Systemkamera 08.10.2020, 11:00 Uhr

Nikon Z5 im Test

Nikon fokussiert sich auf die Kernkompetenz einer klassischen Kamera: Fotos. Und das gelingt.
Die Z5 ist praktisch identisch mit der Z6, zumindest äusserlich
(Quelle: Nikon)
Nikon weiss, wo auch mal etwas gleichbleiben darf. Der Body der Z5 ist praktisch identisch mit der Z6 und das ist auch gut so. Nicht nur für Nikon-Veteranen, die sich auf der Z5 sofort zu Hause fühlen werden, sondern auch für Neulinge im System ist die Kamera leicht zu verstehen. Praktisch alle Bedienelemente sind auf der linken Seite der Kamera angebracht, wodurch die Z5 gut auch einhändig bedient werden kann. Dafür sorgen auch ein tiefer, grosszügiger Griff, sowie eine Daumenstütze auf der Rückseite der Kamera. Die Front der Z5 besteht praktisch ausschliesslich aus Bajonett. Denn trotz grossem Griff, Vollformat-Sensor und vielen Tasten ist die Nikon-DSLM relativ kompakt gehalten. Wir sprechen hier nicht von Jackentasche-Kompakt, aber vielleicht Manteltasche-Kompakt. Dazu sei noch gesagt: Die Z5 ist gebaut wie ein Panzer. Die Kamera ist so robust wie die teureren Modelle der Z-Serie und bietet den gleichen Schutz vor Staub und Feuchtigkeit. In dieser Preisklasse ist das nicht selbstverständlich.
Das sieht schonmal vertraut aus
Quelle: PCtipp

Bedienung

Wer einmal eine Nikon-Kamera bedient hat, findet sich auf einem neuen Modell praktisch immer schnell zurecht. Das gilt auch für die Z5. Genau genommen ist das Tastenlayout identisch mit der Z6. Einzig das Modusrad wandert von links neben dem Sucher nach rechts. Dafür fällt das LCD auf der Oberseite weg. Somit befinden sich alle Bedienelemente, die direkt mit der Kamerasteuerung zu tun haben, auf der rechten Seite der Kamera. Links des Suchers findet man lediglich die Taste für die Bildergalerie, jene zum Löschen von Bildern und Videos sowie die Auswahl zwischen Display, Sucher und Automatik. Ebenfalls schlau platziert sind die beiden frei belegbaren Fn-Tasten auf der Vorderseite der Kamera, die einfach mit den Fingern am Griff erreicht werden können. Die Objektiv-Verriegelung befindet sich dafür wieder links, da nicht relevant für die Fotografie selbst.
Die Fn-Tasten der Z5 sind smart platziert
Quelle: PCtipp
Die meisten Tasten sind bequem erreichbar und bieten ein angenehmes Druckgefühl. Etwas eng kann es auf der Oberseite werden. Die dort platzierten Tasten für Video, ISO und Belichtungskorrektur erfordern ein wenig Fingergymnastik, besonders, wenn ein Tragriemen an der Kamera befestigt ist. Wie stark das stört, dürfte von Faktoren wie der Grösse der Hand, der Art des Trageriemens oder der genauen Handhaltung abhängen. Generell müssen Menschen mit sehr grossen Händen auch bei der Z5 ein wenig vorsichtiger sein. Wie bei praktisch allen modernen DSLMs ist auch die Z5 kompakter und bietet etwas weniger Spielraum zwischen den einzelnen Buttons. Es wäre auch schlicht nicht mehr Platz dafür vorhanden.
Das Modusrad rutscht nach rechts, dafür verschwindet das LCD
Quelle: PCtipp
Dabei ist nicht zu vergessen: Die Z5 bietet neben der Tastensteuerung auch Touch-Input. Mit diesem lässt sich fast die gesamte Kamera per Touch steuern. Beim Fotografieren gibt es vier Touch-Modi zur Auswahl: Fokuspunkt setzen, Fokussieren, Fokussieren und Auslösen oder Touch-Fokus ausschalten. Da sollte für jeden Nutzer etwas dabei sein. Eher mässig nützlich ist das Verstellen der Belichtungseinstellungen per Touch. Grundsätzlich können Sie auf Blende, Belichtungszeit und ISO tippen und diese dann mit Wischbewegungen einstellen. Allerdings ist die Steuerung mit den dafür vorgesehenen Rädchen schlicht schneller und einfacher. In den Menüs funktioniert die Touch-Steuerung erwartungsgemäss.
Das i-Menü bietet schnellen Zugriff auf zwölf einstellbare Funktionen
Quelle: PCtipp
Wie mittlerweile üblich, verwendet auch Nikon ein eigenes Schnellzugriffs-Menü, hier markiert mit einem «i». Dieses ist komplett anpassbar und wechselt zwischen Foto- und Video-Modus. Sie können also für beide Modi ein vollständiges Set von zwölf Einstellungen erstellen, die Sie dann mit einem einzigen Tastendruck erreichen. Wem das noch nicht ausreicht, der kann drei komplette System-Voreinstellungen auf die verfügbaren Nutzerprofile U1, U2 und U3 speichern. Stellen Sie einfach die Kamera wie gewünscht ein und speichern Sie den Zustand in eines der drei Profile. Die Profile sind dann über das Modusrad auf der Oberseite der Kamera erreichbar. So können Sie beispielsweise verschiedene Setups für Landschaften, Sport und Familienferien voreinstellen und einfach dazwischen hin- und herwechseln.

