Tests 14.11.2019, 10:41 Uhr

Im Praxistest: Google Nest Hub und Nest Mini

PCtipp hat Googles digitalen Bilderrahmen und den smarten Lautsprecher der 2. Generation getestet. Was war da mit dem deutschen Assistenten los?
Das Design kommt schlicht daher, mit abgerundeten Ecken
Der Google Nest Hub kommt mit einem 7-Zoll-Touchscreen, misst 17,85 × 11,8 × 6,73 Zentimeter und in der Farbe Carbon fügt er sich dezent in die häusliche Umgebung ein. Oben am Display befinden sich zwei Far-Field-Mikrofone und mittig ein Umgebungslichtsensor. Der Ambient-EQ-Lichtsensor auf der Oberseite passt die Helligkeit und Lichtfarbe automatisch an die Umgebungsbeleuchtung an. Für eine angenehme Nachtruhe ist der Bildschirm dimmbar (falls Sie den Nest Hub im Schlafzimmer nutzen). Das Design kommt schlicht daher, mit abgerundeten Ecken und in den beiden Farben Kreide und Carbon.

Einrichtung Nest Hub und Mini

Den digitalen Bilderrahmen, Google Nest Hub, und den smarten Lautsprecher der 2. Generation, Nest Mini, konnte ich zusammen testen. Den Praxistest des Nest Mini finden Sie auf der letzten Seite.
Der Nest Hub ist über die Home-App rasch und unkompliziert hinzugefügt. Dasselbe gilt für den smarten Lautsprecher. Über die App ist das smarte Google-Netzwerk leicht zu steuern und verwalten.
Unser smartes Zuhause im Test (uns standen keine smarte Lampen oder smarte Türklingel zur Verfügung)

Der Nest Hub im Alltag

Die Küchenhilfe
Der Nest Hub stand in der Küche. Sehr angenehm finde ich die Rezept-Funktion. Schnell ein «OK, Google, Rezept Spaghetti Bolognese» und es werden ein paar vorgeschlagen. Über einen weiteren Befehl kann das Rezept zum Beispiel gespeichert oder über «Mit dem Kochen anfangen» vorgelesen werden. Die Kochschritte werden auf Aufforderung Schritt für Schritt vorgelesen, was ziemlich angenehm ist, wenn die Finger voll klebrigem Teig sind und man kein Display anfassen möchte. Ich mochte das «virtuelle Kochbuch».
Wollten Sie schon immer wissen, wie man eine Ananas schneidet (und schält)? Auf Kommando hin (OK, nach mehreren Versuchen) spielt der Assistant eine Videoanleitung von YouTube ab.
Ausserdem kann man einen Timer setzen lassen, damit zum Beispiel die Lasagne oder Guetzli nicht verkohlen. Oder auch nur als Erinnerung, dass man die Waschmaschine ausräumen sollte.
Generell: Zum Glück gibt es am smarten Display die genannten Sprach-Funktionen auch als Touch-Tasten, denn die Ansagen wurden mehrmals plötzlich nicht mehr verstanden und der Prozess wurde unterbrochen.
Kochen macht mit dem Nest Hub Spass, lassen Sie sich Rezepte Schritt für Schritt vorlesen. Leider kann man aus den aufgelisteten Zutaten keinen «Poschtizättel» erstellen lassen
Nicht möglich war es, die im Rezept aufgelisteten Zutaten einer Einkaufsliste hinzuzufügen («Poschtizättel» wird übrigens stets als Post-it verstanden). Vorallem ist lästig, wenn man diese Liste dann via Sprachbefehl geöffnet hat und die Zutaten für ein Rezept vorlesen möchte, sieht man das Rezept nicht mehr auf dem Display. Auch Einträge aus der Einkaufsliste wieder löschen kann der Google Assistant nicht. Wenn Sie geduldig sind, probieren Sie es aus, andernfalls gehen Sie lieber direkt in die Google-Home-App, wo Sie auf die Shoppinglist-Seite von Google weitergeleitet werden. Dies ist sicher softwareseitig noch optimierbar.
Smarter Lautsprecher und Radio
Auf der Rückseite des Nest Hub befindet sich ein Breitbandlautsprecher. Die Musikqualität ist gut, aber nicht hervorragend. Wie zu erwarten ist die Lautstärke und Audioqualität einiges besser als bei Googles smarten Lautsprechern. Bei starkem Bass klingt ein Song dennoch ein wenig schwachbrüstig. Ein Ausflug in die Einstellungen der Home-App (Equalizer) führten nur zu minimalen und kaum hörbaren Verbesserungen. Für eine mittelgrosse Wohnung und für Personen, die auf die Audioqualität keinen speziellen Wert legen, reicht es allemal. Musik ist via Spotify, YouTube Music oder Google Play Music verfügbar.
Auf der Rückseite des Nest Hub befindet sich ein Breitbandlautsprecher
Digitaler Fotorahmen
Als der Suchmaschinenprimus den Nest Hub Mitte Oktober beim #madebygoogle 2019 für die Schweiz (PCtipp berichtete) vorstellte, hiess es, das smarte Display eigne sich «optimal für digitale Fotos, die man auch noch vom anderen Raumende auf dem Nest Hub anschauen kann». Naja, sehen kann ich sie von da schon. Doch das 7-Zoll Display ist eher zu klein dafür. Details sind vom Ende des Raumes definitiv nicht mehr ersichtlich. Trotzdem: befindet man sich in der Nähe, ist die Qualität der Fotos gut.
Wie rasch die Fotos auf dem Touch-Display wechseln, ist via Google-Home-App definiertbar (max. 10 Minuten).
Der digitale Bilderrahmen gefällt. Um ein Bild von weiter weg zu betrachten, ist das 7-Zoll-Display allerdings etwas klein
Bildschirm streamen
Der gespiegelte Bildschirm streamt z.B. Fotos oder Audioinhalte vom Smartphone (oder Tablet) auf die Lautsprecher (oder einen smarten TV). Wir erhielten eine Meldung, dass der Nest Hub noch nicht fürs (Bildschirm-)Streaming optimiert sei.
Eine nützliche Funktion, wenn man der Familie oder Freunden daheim seine Ferienfotos etwas prominenter zeigen möchte. Gesteuert wird natürlich am Smartphone (wir probierten dies mit einem Android-Smartphone, Android 9.1).
Steuertool
Laut Google ist es mit dem Nest Hub möglich, Hunderte von kompatiblen Smart-Home-Geräten zu steuern. Damit dimmt man Lichter mit Philips Hue, kann die Temperaturen in allen Räumen mithilfe von Homematic-Thermostaten einstellen oder nutzt die Nest-Cam-IQ-Kamera oder Nest Hello, um zu sehen, wer vor der Haustür steht. Leider stand uns keines dieser Geräte zur Verfügung und wir konnten dies somit nicht testen.
Im Google-Home-Netzwerk befanden sich der Google Nest Hub sowie zwei smarte Google-Lautsprecher – einer der 1. Generation und ein Nest Hub (2. Gen.). Über den Nest Hub liess sich via Assistent problemlos Spotify-Musik sowohl am alten als auch neuen Lautsprecher starten. Auch die aktuellen News (Google News) kann man sich direkt auf einem anderen Gerät vorlesen lassen.
Hört man jedoch am Nest Hub bereits die Nachrichten, tut sich der Google Assistant sehr schwer, die laufende Übertragung auf ein anderes Gerät zu transferieren. Ich habe es verbal mehrfach und auf unterschiedliche Art und Weise probiert. Fazit: Entweder stoppen Sie das derzeitige Streaming via Assistent und starten neu auf dem anderen Gerät oder Sie regeln das über die App.
Morgendliche Begrüssung
Sagen Sie am Morgen: «OK, Google, guten Morgen» und Sie werden begrüsst und erfahren die Uhrzeit, die aktuelle Wetterlage, ob Sie mit Verspätungen auf dem Arbeitsweg rechnen müssen (wenn via Maps definiert) sowie Ihre Termine und Erinnerungen. Ausserdem hören Sie die aktuellen Nachrichten (z.B. SRF). Radiosender werden via TuneIn gestreamt.
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Der Assistent (Deutsch), Videoanrufe mit Google ...

