Tests 26.03.2019, 13:31 Uhr

Im Test: Huawei P30/P30 Pro

Huawei will mit der neuen P30-Serie das Smartphone neu erfinden und dank optischem 5-fach.Zoom den letzten Nagel in den Sarg der Kompaktkameras schlagen. PCtipp hat beide Spitzenmodelle ausgiebig getestet.
Heute hat Huawei in Paris die P30-Familie vorgestellt und will gegen die Konkurrenz mit neuen, spannenden Features und Funktionen glänzen: Foto ist Trumpf - auch mit der verbesserten Künstliche Intelligenz («KI»). Keine Frage: Huawei setzt gleich an mehreren Hebeln massiv an, um das Smartphone seiner Ansicht nach neu zu erfinden.
Huawei P30 Pro Front
Beim Unboxing sticht eines gleich ins Auge: Auch das neue Topmodell der P30-Serie, die Pro-Version, hat Huawei gründlich renoviert -und zwar innen wie auch aussen. Der breite Notch, wie er bei der P20-Familie noch verbaut war, fällt weg. Huawei setzt auf einen Drop-Notch für die Frontkamera, klein und kreisförmig. Auf der Rückseite findet sich ein Kamerasystem mit drei vertikal angeordneten Linsen sowie einem LED-Blitz. Daneben gibts zudem noch eine weitere Linse mit Distanzsensor (Time of Flight). Es fällt auf: Die Linsen auf der Rückseite stehen stark heraus. Legt man das Handy auf die Rückseite wackelt es, liegt also nicht flach auf dem Tisch. Die Ecken sind nun abgerundet und nach unten gewölbt, so wie man es bisher nur vom Mate 20 Pro her kennt. Das Handy liegt trotz seiner Grösse von 6,47 Zoll prima in der Hand. Gewicht und Form passen – allerdings eher für grössere Hände. In einer Handtasche hat das Modell keine Platzprobleme, stösst aber schon auch aufgrund des länglichen Designs und der Grösse langsam aber sicher an Hosentaschen-Barrieren. 
Huawei P30 Front
Anders zeigt sich das P30 (ohne Pro): Der Look des Oktober-Modells Mate 20 Pro wurde hier nicht übernommen; es ist sehr flach und mit extrem guten Display/Body-Verhältnis. Es erinnert damit etwas an die Pixel-Serie von Google. Das gestochen scharfe Display mit satter Farbgebung ist 6,1 Zoll gross und löst mit 2340 × 1080 Pixeln auf. Erfreulich: Die Klinkenbuchse ist wieder mit von der Partie. Allerdings ist die komplette Rückseite auch anfällig für Fingerabdrücke. Bei beiden Geräten wurde der Fingerprintscanner auf der Front unter dem Glas untergebracht. Dieser reagiert deutlich schneller als noch beim Pionier Mate 20 Pro - eine Frage von Sekundenbruchteilen. Beide Displays basieren zudem auf der OLED-Technologie und bestehen aus 9 Schichten speziell beschichtetem Glas.
Huawei P30 Rückseite mit drei Kameras
Huawei P30 Pro Rückseite
Auch bei der restlichen Hardware wurde nicht geknausert: Bei der Pro-Version finden wir 128 oder 256 GB Nutz- und 8 GB an Arbeitsspeicher. Das P30 wurde mit 128 GB Speicher und 6 GB RAM ausgerüstet. Die native Auflösung beträgt bei beiden Modellen 2340 × 1080 Pixel, als Betriebssystem kommt Android 9 zum Einsatz. Verbaut wird jeweils der Kirin 980 (4 × 2,6 GHz, 2 × 1,93 GHz und 2 × 1,8 GHz), Das SoC-Design ist in 64 Bit ausgelegt. Beide Geräte sind wasser- und staubgeschützt nach IP53 bzw. IP68 (Pro-Version).
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Schneller, ausdauernder Akku

