Testcenter 16.12.2021, 10:00 Uhr

Alienware Aurora R10 Ryzen Edition

Dell baut den perfekten PCs als Gefährten zur neusten Star-Wars-Trilogie. Das im positiven, als auch im negativen Sinn.
Raumschiff-Design ist eine gute Sache, solange die Performance nicht beeinträchtigt wird
(Quelle: Dell)
Ein Blick auf das Datenblatt und der Tarif ist durchgegeben: Alienware ist nicht zum Spielen hier. Also eigentlich schon, aber auf eine andere Art. Im Kern der Gaming-Performance liegt eine GeForce RTX 3080, die wohl beste Grafikkarte auf dem Markt, die noch bezahlbar ist. Dazu gibt es 32 GB schnelles DDR4-RAM (3200 MHz), eine ebenso rasante 1-TB-M.2-SSD als Systemdisk, und eine solide 2-TB-Festplatte für den Massenspeicher. Den Unterschied zwischen diesem Aurora gegenüber anderen Versionen findet man bei der CPU. Alienware-Besitzer Dell verbaut hier eine AMD-Ryzen-CPU. Genau genommen das Modell Ryzen 9 5900X. Die Ryzen-Prozessoren sind in der neusten Generation nicht nur leistungsfähiger, sondern auch noch günstiger als deren Intel-Äquivalente. Sie sind sogar so gut, dass sogar der langjährige Intel-Verbündete Dell einige Modelle mit AMD-Prozessoren auf den Markt bringt.
Das hat bei den günstigeren Modellen der Aurora-Serie nicht immer ganz reibungslos geklappt. Rezensionen von Einsteiger-Auroras melden unter Anderem ungeeignete Lüftungssysteme, die einfach von Intel-Varianten auf die AMD-CPU gepappt wurden. Bei unserem Testmodell ist das kein Thema, da hier eine Flüssigkeitskühlung zum Einsatz kommt.
Ganz abgeschlossen ist das Thema Kühlung damit aber noch nicht. Anders als das ordentlich grosse Gehäuse vermuten lässt ist der Aurora R10 im Inneren eher knapp bemessen. Unter all der Plastikverzierung findet man nur ein winziges Tower-Gehäuse, in das die verbaute Hardware mit Ach und Krach hineingepresst wurde. Bei den Luftgekühlten Aurora-Modellen ist das fatal, und zwar nicht im metaphorischen Sinn. Unser Wassergekühltes Modell funktioniert besser, wird aber dennoch ordentlich warm. Die GPU zeigt nach einigen Minuten «Far Cry 6» bereits über 80 Grad Celsius an, und steigt bei permanenter Belastung noch weiter an. Es verwundert also auch nicht, dass ich beim Spieletest einige Crashes verzeichnen musste, die auf meinem privaten PC bei gleichen Einstellungen (und schwächerer Hardware) nicht passierten. Während es nur bei «Far Cry 6» zu Komplettabstürzen kam, zeigte sich das System auch sonst nicht allzu stabil. Leistungseinbrüche passierten in allen getesteten Games und auch im regulären Betrieb lief nicht alles so geschmeidig, wie es bei einem PC dieser Preisklasse sollte.
Die Benchmark in Far Cry 6 läuft ordentlich. Im Spiel selbst kommt es aber zu regelmässigen Abstürzen
Quelle: Screenshot / PCtipp
Von den Crashes in «Far Cry 6» abgesehen läuft der R10 solid. Sowohl in «Overwatch» als auch in «Counter-Strike: Global Offensve» schafft die Kiste problemlos über 300 FPS bei FullHD, was für E-Sport-Bedürfnisse bestens reicht. Hier sogar ganz ohne Crashes. Die grafisch hochkarätigen Titel «Far Cry 6» und «Red Dead Redemption 2» laufen beide in UHD und allen Settings auf «Hoch» mit stabilen 60 FPS. Schaltet man die Einstellungen auf «Ultra», oder aktiviert einige der besonders leistungshungrigen Extras, kann die Framerate auch ab und zu unter 50 fallen. Insgesamt ist die Leistung für den Preis aber gut.