Der Assistent (Deutsch)

Es sei vorausgeschickt: Ich mag den Google Assistant. Bisher war ich sogar der Meinung, er sei besser als Amazons Alexa, Apples Siri und als Samsungs Bixby sowieso. Doch nach der kurzen Zeit mit dem Nest Hub habe ich da so meine Zweifel. Bis das Gesprochene vor den eigenen Augen niedergeschrieben wird und man eine Antwort erhält, gibt es erstens eine ziemliche Zeitverzögerung. Zweitens versteht mich der Assistent oft falsch. Wenn ich dann ellenlange Vorträge zum komplett falschen Thema vorgelesen bekomme und immer «OK, Google, Stop» sagen und erneut warten muss, um wieder von vorn zu beginnen, dann zehrt das an meinen Nerven. Mehrmals erkannte der Assistent angeblich meine Stimme nicht (Hochdeutsch), obwohl es via Smartphone diesbezüglich selten Probleme gab. Wie sagt der Google Assistant so schön: «Ich lerne jeden Tag etwas Neues». Na, dann: hopp!
Falls Sie dieses Problem ebenfalls haben sollten, gehen Sie über die Google-Home-App zu Voice Match, um dem Assistenten erneut beizubringen, Ihre Stimme zu erkennen. Bei mir sank danach die Fehlerquote ein wenig.

