Testcenter 06.07.2023, 07:30 Uhr

Over-Ear-ANC-Kopfhörer Concert 1 von andi be free im PCtipp-Test

Wie sich der Active-Noise-Cancelling-Kopfhörer, der von einem Schweizer Start-up entwickelt wurde, im Alltag macht, erfahren Sie hier.
(Quelle: Tecflower AG/Andi be free)
Der Concert 1 von andi be free wurde in der Schweiz designt und entwickelt. Hinter dem Brand andi be free steht die Firma Tecflower AG in Siebnen (SZ). Der Over-Ear Concert 1 Kopfhörer ist der erste ANC-Kopfhörer des Schwyzer Start-ups. Laut Hersteller wurde bei der Entwicklung der Fokus auf Pendler gerichtet.
Der Wireless-ANC-Kopfhörer Concert 1
Quelle: Tecflower AG/Andi be free
Bei Digitec war dieses Modell ziemlich in Kritik geraten – z. B. wegen sehr hoher Retourenquote und befangenen Bewertungen. PCtipp wollte aus erster Hand wissen, was der Wireless-Kopfhörer taugt und hat daher für ein Testgerät angefragt.
Die Wireless-Kopfhörer (BT), hier die Innenseite der Ohrmuscheln
Quelle: Tecflower AG/andi be free
Der Wireless-Over-Ear-Kopfhörer misst 17 × 11 × 10,3 Zentimeter und wiegt 288 Gramm. Das Design ist eher schmal gehalten, das Testgerät kommt in Schwarz (leider gibt es keine anderen Farben) und gefällt.
Auf dem Kopfhörer befinden sich vier Tasten: Ein-Aus-Schalter und Mikrofon-Schalter (links). Unten befindet sich der 3,5-mm-Klinkenport (links, für das mitgelieferte Audiokabel) sowie der ANC-Schalter und der Lauter-Leiser-Schalter (rechts). Unten finden Sie die USB-C-Buchse fürs Aufladen. Drückt man auf die Tasten, fühlen sie sich stabil an und nicht so, als würden sie demnächst auseinanderfallen.
Die vier Tasten auf dem Concert 1
Quelle: cma/PCtipp.ch

Lieferumfang und Inbetriebnahme

Das Case mit dem ANC-Kopfhörer Concert 1. Darunter befindet sich das Zubehör
Quelle: cma/PCtipp.ch
Wer die Box öffnet, findet ein schwarzes Case, in dem der Over-Ear-Kopfhörer und unterhalb einer Abdeckung das Zubehör verstaut ist. Das Case, mit dem man den Kopfhörer sicher transportieren kann, fühlt sich zwar nicht nach Premium-Qualität an, aber auch nicht nach Billig-Schrott. Darin befinden sich der Kopfhörer, ein kurzes USB-C-Ladekabel, ein 3,5-mm-Audio-Kabel (3-polig), zwei kleine Gebrauchsanweisungen (D/E) sowie ein Säcklein, in dem man den Concert 1 ebenfalls verstauen kann. Es ist in simplem Schwarz gehalten, das nur vom Firmenlogo in Silber durchbrochen wird: schickes Understatement.
Die Inbetriebnahme geht schnell. Aufladen und per On-Off-Taste auf dem Gerät einstellen (mehrere Sekunden drücken). Charmant: Wenn man den On-Button drückt, erklingt eine weibliche Stimme mit unverkennbarem Schweizer Akzent und begrüsst einen mit «Grüezi». Per Bluetooth-Taste (Version: Bluetooth 5.0) wird die Funktion aktiviert, bald hört man ein schweizerisch klingendes «Connected».

Tragekomfort, Akkulaufzeit und -ladezeit

Die PCtipp-Redaktorin Claudia Maag mit dem Concert 1 in einem Postauto
Quelle: cma/PCtipp.ch
Optisch gefällt mir der ANC-Kopfhörer. Oben kann man die Grösse individuell anpassen. Während beim erstmaligen Tragen die Ohrmuscheln nach zwei Stunden schmerzten, obwohl sie für meine kleinen Ohren eigentlich perfekt passen, konnte ich nach der richtigen Einstellungen stundenlang damit arbeiten oder pendeln und der Over-Ear-Kopfhörer störte mich nicht.
Die Ohrmuscheln sind eher schmal und nicht so gross: Perfekt für meine kleinen Ohren, allerdings könnten die Ohrmuscheln für nicht so filigrane Männer zu klein sein.

Akkulaufzeit und -ladezeit

Wie vom Hersteller versprochen, ist der Kopfhörer in zwei Stunden komplett aufgeladen. Das rote Licht erlischt, wenn der Ladevorgang abgeschlossen ist.
Top: Die Akkulaufzeit kann sich sehen lassen. Andi be free spricht von 60 Stunden Akkulaufzeit. Das kam im Test zwar nicht ganz hin, aber ich musste erst nach sechs (Arbeits-)Tagen mit langen, musikerfüllten Stunden (ca. 50 Std), wieder aufladen.

