze Bücher mit Themen hinzufügen kann, die einen persönlich interessieren. Das ist weit motivierender als langweilige Standardtexte aus Lehrbüchern. Auch gilt Grammatik bei der Methode des Comprehensible Input als optional. Man lernt sie eher nebenbei – so wie das auch Babys tun.

Duolingo

Bild 6: Mit Duolingo lassen sich spielerisch erste Inhalte einer Sprache lernen
Quelle: PCtipp.ch
Duolingo (de.duolingo.com) ist der Platzhirsch unter den Sprachlern-Apps, der auch meist zuerst empfohlen wird, wenn es um das Erlernen einer fremden Sprache geht. Aber kann man damit flüssig werden? Viele Nutzer bezweifeln das mittlerweile. Für den Einstieg ist die App jedoch gut geeignet, da sie dem Anwender spielerisch erste Inhalte in einer Sprache beibringt, Bild 6. Die intensive Gamification mit Erfahrungspunkten, Herzen, Ligen, Streaks und einem integrierten Shop ist aber nicht jedermanns Sache. Trotzdem eignet sich die App dazu, um sich erste Vokabelkenntnisse anzueignen und grundlegende Grammatikregeln kennenzulernen. Um tiefer einzusteigen, sollten Sie Duolingo aber mit anderen Angeboten ergänzen.

Busuu

Busuu (busuu.com/de) ähnelt Duolingo auf
Bild 7: Busuu enthält Übungen, bei denen eine KI Ihre Aussprache prüft und bewertet
Quelle: PCtipp.ch
den ersten Blick, ist aber weniger verspielt. Trotzdem nutzt Busuu ebenfalls Gamification-Elemente wie Punkte, Streaks und Bestenlisten, in denen man sich hocharbeiten kann. Busuu bietet eine klare Struktur der Kurse mit realistischen Sätzen und Szenarien. Am Ende jedes Kapitels, sie sind in Unterlektionen aufgeteilt, kommt jeweils ein Test («Checkpoint»). Die von Busuu engagierten Sprecher sind unserer Erfahrung nach gut, die Spracherkennung funktionierte zuverlässig, Bild 7. Wer will, kann eigene Texte oder gesprochenes von anderen Nutzern korrigieren lassen oder selbst helfen. In einem eigenen Übungsbereich können zudem bereits gelernte Vokabeln oder Grammatik mithilfe einer einfachen Spaced Repetition wiederholt werden, Bild 8.

Bild 8: Eine weitere Besonderheit von Busuu ist der Vokabeltrainer mit Spaced Repetition
Quelle: PCtipp.ch
Babbel

Babbel (de.babbel.com) ist weit weniger verspielt als die Konkurrenten, bietet aber einen ähnlichen Kursaufbau wie Busuu. Es gibt Texte mit Lücken, Multiple-Choice-Fragen und Übungen zum Hörverständnis, Bild 9. Dazu kommen Grammatik- und Ausspracheübungen sowie einen nach dem Prinzip der Spaced Repetition aufgebauten Vokabeltrainer. Im Vergleich zu Busuu bietet Babbel mehr Stufen, was in der Regel zu besseren Ergebnissen führt. Eine Besonderheit war der Live-Dienst mit Online-Unterricht in Gruppen, den Babbel allerdings in diesem Sommer eingestellt hat.
Bild 9: Das Sprachprogramm Babbel funktioniert ähnlich wie Duolingo und Busuu, ist aber nicht so verspielt
Quelle: PCtipp.ch