Videoanrufe mit Google Duo

Der Google Nest Hub hat keine Kamera verbaut. Dennoch kann man Google-Duo-Benutzer über den Nest Hub anrufen, Anrufe entgegennehmen oder sich den Anruf dem Display anzeigen lassen. Das Gerät, welches zur Kontaktaufnahme mit dem Nest-Display verwendet wird, muss logischerweise über eine Kamera verfügen, damit Videoanrufe funktionieren. Google betont, dass mit dem Nest Hub keine Notrufe getätigt werden können.
In meinem Umfeld nutzt kaum jemand Google Duo. Der Versuch, einen Arbeitskollegen, der Google Duo nutzt – und den wir zuvor mit der Google-Duo-App auf dem Android-Smartphone angerufen hatten, führte nicht zum Erfolg. Obwohl der Kollege Google Duo eingerichtet hat, wollte der Google Assistant uns mehrfach weismachen, der Kontakt nutze den Dienst noch nicht.
Wenn man den Anruf über das Smartphone startet oder entgegennimmt, kann man das Handy spiegeln, um den Anruf über den Nest Hub weiterzuführen.
Anrufe z.B. via Skype sind nicht möglich und Fragen nach Öffnen von Apps oder Alternativen zu Google Duo (z.B. Skype) führte fast zum Streit mit dem virtuellen Assistenten... (Ernsthaft, den Satz «Das bekomme ich bestimmt bald besser hin» kann ich nicht mehr hören!)

Fazit Nest Hub

Der Google Nest Hub ist ein schöner digitaler Bilderrahmen, auf dem man sich auch Videos anschauen und Musik hören kann und ich schätzte die Rezept-Funktion beim Kochen. Falls vorhanden, steuert er auch smarte Geräte wie Lampen oder Türklingeln und natürlich Google-Lautsprecher.
Der deutsche Assistent hat mich allerdings nicht überzeugt, was (hoffentlich) sicher über ein Update noch behoben wird.
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Der Nest Mini im Alltag

Der Nest Mini im Alltag

Grundsätzlich liest eine weibliche Stimme die Termine vor, ausser bei einem Termin war eine männliche Stimme zu vernehmen, die mich an einen finnischen Akzent erinnerte
Der Vorgänger hiess Google Home Mini. Zwei Jahre später hat die 2. Generation  einen neuen Namen erhalten: Nest Mini. Die Grösse blieb gleich (9,8-Zentimeter-Durchmesser, Höhe: 4,2 cm). Wars das schon? Nicht ganz.
Nun kann man den Nest Mini seitwärts antippen, um die Lautstärke zu verringern oder zu erhöhen. Wo genau, ist durch ein kleines Licht ersichtlich. Funktionierte im Test einwandfrei. Ebenfalls hinzugekommen ist eine Aussparung auf der Rückseite, um den Nest Mini an der Wand zu befestigen. Beides sind angenehme Erweiterung der 1. Generation.
Ausserdem setzt Google beim neuen Gerät auf Recycling. Gemäss Hersteller besteht der Stoffbezug des Nest Mini zu 100 Prozent aus genutzten und recycelten Plastikflaschen.
Sound
Der Nest Mini spielt – wie der Vorgänger – auf Zuruf unsere Spotify-Musik (Premium-Account).
Bei gleich eingestellter Lautstärke ist der Unterschied sowohl bei Musik als auch bei Podcasts deutlich hörbar (Streaming via Smartphone). Das alte Modell klingt erkennbar dumpfer und leiser, auch wenn man an den Equalizer-Einstellungen schraubt. Der Nest Mini transportiert Songs lauter, mit überzeugenderem Bass und raumfüllender. Für durchschnittliche Wohnräume tipp topp.
Der Assistent
Der Assistent (der mich übrigens prima versteht) gibt Auskunft zum lokalen Wetter, wo die nächsten Cafés sind und wie lange ich zur Arbeit brauche. Wie der Nest Hub reagiert er auf ein «OK Google, guten Morgen» und wünscht erst einen guten Morgen (oder Abend), verkündet Uhrzeit, das lokale Wetter und wie lange ich aktuell zur Arbeit benötige. Soweit wie gehabt, einfach einen Tick schneller.
Neu ist, dass der Tagesablauf und Erinnerungen runtergerattert werden. Amüsiert hat mich, dass grundsätzlich eine weibliche Stimme die Termine vorlas, ausser bei einem Termin war eine männliche Stimme zu vernehmen, die an einen finnischen Akzent erinnerte. Nun können Sie via Zuruf auch einen neuen Termin in Ihre Agenda eintragen lassen (allerdings nur in den Google Kalender).
Smarter und schneller
Ausserdem soll der Nest Mini laut Hersteller intelligenter und schneller sein als der ursprüngliche Home Mini. Google verpasste ihm einen Chip für maschinelles Lernen mit bis zu einem Tera-OPS Prozessorleistung. Dies, um künftig Funktionen von Google Assistant direkt auf dem Gerät anstatt auf Googles Servern ausführen lassen können.
Lichtsteuerung (Philipps Hue) und Chromecast-Kompatibilität konnte ich leider mangels Verfügbarkeit nicht testen.

Fazit

Beim Google Nest Mini: Er ist etwas schneller, smarter, lauter und basslastiger geworden und überzeugt mehr als der Vorgänger. Wer bereits den smarten Lautsprecher der 1. Generation hat, muss aber nicht zwingend ein neues Gerät kaufen. Wer noch keinen platzsparenden smarten Lautsprecher im Daheim rumstehen hat und im Android-Universum unterwegs ist, dem kann ich den Nest Mini empfehlen.



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