Schneller, ausdauernder Akku 

Turboschnell: Aufladekurve des Huawei P30 Pro
Beim Akku sowie der Aufladefunktion gibt es nur Gutes zu berichten. Warum?Weil der verbaute 4200-mAh-Akku (Pro) im «regen» Betrieb (PCtipp-Praxistest: Telefonieren, Videos anschauen, Surfen per mobilem Internet via 4G und WLAN-AC) ca. 2 bis 2,5 Tage hält. Im Vergleich zu anderen Modellen ist das ein absoluter Spitzenwert. Und noch besser: So ausdauernd wie sich das P30 Pro bei der Akkukapazität-Messung präsentiert, lässt es sich auch ultraschnell aufladen. Im Test erreichte es folgende Werte mit dem mitgelieferten Netzteil: Wir haben bei leerem Akku (2% Ladung) zu laden begonnen, also bei «Minute 0».
  • 0 Min. = 2% Akkuladung = Start der Aufladung
  • nach 10 Min. = 32% Akkuladung
  • nach 20 Min. = 58% Akkuladung
  • nach 30 Min. = 76% Akkuladung
  • nach 40 Min. = 90% Akkuladung
  • nach 50 Min. = 96% Akkuladung
  • nach 59 Min. = 100% Akkuladung = volle Kapazität
Das Handy wird während der Aufladung handwarm, mehr nicht! Das Reverse-Charging-Feature, das sich in den Einstellungen aktivieren lässt, funktionierte ebenso zuverlässig (auch für Fremddevices, sofern sie kabelloses Laden unterstützen). Es ermöglicht, andere Geräte drahtlos aufzuladen, indem man sie aufs Huawei-Smartphone legt.
Huawei P30 mit Klinkenbuchse
Ein wenig schade und zugleich auch ein Differenzierungsmerkmal: Auf das kabellose Laden verzichtet Huawei beim P30. Zudem bietet Letzteres "nur" einen 3650-mAh-Akku. Wer auf kabelloses Laden wert legt, muss sich die Pro-Version holen. Einmal angeschaltet, startet Android 9 samt der Huawei-eigenen Oberfläche EMUI, mittlerweile auch Version 9. Auf den ersten Blick lässt sich optisch vor allem eine Veränderung gegenüber der Vorgängerversion feststellen: Die App-Icons sind neu, ähnlich wie bei Apples iOS, viereckig gehalten – mit leicht abgerundeten Ecken.
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massive Aufwertung dank Kameras

Massive Aufwertung dank Kameras

Huawei P30 Pro: drei Kameras und die ToF-Linse (rechts)
Das «Bijou» ist/sind einmal mehr die Kamera(s). Huawei spendiert der «Selfie-Cam» 32 Megapixel. Rückseitig finden wir beim Pro-Modell eine 40 Megapixel-Linse, eine Superweitwinkel-Linse (120 Grad, 20 Mpx) sowie eine Linse mit bis zu fünffachem optischem (!) Zoom (8 Mpx, optischer Stabilisator; siehe Beispielbilder) – zehnfaches Zoom gibts in Form eines optisch/digitalen Hybrids und ausserdem ist ein rein digitales Zoom bis Faktor 50 an Bord. Des Weiteren ist auf der Rückseite eine ToF-Linse («Time of Flight», Distanzmesser) vorhanden. Das P30 verzichtet auf diese und den neuen, optischen 5-fach Zoom. Er bleibt bei einem 3-fach optischen Zoom. Hier gehts im Hybrid-Mode bis zu 5-fach-Zoom. Die Bilder sind freilich auch sehr gut.  Das Ultraweitwinkel bietet beim P30 nicht 20, sondern 16 Mpx.
Während es zum «normalen» P30 rein fotografisch nicht sehr viel neues zu sagen gibt (für das nicht neue gibts hier den Test der praktisch identischen und ausgezeichneten Kamerafunktionen des Huawei Mate 20 Pro), haben wir die Kamera des P30 Pro ausführlich getestet (siehe Bildergalerie). Bei Tageslicht liefert das P30 Pro kontrastreiche Bilder mit ansprechenden Farben, ohne allzu sehr damit zu übertreiben. Auch mit komplexeren Lichtverhältnissen geht das P30 Pro ausgezeichnet um. Sogar bei Gegenlicht mit tiefen Schatten und hohen Highlights schafft es das P30, die Details zu bewahren.
Huawei P30: die drei Kameras stehen aus dem Gehäuse heraus
Das erwähnte, fünffache optische Zoom des P30 Pro ist aber der wahre Gamechanger. Im Vergleich zum Digitalzoom üblicher Smartphones ist der Qualitätssprung gewaltig. Sogar bei hochauflösenden Smartphone-Kameras bringt eine fünffache Vergrösserung deutliche Qualitätseinbussen mit sich. Mit optischem Zoom erledigt sich das Problem komplett und Bilder zwischen 1×- und 5×-Zoom liefern praktisch die identische Qualität.
Wie schnell man sich an die bessere Zoom-Qualität gewöhnt, merkt man beim Digitalzoom des P30 Pro. Dieses sieht schnell bescheiden aus. Dank einer Hybrid-Technologie, die sowohl optische als auch digitale Elemente kombiniert, sehen Bilder bis 10×-Zoom noch in Ordnung aus. Alles Weitere ist kaum noch zu gebrauchen. Die maximale 50-fache Vergrösserung ist praktisch unbrauchbar - sowohl aus qualitativer Sicht als auch in der Praxis. Das P30 Pro kann bei 50×-Zoom kaum noch korrekt fokussieren, auch weil man von Hand eine vierstellige Brennweite nicht mehr wirklich stillhalten kann.