Gehäuse & Verarbeitung

Wie bereits angetönt ist das Gehäuse des Aurora R10 nicht ohne Fehler. Alienware ist für seine ausgefallenen Designs bekannt, womöglich sogar mehr als für qualitativ hochwertige PCs. Und dieser Ruf scheint sich bei diesem Gerät zu bewahrheiten. Einen grossen Teil des verbrauchten Volumens nutzt der R10 ausschliesslich für dekorative Zwecke. Unter der ausgefallenen, und zweifelsfrei ansehnlichen Hülle findet man eine erstaunlich kleine Nutzfläche. In dieses winzige Gehege pfercht Dell die Komponenten in bester Tetris-Manier hinein, was für die bereits bemängelte Kühlung nicht gut sein kann. Anpassen und Reparieren dürfte jedoch kein allzu grosses Problem sein, sofern die neuen Bauteile nicht viel grösser als die Alten sind. Die meisten Innereien passen ziemlich genau auf den Millimeter in ihren vorgesehenen Platz und lassen nicht viel Spielraum. Wer jedoch eins zu eins ersetzt oder kleinere Erweiterungen am RAM oder dem freien PCIe-Steckplatz vornehmen möchte, kann dies Problemlos tun. Dafür sorgt auch das grosszügige 1000-Watt-Netzteil, das mehr als genug Power liefert. Wahrscheinlich hätte Dell hier sogar den Preis ein wenig drücken, und ein kleineres Netzteil einbauen können. Sowohl in Sachen Volumen als auch in Sachen Leistung.
Das Gehäuse täuscht: Im Inneren des Aurora ist nicht gerade viel Platz
Quelle: PCtipp
Die Verarbeitung des R10 variiert je nach Bauteil. Die eingebauten Rechnerkomponenten sind durchgehend hochwertig und erledigen ihren Job in einem Vakuum bestens. Etwas gespart wurde dafür bei Hilfskomponenten wie den Lüftern und dem Gehäuse selbst. Im Vergleich zu anderen modernen Desktops ist der R10 schon im Leerlauf eher laut. Die Wasserkühlung hört man praktisch nicht, dafür drehen die Lüfter doch eher auf höheren Touren als sonst üblich. Bei voller Ladung geht die Post dann richtig ab, während die Lüfter des R10 verzweifelt versuchen, die Innentemperatur trotz mässigem Airflow angenehm zu halten. Fairerweise muss man dazu sagen, dass kein Gaming-PC bei voller Ladung als leise bezeichnet werden kann, aber es geht durchaus ein gutes Stück gemächlicher.