Ausstattung

Was die Ausstattung betrifft, bietet die Z5 ziemlich das gleiche wie die Z6 und die Konkurrenz. Die üblichen Anschlüsse sind vorhanden: 3,5-mm-Kopfhörerbuchse, 3,5-mm-Mikrofonbuchse, microHDMI, USB 3.2 Gen 1 (Type-C) und Wi-Fi. Der USB-Anschluss kann auch den Akku der Z5 aufladen, sofern man einen Akku des Typs EN-EL15b oder EN-EL15c verwendet. Die älteren EN-EL15-Akkus sind ebenfalls kompatibel, können aber nicht per USB geladen werden. Laut CIPA-Rating schafft der Akku 470 Bilder mit einer Ladung. In der Praxis dürften es ein paar mehr sein, da CIPA-Werte im Schnitt eher tief liegen. Vor ein paar Jahren wäre das ein Spitzenwert gewesen, aktuell reicht es damit für eine Mittelfeldposition.
Die Anschlüsse der Z5 sind die Üblichen
Quelle: PCtipp
Wo Nikon hingegen den Popularitätswettbewerb gewinnt, ist bei den Speicherkarten. Die Z5 verfügt über zwei SD-Kartenslots. Ja, zwei, und ja, SD. Die XQD-Karten bleiben den teureren Profi-Modellen vorbehalten. Das ergibt auch Sinn, da die schnellere Leistung der XQD-Karten für die anvisierten Amateure schlicht nicht so wertvoll ist wie der Komfort bestehender Karten und Kartenleser. Vor allem, wenn man bedenkt, dass sogar Profis sich darüber streiten, ob die schnelleren Karten wirklich nötig sind.
Die Z5 bietet zwei SD-Slots
Quelle: PCtipp
Gespart hat Nikon dafür beim Display. Dieses löst mit knapp über einer Million Pixeln auf und ist somit klar schwächer als bei der Z6. Ob das irgendjemanden interessiert, ist eine andere Frage. Denn: Der Sucher der Z5 ist identisch mit jenem der Z6. 3,7 Millionen Pixel, 0,8-fache Vergrösserung und ordentlich Platz. Wem das Display also zu wenig Pixel hat, kann sich seine Fotos auch im Sucher anschauen. Sieht komisch aus, funktioniert aber. Bei der Beweglichkeit des Displays setzt Nikon mehr auf Stabilität als auf Flexibilität. Das Display lässt sich kippen, aber nicht im Hochformat abwinkeln oder drehen. Das führt zu einer stabileren Konstruktion, ist dafür aber in gewissen Situationen, etwa nahe am Boden, ein wenig mühsam.

