Tests 17.10.2012, 06:17 Uhr

Test: Nik Snapseed

Um in den Besitz dieser Software zu kommen, schluckte Google gleich die ganze Firma. Verständlich, wenn man sich die Möglichkeiten ansieht.
Was früher das Fotoalbum war, sind heute die Sozialen Netze. Wir zeigen unsere Erinnerungen auf Facebook, Twitter, Flickr und wie sie alle heissen – und dabei möchten wir natürliche eine gute Figur machen. Lange Zeit hiess die ultimative Allzweckwaffe «Instagram», aber sogar diese Effekte hängen einem irgendwann zum Halse raus.
Wer nach einer Alternative sucht, um die Schnappschüsse aufzuhübschen, sollte sich unbedingt Snapseed ansehen (Windows und Mac). Die Software präsentiert auf einer simplen Oberfläche alle Zutaten für gelungene Bildkorrekturen. Diese sind in 7 Kategorien unterteilt; 3 weitere Kategorien verbessern das Bild ohne Effekthascherei.
Dabei wird dem Benutzer immer nur eine überschaubare Dosis an Funktionen verabreicht. Ein Bild durchläuft der Reihe nach alle gewünschten Module, bis es den Erwartungen entspricht. Zu jeder Funktion sind bereits einige Einstellungen abgespeichert, die sich auf Mausklick anwenden lassen. Wer selber eine gelungene Kombination der Parameter entdeckt, kann diese als neue Einstellung sichern und erhält somit reproduzierbare Resultate – die Voraussetzung, um einen eigenen Stil zu entwickeln.
Bessere Bilder
Die ersten drei Kategorien schneiden das Bild zu, verbessern die Kontraste oder rücken eine Schieflage zurecht. Auf Wunsch werden Kontrast, Helligkeit und Sättigung automatisch korrigiert, doch alle Parameter lassen sich auch manuell justieren. Besonders gut gefällt hier die Kategorie «Details»; sie holt aus jedem noch so flauen Bild das Letzte heraus, indem der Kontrast und die Schärfe trickreich angehoben werden.
Oben das Original, unten nach einem Klick auf den Filter «Drama»
Nur in der Kategorie «Tune Image» sind die U-Points verfügbar. Diese automatischen Masken erfassen komplexe Gebäude, Personen, den Himmel oder was auch immer. Anschliessend kann dieser Bildteil gezielt bearbeitet werden. Dazu reicht es, einen U-Point auf das Objekt zu legen und mit der Maus den Radius der Maskierung zu bestimmen. Die Korrektur wird anschliessend nur auf diesen Bereich angewendet.
Automatische Masken (rot) mit den U-Points
Effekte
Doch wer nach einem Instagram-Ersatz sucht, wird sich vor allem für die Effekte interessieren – und wird mit Snapseed bestens bedient. «Grunge» und «Vintage» liefern die typischen Instagram-Effekte, nur wesentlich abwechslungsreicher. «Drama» hebt Kontraste und Strukturen hervor, manipuliert die Farben und unternimmt auch sonst alles, um Bilder spektakulär aussehen zu lassen. «Center Focus» und «Tilt Shift» manipulieren die Schärfe; so wird eine geringe Tiefenschärfe simuliert und Strassenzüge sehen aus, als wären sie der Puppenstube entsprungen.
Drama (dunkel)
Besonders gut gefällt die Funktion «Black & White», die für die Schwarzweiss-Umsetzungen verantwortlich zeichnet. Über Schieberegler werden die Helligkeit, der Kontrast und das simulierte Filmkorn eingestellt. Die Art der Graustufen-Umsetzung wird durch vier Farbfilter beeinflusst – genau wie damals, als noch analog fotografiert wurde.
Die Schwarzweiss-Umsetzung funktioniert wie zu analogen Zeiten mit Farbfiltern
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Geht weg, Ihr Profis!

Nichts für Profis
Bereits die ersten Gehversuche in Snapseed führen zu überzeugenden Resultaten – wenn man einfach ein wenig auffallen möchte. Hingegen fehlen einige wichtige Funktionen, so dass Snapseed kein vollständiger Ersatz für eine herkömmliche Bildverarbeitung sein kann.
So fehlt zum Beispiel das Histogramm, mit dem sich die Helligkeitsverteilung des Bildes kontrollieren lässt. RAW-Dateien werden zwar erkannt und lassen sich auch verarbeiten. Doch diese Rohdateien verlangen nach speziellen Werkzeugen, um zum Beispiel den Schwarzwert zu erhöhen. Auch diese Funktion sucht man in Snapseed vergebens, genauso wie Möglichkeiten, um zum Beispiel das Bildrauschen zu reduzieren.
Fazit: Snapseed für Mac und Windows bietet einige interessante und vor allem sehr geschmackvolle Effekte. Wenn man sich die angepeilte Zielgruppe vor Augen hält, ist der Funktionsumfang perfekt ausbalanciert. Die Bedienung gestaltet sich mustergültig einfach und lässt keine Fragen offen. Dass keine Retusche- oder Profifunktionen vorhanden sind, sei der Software bei einem Preis von gerade einmal 16 Franken (Windows) resp. 20 Franken (Mac) verziehen.
Vintage mit zufällig erzeugten Rahmen
Eine Demoversion für beide Plattformen lässt sich unter der Adresse http://www.snapseed.com/de herunterladen. Beim Kauf über die Website des Herstellers wird die Mwst. automatisch abgezogen, wenn man eine Schweizer Wohnadresse angibt. Die Mac-Version wird über den Mac App Store vertrieben und kostet 20 Franken.

Testergebnis

Hervorragende Effekte, Bedienung, U-Points

Details:  Windows XP SP3 oder neuer, OS X 10.6.8 oder neuer

Preis:  Fr. 16.– (Windows) resp. Fr. 20.– (Mac)

Infos: 
http://www.snapseed.com/de

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