Ärger vorprogrammiert 28.09.2023, 08:00 Uhr

Wie Microsoft Ihnen den Kontakt-Export aus Windows Mail vereitelt

Die Windows-App «Mail» gibt Ihnen keinerlei Möglichkeit, Ihre Kontakte zu exportieren. Auch der Umstieg aufs Gratis-Outlook hilft nicht. Der einzige Weg für den Kontakt-Export ist äusserst mühselig.
Nächstes Jahr ist Schluss mit der App «Windows Mail».
(Quelle: PCtipp.ch)
Die in Windows 10 und 11 vorinstallierte App «Mail» wird nächstes Jahr eingestellt. Darauf macht die App in letzter Zeit selbst aufmerksam. Als Ersatz wird eine kostenlose Version von Outlook angepriesen, die übrigens, sofern Sie kein kostenpflichtiges Microsoft-Konto benutzen, Werbung anzeigen wird. Ausserdem flunkert Microsoft ein wenig, wenn das Unternehmen behauptet, das neue Outlook könne IMAP.
Wenn ich diese Meldung beim probeweisen Umstieg von Mail aufs «Neue Outlook» richtig interpretiere, dann ist es nicht Outlook, welches IMAP-Konten verwaltet. Es ist vielmehr so, dass Sie damit Ihr IMAP-Konto mit Ihrem Microsoft-Konto verbinden. Auf Microsofts Servern werden somit auch jene Mails liegen, die Sie mit Ihrem GMX-, Bluewin- oder sonstigen Konto abwickeln. Und Outlook ist bloss die lokale Krücke, die Ihnen dann die Inhalte aus dem Microsoft-Konto anzeigt.
Wären es nicht bloss Testkonten, würde ich die Übung hier abbrechen: «Um Ihr IMAP Konto zu Outlook hinzuzufügen, müssen wir Ihre E-Mails mit der Microsoft Cloud synchronisieren. Vorhandene Kontakte und Ereignisse werden nicht synchronisiert …»
Quelle: PCtipp.ch
Aber zurück zum Thema. Was Microsoft Ihnen bis zum Umstiegsversuch auf Outlook (siehe oben) verschweigt, ist die Tatsache, dass Sie Ihre lokal gespeicherten Kontakte und offenbar auch Termine auf keinem vernünftigen Weg in Ihr neues Mailprogramm bringen, egal, auf welches Sie umsteigen.

Ich habs wirklich versucht

Die Ausgangslage war hier ein virtueller PC mit lokalem Konto und Windows 10. In Windows Mail war ein GMX-Konto erfasst (IMAP). Ein paar Testkontakte waren ebenfalls hinzugefügt. Die Idee war, diese irgendwie ohne händisches Abtippen dort herauszubekommen.
Alles habe ich probiert, sogar mit Hacker-ähnlichen Methoden an die von Microsoft gesperrten Files zu gelangen, die in Unterordnern von C:\Users\MeinName\AppData\Local\Comms liegen. In diesen vermute ich nämlich die Kontakte. Aber hierfür müsste man erstens Zugriff auf die Files bekommen und zweitens diese auch öffnen können. Das Nächstliegende hat auch nicht funktioniert: Einfach ein bestehendes Microsoft-Konto hinzufügen, in der Hoffnung, die Kontakte würden dann in dieses hinein synchronisiert. Klappte nicht.
Oder zähneknirschend das lokale Konto in ein neues Microsoft-Konto umwandeln. Dann sollte es doch gehen, richtig? Nein. Wenn die Kontakte ursprünglich im lokalen Konto erstellt worden sind, dann bleiben die dort drin gefangen. Offenbar bis in alle Ewigkeit.

Der einzige Weg zum Kontakt-Export aus Windows Mail

Einen einzigen Weg habe ich gefunden. Der ginge so: Klicken Sie in der App Mail aufs Icon für Zu Personen wechseln. Es öffnet sich die Liste mit Ihren Kontakten. Klicken Sie den ersten Kontakt an. Oben finden Sie ein Teilen-Symbol mit einem geschwungenen, nach rechts weisenden Pfeil, auf das Sie klicken. Nun klicken Sie auf Kontakt teilen und greifen zu Mail.
So teilen Sie einen Kontakt
Quelle: PCtipp.ch
Wählen Sie das Konto aus, von dem aus Sie senden (falls mehrere eingerichtet sind). Sie brauchen die Mail übrigens jetzt nicht tatsächlich zu senden. An dieser Stelle haben Sie nämlich einen Mail-Entwurf, in dem ein .vcf-Datei steckt. Klicken Sie mit rechts auf den .vcf-Anhang, wählen Sie Speichern. Wählen Sie einen Ordner, in dem Sie Ihre Kontakte sammeln wollen. Ist die .vcf-Datei gespeichert, benutzen Sie im Mail-Entwurf Verwerfen. Und dann verfahren Sie genauso mit dem nächsten Kontakt. Und dem übernächsten. Und dem überübernächsten …
Jeden verflixten Kontakt müssen Sie einzeln teilen, um an die .vcf-Datei zu kommen – und diese speichern und den Mail-Entwurf verwerfen
Quelle: PCtipp.ch
Haben Sie diese Plackerei hinter sich, lassen sich die Kontakte in anderen Mailprogrammen importieren. Wieso nicht mal Thunderbird ausprobieren? Damit Sie all die als .vcf-Files exportierten Adressen in diesem nicht ebenfalls wieder einzeln importieren müssen, gibts morgen den passenden Trick.



Kommentare
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Nuclear Submarine
28.09.2023
Beherrschen diese Programme nicht mal die Synchronisation mit CardDAV-Servern? GMX bietet den übrigens gratis wie auch für Kalenderdaten (CalDAV-Server). Und alle Mail-Konten an Microsoft bekannt geben samt Inhalt, wenn man IMAP benutzen will? Als Zürcher kann ich da nur sagen: "Die händ en Flick ab!" Dein Hinweis auf Thunderbird als klar bessere Alternative, die auf Linux, Mac und Windows läuft, ist sehr berechtigt.

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hpe05
28.09.2023
Genau wegen solcher Sperenzchen habe ich mir das Progrämmli gSyncit zugelegt. Das synchronisiert alles (Kalender, Adressen etc.) zuverlässig nach Google oder sonstwohin. Ab da ist es dann ratzfatz irgendwohin importiert... Nich umsonst heisst es Microschrott. Ich erwäge, mit Outlook aufzuhören und (Mails habe ich schon) alles zu Google zu zügeln. Die klauen meine Daten auch, genauso wie es MS tut...

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kravatte
28.09.2023
Können denn diese Kontakte und Kalenderdaten nicht via ein Handy synchronisiert werden? Ich nutze seit menschgedenken keine Mircroschrottprodukte mehr. Bin mit Alternativen wie Thunderbird, Firefox, Libreoffice etc. seit Jahren sehr zufrieden.