Sensor & Bildqualität

Nikon verbaut in der Z5 nicht den gleichen Sensor wie etwa in der Z6, aber ein ähnliches Modell. Der Hauptunterschied zwischen Z6 und Z5: Die Z6 verwendet einen Sensor mit Backside Illumination (BSI, rückseitige Beleuchtung). Bei der Z5 kommt ein Sensor mit Frontside Illumination (FSI, vorderseitige Beleuchtung) zum Einsatz. Das schlägt sich vor allem in einer leicht schwächeren Performance bei hohen ISO-Werten nieder. Spezifisch sind BSI-Sensoren gut darin, Details in dunklen Bereichen zu erhalten. Im Alltagsgebrauch hält sich dieser Vorteil aber in Grenzen. Am ehesten lässt sich der Sensor der Z5 mit der exzellenten D750 vergleichen. Da gibt es schlicht nichts zu motzen.
Die Front der Z5 besteht fast ausschliesslich aus dem grossen Sensor
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Die Farben der Z5 sind Nikon-typisch akkurat und angenehm und wie schon bei der Z6 kann Nikon mit einer ausgezeichneten dynamischen Reichweite auftrumpfen.
Bei Tageslicht macht die Z5 eine gute Figur
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Details gibt es genug, auch wenn das Kit-Objektiv etwas bremst
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Die dynamische Reichweite der Z5 ist beeindruckend für die Preisklasse
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Wechselt man auf das 50mm ƒ/1.8 springt der Detailgrad gleich ein wenig in die Höhe
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Für maximale Tiefenunschärfe ist das 50mm ebenfalls geeigneter
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Freistellen geht auch mit dem Kit-Objektiv, einfach nicht so schön
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Ein weiteres Beispiel mit dem Kit-Objektiv und einem näheren Hintergrund
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Bei 1250 ISO ist kaum ein Bildrauschen zu vermelden
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Schraubt man die Empfindlichkeit auf ISO 20'000, geht die Post schon mehr ab
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51'200 ist der native Höchstwert der Z5, und nur noch sehr bedingt brauchbar
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Video

Falls Sie sich bis jetzt gewundert hatten, wie die Z5 so viel günstiger sein kann als die Z6, dann sind Sie hier genau richtig. Die Z5 ist eine Fotokamera. Und anders als viele andere moderne DSLMs ist sie eine Fotokamera, die nebenher noch Video anbietet, nicht eine Foto- und Videokamera. Zwar ist die Z5 durchaus fähig, Videos in guter Qualität aufzuzeichnen, allerdings nicht auf dem höchsten Niveau. 4K-Aufnahmen mit 30 FPS sind verfügbar, allerdings nur mit einem 1,7-fachen Zuschnitt, was den Vollformat-Sensor faktisch zu einem leicht verkleinerten APS-C-Sensor macht. Video ohne Zuschnitt gibt es in FHD. Erweiterte Funktionen, wie besonders grosse Farbumfänge oder erhöhte Bit-Tiefen, gibt es auch mit externen Rekordern nicht. Somit ist die Z5 eine gute Wahl für Fotografen, die ab und zu mal ein Video machen, aber eher keine optimale Lösung für aktive Videografen.

Objektive

Das Z-Mount-Ökosystem von Nikon wächst und wächst. Mittlerweile sind die wichtigsten Objektive vorhanden und erweisen sich als durchgehend gelungen. Seit Mitte 2020 ist auch die «Heilige Dreifaltigkeit» der Nikon-Zoomobjektive wieder komplett erhältlich: 14-24 mm ƒ/2.8, 24-70 mm ƒ/2.8 und 70-200 mm ƒ/2.8. Drei Objektive, mit denen praktisch alle Anwendungsbereiche in ausgezeichneter Qualität abgedeckt werden. Für Fans von Festbrennweiten sind übliche Modelle wie 24 mm, 35 mm, 50 mm, oder 85 mm ƒ/1.8 in bezahlbaren Ausführungen erhältlich. Und wer 8000 Franken vorrätig hat, kann sich auch ein 58 mm ƒ/0.95 Noct leisten. Etwas dünn ist das Angebot noch in den hohen Telebereichen. Aktuell geht noch nicht mehr als 200 mm ohne Telekonverter. Hier lohnt es sich noch, den FTZ-Adapter mitzubestellen. Mit diesem lassen sich F-Mount-Objektive an Z-Mount-Kameras verwenden.
Im Einsteigerbereich gibt es neu das ultrakompakte 24-50 mm ƒ/4-6.3.
Eingefahren spart das Kit-Objektiv ordentlich Platz
Quelle: PCtipp