Sound (Musik und Telefonie)

Auf der Andi-be-free-Webseite heisst es: «Unser Concert1 ist ideal für Pendler und MusikliebhaberInnen, die auf starken Bass, guten Sound und auf einen hohen Tragekomfort setzen.» Sowohl Bass als auch Sound ist gut. Aber nicht überragend. Für den durchschnittlichen Musikhörer wird er – mal vom ANC abgesehen (s. weiter unten) – okay sein. Für Audiophile gibt es allerdings für rund 200 Franken bessere Alternativen anderer Hersteller.
Bei Telefongesprächen war die Tonqualität auf meiner Seite einwandfrei, das Gegenüber sagte mir, sie sei «sehr gut».

ANC

Von Seiten Tecflower AG, der Firma, die den Concert 1 entwickelt hat, hiess es – wie weiter oben erwähnt – dass der Fokus bei der Entwicklung auf Pendler gelegt wurde. Wer regelmässig in überfüllten S-Bahnen, Trams oder Postautos etc. unterwegs ist, wird viel Wert auf das Active-Noise-Cancelling (ANC) legen, um sich gegen den Lärmpegel der Mitreisenden abzuschotten. Ein Sprecher von Tecflower meinte, das ANC seit von der Testgruppe als «gut empfunden worden», von Kundinnen und Kunden habe man jedoch auch kritische Feedbacks erhalten. Nachdem ich den Over-Ear-Kopfhörer mehrere Wochen getestet habe, muss ich mich letzteren anschliessen.
Das ANC ist einfach nicht gut genug beim Pendeln, man hört die Gespräche weiterhin, wenn auch ein wenig leiser bzw. gedämpfter. Für jene, die gerne so viel Ruhe wie möglich im ÖV haben, wird das nicht genügen. Wer im Stadt-Zürcher Strassenverkehr überleben und daher noch etwas mitbekommen möchte, könnte dies schätzen. Im Homeoffice hörte ich immerhin den Laubbläser während einer Teams-Sitzung nicht mehr.
Dennoch: Allgemein hat mich das ANC nicht überzeugt. Auch dass es keine App für eine Detailsteuerung (Umgebungsgeräusch-Kontrolle) gibt, ist schade. Beispielsweise bei JBL gibts in der App die Möglichkeit, das ANC auf Ambient Aware zu stellen, um im städtischen Strassenverkehr die Überlebenschancen zu erhöhen.
Transparent-Modus
Durch kurzes Drücken der ANC-Taste kann man beim zuvor eingeschalteten ANC den Transparent-Modus ein- bzw. ausschalten. Da mich im Pendelverkehr bereits mit aktiviertem ANC die Gespräche der anderen Pendler leicht nervten, wurde es – wie erwartet – mit dem Transparent-Modus mühsam. Grundsätzlich eine gute Idee, aber das Active-Noise-Cancelling des Concert 1 beim Pendeln hat mich nicht überzeugt, da brauchts keinen Transparent Mode.

Verfügbarkeit, Preis und Fazit

Den Concert 1 kann man entweder für Fr. 199.- bei andibefree.com erwerben, was halt recht teuer ist für die Leistung des Kopfhörers. Bei Digitec kostet der Concert 1 – vermutlich wegen der vielen schlechten Kommentare im Shop – nur rund 100 Franken, was ein fairerer Preis ist.

Fazit

Für den durchschnittlichen Musikhörer wird der Concert 1 – mal vom nicht wirklich überzeugenden ANC abgesehen –  betreffend Sound und Bass okay sein. Die von andi be free veranschlagten rund 200 Franken sind jedoch meiner Meinung nach zu teuer. Für Anspruchsvolle gibt es für rund 200 Franken bessere Alternativen anderer Hersteller. Momentan verkauft Digitec den Kopfhörer allerdings für rund 100 Franken, was wieder im Rahmen ist.
Die Akkulaufzeit ist sehr gut, der Tragekomfort für kleinere Ohren prima. Audiophile sollten sich aber eher bei Sony, Sennheiser, Bose oder Teufel etc. umschauen.

Testergebnis

Akkulaufzeit, Design, Tragekomfort (für kleinere Ohren), Bass
ANC zu schlecht beim Pendeln, keine App, nur in Schwarz erhältlich, zu teuer

Details:  Overear-Kopfhörer Concert 1, ANC, Transparency Mode, circa 50 Std. Akkulaufzeit, 90-Grad-rotierbare Ohrmuscheln, Mikrofon-Taste, Bluetooth 5.0, keine App

Preis:  Fr. 199.- bei andibefree.com

Infos: 



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