Tests 02.08.2016, 07:06 Uhr

Test: RNI All Films 4 Pro

Analoge Farben gegen sterile Digitalfotos: Diese Presets für Lightroom und Photoshop liefern, was sie versprechen.
Wenn ich vor der Anschaffung einer neuen Kamera stehe, gilt es natürlich, unzählige Eigenschaften gegeneinander abzuwägen. Die Qualität der Farben ist jedoch das Letzte, was mich interessiert. Denn die Farbgebung spielt nur bei jenen Fotos eine Rolle, die im JPEG-Format aufgenommen werden. Im RAW-Format bleiben die Fotos von der Kamera-Software unangetastet. Und so halte ich es ganz mit Pippi Langstrumpf: Ich mach’ mir die Welt, wie sie mir gefällt. Dramatische, gedämpfte, schwarzweisse oder doch lieber quietschbunte Bilder? Das ist wortwörtlich nur eine Frage der Einstellung, die sich jederzeit ändern kann.
Farbgebung? Bei RAW-Fotos nicht relevant
Quelle: PCtipp
Allerdings ist die Umsetzung der Rohdaten anspruchsvoll und zeitintensiv. Deshalb stützen sich die meisten RAW-Fotografen auf Presets, also auf gespeicherte Bildeinstellungen. Mit deren Hilfe verändert sich die Bildwirkung mit einem Klick. Da diese Änderungen nicht-destruktiv sind, bleibt die originale RAW-Datei erhalten, sodass sich beliebig viele Einstellungen ausprobieren lassen. Hier ein weiteres Beispiel:
Ein RAW-Foto ist das, was man daraus macht
Quelle: PCtipp

RNI All Films 4 Pro

Die Filmsimulationen von Really Nice Images (kurz RNI) gehören zu den leistungsfähigsten und attraktivsten Paketen dieser Art. Version 3 haben wir bereits an dieser Stelle ausführlich getestet und für sehr gut befunden. Mit Version 4 legt RNI noch einmal kräftig nach.
So ist die Zahl der Presets von 280 auf 340 gestiegen. Sie unterteilen sich in die Filmkategorien «BW» (Schwarzweiss), «Instant» (Sofortbild), «Negative», «Slide» (Diafilme) und «Vintage» (abgelaufene Agfa-Negativfilme und Kodachrome-Diafilme). Jeder Film besteht aus Variationen desselben Themas, hier am Beispiel des Agfacolor 40s aus der Zusammenstellung «Vintage»:
Ein Thema mit seinen Variationen
Quelle: PCtipp
Fotos können also aussehen, als wären sie vor sechzig Jahren geschossen worden – doch das muss nicht sein. Stattdessen führt zum Beispiel die Simulation des Diafilms Fuji Fortia zu paradiesischen Strandszenen mit einem tiefblauen Himmel und schneeweissen Wolken, sodass die Daheimgebliebenen bei diesem Anblick vor Neid erblassen. Die Schärfe bleibt dabei unverändert, lies: so hoch, wie es die Ausrüstung eben hergibt.

Neu in Version 4

Doch alle diese Eigenschaften sind bereits aus Version 3 bekannt. Neben den 60 neuen Presets wurden die bestehenden Modelle einer Feinabstimmung bei den Farben und beim künstlichen Korn unterzogen, sodass die Resultate noch echter wirken. Das bedeutet allerdings, dass die Bilder neu entwickelt werden müssen, um davon zu profitieren.
Das Wichtigste sind jedoch die neuen Kameraprofile. Sie berücksichtigen die Eigenheiten einer Digitalkamera und sorgen dafür, dass dieselbe Simulation auch dann konsistent wirkt, wenn die Fotos mit verschiedenen Modellen aufgenommen wurden. Die Liste der kompatiblen Kameras finden Sie am Ende dieser Seite. Ein Profil wird automatisch angewendet, sobald ein Preset aus der RNI-Sammlung angewählt wird:
Profile sorgen für konsistente Ergebnisse, wenn verschiedene Kameras in einem Shooting verwendet werden
Quelle: PCtipp
Um Fotos künstlich altern zu lassen, stehen im Bereich «RNI 4 Toolkit» weitere Presets zur Auswahl, die zusätzlich zu den simulierten Filmen angewendet werden. Sie bedienen sich auf geschickte Weise bei der Kamerakalibrierung, dem synthetischen Filmkorn, der Vignettierung und anderen Einstellungen. Dabei entstehen Presets, die sich an den Abbildungseigenschaften von alten oder billigen Linsen orientieren. Das führt dann zum Beispiel zu solchen Ergebnissen:
Erstaunlich, wie analog die Fotos in Lightroom wirken können (Ausschnitt)
Quelle: PCtipp
In Version 4 sind diese Korn- und Unschärfe-Effekte weiterhin ein Bestandteil einiger Filmsimulationen, etwa bei den Sofortbildfilmen. Neu können sie mit einem Klick auf beliebige Bilder angewendet werden. Umgekehrt steht eine Einstellung zur Verfügung, um diese Effekte ebenfalls mit einem Klick zu entfernen.

Lieferumfang, Pakete und Updates

RNI All Films 4 Pro enthält die Presets für Adobe Lightroom und für das Camera-RAW-Modul von Photoshop. Das Paket kostet 122 US-Dollar, das Upgrade von Version 3 schlägt mit 61 US-Dollar zu Buche.
Deutlich günstiger ist das Paket RNI All Films 4 Pro - Lite mit 43 Filmsimulationen für 59 US-Dollar. Es enthält dieselben Filme, aber ohne deren Variationen – es gibt also zum Beispiel nur eine Entsprechung zum Kodak Ektar 100, während es bei der Pro-Ausführung gleich fünf sind. Wenn Sie sich nicht sicher sind, sollten Sie zu diesem Paket greifen; das spart nicht nur Geld, sondern sorgt auch für mehr Übersicht in der Sammlung mit den Presets, da jeder Film nur einmal angezeigt wird.

Fazit

RNI All Films 4 Pro scheint auf den ersten Blick nicht günstig. Doch die Qualität überbietet die meisten Presets, die im Web angeboten werden. Für eine moderne, hochwertige Kamera wird heute schnell eine vierstellige Summe fällig. Da ist es wenig sinnvoll, beim letzten Produktionsschritt zu sparen. Das wäre in diesem Fall auch deshalb bedauerlich, weil dieses Paket das Zeug dazu hat, Ihre Fotos in einem neuen, besseren Licht dastehen zu lassen.

Testergebnis

Sehr gute Qualität, überzeugende Simulationen, Presets für Camera RAW und Lightroom, Kamera-Profile für alle wichtigen Modelle
relativ hoher Update-Preis für Besitzer der Version 3

Details:  Für Lightroom und Camera RAW (Photoshop), für Mac und Windows

Preis:  ca. 125 Franken für Neukunden, ca. 63 Franken für das Update

Infos: 
reallyniceimages.com

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