24-50 mm ƒ/4-6.3

Dieses Einsteiger-Objektiv ist das am stärksten vermarktete Kit-Objektiv für die Nikon Z5. Mit einem Listenpreis von knapp 400 Franken zielt es auf eher weniger anspruchsvolle Nutzer ab, die ein flexibles, leichtes und kompaktes Objektiv für den Alltagsgebrauch suchen. In den Kategorien leicht und kompakt ist Nikon damit sehr erfolgreich. Das Objektiv bringt kaum Gewicht auf die Waage und ist in der Tat sehr kompakt gehalten. Die Flexibilität ist in Ordnung, aber nicht überragend. Zwischen 24 und 50 mm sind drei sehr typische Brennweiten abgedeckt (24, 35 und 50 mm). Als «Objektiv für alles» fehlt es dann aber ein wenig im Tele-Bereich. Da wäre ein Modell wie das 24-200 mm ƒ/4-6.3 passender, wenn auch teurer und unhandlicher. Denn wie üblich sind Objektivgrössen ein Kompromiss. Dieser Kompromiss findet auch bei der Bildqualität des Objektivs statt. Im Vergleich zu Festbrennweiten wie dem 50 mm ƒ/1.8 kann das Kit-Objektiv um Längen nicht mithalten. Verzerrungen und chromatische Aberrationen treten klar vermehrt auf. Aufgrund der eher kleinen Abdeckung von Brennweiten kann man sich da durchaus überlegen, anstelle des 24-50-mm-Objektivs eine Festbrennweite mit 35 mm und ƒ/1.8 zu wählen. Zwischen 24 und 35 mm, respektive zwischen 35 und 50 mm ist kein besonders grosser Abstand, zwischen der Bildqualität der beiden Objektive hingegen schon.
Im Gebrauch ist ein wenig mehr Platz nötig
Quelle: PCtipp
Zusammengefasst lohnt sich das 24-50 mm ƒ/4-6.3 vor allem dann, wenn das Budget knapp und Kompaktheit vorrangig ist. Wer etwas mehr Geld ausgeben kann, erhält mit einer Festbrennweite bessere Bilder und mit dem 24-200 mm mehr Bequemlichkeit. Normalerweise würden wir an dieser Stelle noch raten, lieber bei der Kamera ein Modell günstiger gehen, und dafür ein besseres Objektiv wählen, allerdings ist die Z5 bereits das günstigste Z-Modell mit Vollformatsensor.
Problematisch ist das Kit-Objektiv aber nicht hauptsächlich wegen seiner Qualität oder seinem Einsatzrahmen. Vielmehr ist es aktuell die einzige Kit-Option. Wer heute eine Z5 kaufen will, kauft das 24-50 dazu. Eine Body-only-Variante oder ein anderes Kit-Objektiv sind aktuell nicht erhältlich. Laut Nikon ist dies hauptsächlich eine logistische Entscheidung, bedingt durch die komplexe internationale Lage im Zuge der Covid-19-Pandemie. Weitere Kit-Optionen sowie eine Kaufoption ohne Objektiv sollen in naher Zukunft folgen.

Fazit

Die Nikon Z5 ist eine Kamera für Fotografen. Klingt logisch, muss aber speziell erwähnt werden. Denn: Die Z5 bietet Video mehr nebenher an. Praktisch alle Kompromisse, welche die Z5 eingeht, um auf den tieferen Preis zu kommen, betreffen den Videobereich. Das Ergebnis ist eine Fotokamera, welche die Konkurrenz in der gleichen Preisklasse klar hinter sich lässt. Jetzt muss man nur noch auf eine bessere Kit-Option warten.

Testergebnis

Bildqualität, Verarbeitung, Bedienung
Niedrige Bildrate, schwache Videofunktionen

Details:  24 Mpx, Vollformat-CMOS-Sensor, 100 - 51'200 ISO, IBIS, 273 Fokuspunkte, 3,2 Zoll Touch-Display, EVF (3,7 Mio. Pixel), 4.5 fps Fotos, UHD 30p (1,7× crop), FHD 60p (kein crop), USB-C, microHDMI, Mikrofon- und Kopfhöreranschluss, Wi-Fi, EN-EL15 Akku (470 Bilder nach CIPA), 675g (mit Akku)

Preis:  1699.- (mit Objektiv)

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