Ausstattung & Anschlüsse

In Sachen Ausstattung kann man Dell nicht viel ankreiden. Der Aurora R10 bietet Steckplätze zum Abwinken und liefert sogar brauchbare Peripherie mit. Auf der Front gibt es dreimal USB-A, einmal USB-C, und zwei Audiostecker. Das reicht für ein Gamepad, ein Lenkrad-Pedal-Set, ein Headset und ein Ladekabel fürs Handy, ohne dass man die Rückseite anfassen muss. Dort gibt es zusätzlich zehn (10!) weitere USB-A-Anschlüsse, vier davon mit schnellem USB 3.2 für externe Speichersysteme. Dazu kommt ein weiterer USB-C-Steckplatz. 5.1-Audio (3.5 mm), S/PDIF und Cinch-Audio sind ebenfalls verbaut wie ein RJ45-Port. Retro-Fans könnten den PS/2-Steckplatz vermissen, alle anderen sind bestens versorgt.
Anschlüsse gibt es beim Alienware Aurora zur Genüge
Quelle: PCtipp
Im Lieferumfang enthalten ist ein Set Gaming-Peripherie, bestehend aus Maus, Mauspad, Tastatur und Headset. Und anders als bei vielen All-in-One-Modellen sind die Geräte ganz in Ordnung. Die Tastatur (AW510K) ist ein kabelgebundenes, mechanisches Modell mit linearen Switches (etwa Cherry Red). Mit einem minimalistischen Design und einer funktionalen Ausstattung ist die Tastatur für Gaming bestens geeignet, wenn man die linearen Tasten mag. Wer lieber mit etwas taktilem oder sogar Klickendem unterwegs ist, wird die Alienware-Tastatur schnell wieder in den Schrank packen. Als mitgeliefertes Extra ist sie aber sehr gut. Ähnlich sieht es bei der Maus (AW610M) und dem Mousepad  aus. Die kabellose Maus erledigt ihren Job gut, wird aber nicht jeden Geschmack treffen. Gerade für kompetitive Spieler ist sie wohl etwas gross und schwer. Das streng drehende Mausrad wird auch nicht nur Fans haben, hat aber auch seine Vorteile. Am ehesten lässt sich die Alienware-Maus in Sachen Handling mit einer Logitech G910 vergleichen. Das Mousepad gehört in die «Ultrawide»-Kategorie. Ähnlich wie die breiten Bildschirme ist auch dieses Mousepad sehr breit, aber nicht besonders hoch gehalten. Entsprechend soll auch die Tastatur auf dem Pad platziert werden. Dieser Stil liegt nicht allen Gamern, ist aber durchaus beliebt. Für Fans von Shootern mit niedriger Zeigergeschwindigkeit, bietet das Pad etwas wenig vertikalen Raum, was gerade in Games wie Overwatch problematisch sein kann. Qualitativ lässt sich das Pad jedoch sehen und ist wie die restliche Peripherie erstaunlich gut für ein mitgeliefertes Extra. Laut Alienware-Webseite ist im Lieferumfang des Aurora R10 noch ein Headset enthalten. Dieses war bei unserem Testmodell jedoch nicht dabei und konnte entsprechend nicht getestet werden.
Bloatware ist vorhanden, aber grösstenteils von Windows 11 selbst. Dafür kann Dell nichts.
Quelle: Screenshot / PCtipp

Software

Der Aurora R10 Ryzen Edition wird mit Windows 11 Home ausgeliefert. Bei einem PC dieser Preisklasse wäre die Pro-Edition nett gewesen. Wirklich wichtig dürfte das aber den meisten Gamern nicht sein. Bloatware ist breit vorinstalliert, grösstenteils aber von Microsoft selbst, die sich mit Windows 11 wohl noch etwas unbeliebter machen wollen. Von Alienware selbst ist nur wenig vorinstalliert, darunter eine Art Kontrollzentrum für die Peripherie, die RGB-Beleuchtung und das Overclocking. Leider ist diese Kontrollsoftware etwas konfus gehalten und bietet viele verwirrende Untermenüs für Funktionen, die deutlich einfacher hätten sein können. Wirklich dramatisch ist das nicht. Am besten stellt man zu Beginn die Peripherie und RGBs nach Wunsch ein (sofern man diese verwendet) und vergisst danach die Software komplett.

Fazit

Dass der Alienware Aurora R10 Ryzen Edition aussieht, als käme er aus der neuen Star-Wars-Trilogie, ist passend. Denn auch der PC ist von aussen hübsch anzusehen, in Einzelteilen hervorragend bestückt, macht aber als Ganzes wenig Sinn. Dell verbaut hochwertige Komponenten in ein miserables Gehäuse, das Form über Funktionalität stellt und vermindert so unnötigerweise die Leistung eines sonst vielversprechenden Gerätes.

Testergebnis

Komponenten, Anschlüsse
Verarbeitung, Stabilität, 

Details:  AMD Ryzen 9 5900X (Zwölfkern), 32 GB DDR4-RAM (3200 MHz), Nvidia GeForce RTX 3080, M.2-PCIe-NVMe-SSD (1 TB), SATA-HDD (2 TB, 7200 rpm), Wasserkühlung, 1000-W-Netzteil, Windows 11 Home 13 × USB-A, 2 × USB-C, 5.1 Audio, 1 × HDMI, 3 × DP

Preis:  Fr. 3049.-

Infos: 



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