LingQ

Bild 10: Neue Inhalte importiert man ihn LingQ am schnellsten per Browser-Add-on
Quelle: PCtipp.ch
Während sich zwischen Duolingo, Busuu und Babbel noch einige Gemeinsamkeiten finden lassen, verfolgt LingQ (lingq.com/de) ein komplett anderes Konzept. Der Dienst richtet sich mit Abstand am stärksten am Konzept des Comprehensible Input aus. Dazu liefert die Plattform dem Lernenden Artikel, Podcasts und YouTube-Videos, in denen bekannte Wörter als «LingQs» eingestuft werden können. Jedes neue Wort ist zunächst blau hinterlegt, es kann in mehreren Schritten als «Neu», «Wiedererkannt», «Vertraut» oder «Gelernt» markiert werden. Stufe 5 ohne Hervorhebung ist dann «Gewusst». LingQ berechnet in allen Inhalten, wie viele unbekannte Wörter für den jeweiligen Nutzer enthalten sind und zeigt diesen Wert als Prozentsatz an. So findet der Anwender relativ leicht Inhalte, deren Anteil an unbekannten Wörtern nicht zu hoch ist.
Das ist der eine wesentliche Teil von LingQ. Der andere ist die Importfunktion. Sie erlaubt es, über ein Browser-Add-on mit wenigen Klicks zusätzliche Inhalte in die Plattform zu importieren, um sie dort als interaktive Lektionen durchzuarbeiten, Bild 10. Die Oberfläche von LingQ ist etwas altbacken und könnte überarbeitet werden. Aber wenn man das System und die Bedienung erst einmal verstanden hat, ist es eine der besten modernen Plattformen, um sich intensiv mit einer neuen Sprache zu beschäftigen und dank individueller Inhalte auf Dauer motiviert zu bleiben.

Langua

Bild 11: Die KI von Langua plaudert mit Ihnen und gibt Verbesserungstipps
Quelle: PCtipp.ch
Langua (languatalk.com) setzt am konsequentesten auf KI. Der Dienst ist aus der Plattform LanguaTalk entstanden, die Sprachlehrer über das Web vermittelt. Das Prinzip kennen Sie eventuell von ChatGPT: Sie stellen der KI eine Frage, sie antwortet. Dann stellen Sie eine Folgefrage und die KI weiss, was vorher gefragt wurde. Das funktioniert im Prinzip auch mit Sprachen, aber nicht sehr gut. Die Langua-Entwickler haben ihre KI daher auf das Vermitteln von fremden Sprachen trainiert. Das heisst, sie geht automatisch auf Fehler ein, nennt Verbesserungsvorschläge, gibt Tipps und plaudert mit Ihnen über alles Erdenkliche, Bild 11. Das funktioniert erstaunlich gut. Langua wird in hohem Tempo weiterentwickelt. So wurden innerhalb weniger Wochen die Tipps verbessert, ausserdem lassen sich jetzt Videos und Podcasts als Grundlage verwenden und eigene Inhalte importieren. Zudem erstellt Langua Vokabelkarten mit Begriffen, die Sie während der Dialoge mit der KI markiert haben. Sie können die KI sogar auf Basis einiger Vokabeln frei erfundene Geschichten generieren lassen, über die Sie wiederum mit ihr diskutieren können.

Onlinekurse

Die vorgestellten Dienste schulen vorwiegend die passiven Fähigkeiten Lesen und Zuhören. Schreiben und Sprechen müssen Sie zusätzlich trainieren. Auch eine fortgeschrittene KI wie die von Langua eignet sich dafür nur bedingt. Apps wie HelloTalk (hellotalk.com), Tandem (tandem.net/de), italki (italki.com) und Preply (preply.com/de) lassen Sie mit echten Menschen in Kontakt treten.
Über HelloTalk und Tandem finden Sie Sprachpartner, die über Kenntnisse in der von Ihnen gewünschten Sprache verfügen und die gleichzeitig Ihre Muttersprache lernen wollen. Anschliessend können Sie sich online etwa zu einem Videocall verabreden und sich gegenseitig helfen.
Bild 12: Auf Plattformen wie Preply finden Sie Onlinelehrer für viele Sprachen zu oft günstigen Preisen
Quelle: PCtipp.ch
Wenn Sie lieber mit einem professionellen Lehrer arbeiten, der sich Ihnen voll und ganz widmet, dann probieren Sie italki beziehungsweise Preply aus. Dort finden Sie Lehrer für viele Sprachen, Bild 12. Bisher nicht so erfahrene Lehrkräfte bieten ihre Dienste auf den Plattformen teils preiswert an.
Bei Lingoda (lingoda.com/de) können Sie fixe monatliche Kontingente mit Einzelunterricht oder kleinen Klassen buchen, die ebenfalls rein online durchgeführt werden.

Andreas Fischer
Autor(in) Andreas Fischer



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