Videoschnitt-Editor

Werden 4K-Videos (3840 x 2160 Pixel) aufgenommen, kann das P30 Pro dies mit einer Wiederholrate von bis zu 60 Bilder pro Sekunde aufzeichnen. Dabei kommen, so der Hersteller, die hauseigenen Bildstabilisierungs-Massnahmen «AIS» und «OIS» zum Einsatz, um den bewegten Bildern eine stabile und wackelfreie Aufnahme zu ermöglichen. Eine Besonderheit ist dabei der sogenannte AI-Movie-Editor, der nach Angaben von Huawei, automatisch die Highlights der Aktion des Motivs erkennt. Zudem, hat der Benutzer die Option, Hintergrundmusik und Spezialeffekte wie Zeitraffer und Zeitlupe in den aktuellen Videostream einfliessen zu lassen. Dadurch avanciert das P30 Pro zu einer kleinen, aber feinen Videoschnittzentrale.
Und noch etwas soll das P30 Pro neu bieten: Mit dem Feature «Acoustic Display Technology» will Huawei auch in neue Klangwelten vorstossen. Dabei handelt es sich um einen integrierten Magnet-Lautsprecher für Klangqualität in der Hörmuschel. Das Feature zielt also auf die Audioqualität beim Telefonieren ab. In unseren Tests konnten wir uns auch davon überzeugen: Selbst bei grossem Umgebungslärm (auf beiden Seiten) war das Gegenüber klar zu hören, auch im Lautsprecher-Modus. Der Lautsprecher erledigt den Job auch bei Musik stark (für Smartphone-Verhältnisse). Im Test wurde das Abwaschen in der Küche mit vom P30 Pro musikalisch untermalt - zu unserer Zufriedenheit. 
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clever umgesetzte KI-Funktionen, Benchmarks ...

Clever umgesetzte KI-Funktionen

Ebenfalls gefällig, wenn auch eher eine Spielerei, sind die ausgebauten und teilweise neuen KI-Funktionen (künstliche Intelligenz). Mit der Live-Übersetzung-Funktion kann die Kamera auf Text gerichtet werden – dann wird auf dem Display über das software-seitig integrierte Augmented-Reality-Feature die Übersetzung in die gewünschte Sprache angezeigt. Eine zweite Funktion ist der Kalorienzähler, der Speisen und Getränke erkennt, wenn man diese in den Fokus nimmt – und dann sogleich die ungefähren Kalorien anzeigt. Auch die Shopping- und Recognise-Funktion sind an Bord – diese erkennen ein Objekt und zeigen, wo dieses erworben werden kann. 
Diese Farben sind verfügbar
Das P30 sowie das P30 Pro sind ab dem 5. April zum Preis von Fr. 749.-, bzw. Fr. 999.- verfügbar. Für Vorbesteller legt Huawei noch den Lautsprecher Sonos One als kostenlose Zugabe oben drauf. Bei den Farben hat sich Huawei etwas ausgedacht: Pearl White, Amber Sunrise, Aurora und Breathing Glass heissen, nebst Schwarz, die Farben. 

Bildergalerie
Live-Übersetzung

Erste Benchmarks

Zudem konnten wir einen ersten Messwert ermitteln: Beim 3D-Mark und dort beim leistungshungrigen «Sling-Shot-Extrem» Open-GL (ES 3.1) standen am Schluss 3533 Punkte zu Buche. Beim gleichnamigen Vulkan waren es 4780 Punkte. Der Benchmark weisst im Vergleich zum Mate 10 Pro einen 9 Prozent höheren Wert auf. Dies ist aber erst mal alles noch mit einer gesunden Portion Skepsis zu sehen. Hier wird sich das Pro mit weiteren Updates bestimmt noch steigern. Beim Ermitteln der 4G-Up- und -Download-Speed-Raten (Provider-abhängig) ermittelten wir für den Download: 39,4 Mbit/s, für den Upload: 41,9 Mbit/s. Hier funktionierte alles genau so, wie es auch sein soll.

Fazit

Das P30 Pro erinnert vom Äusseren etwas an das Mate 20 Pro, anders das P30. Dieses ist etwas kleiner und hat eine sehr angenehme Grösse sowie Haptik. Im Innern spielt Huawei aufgrund des aufwendigen und hochwertigen Kamerasystems beim Pro-Modell in einer anderen Liga als die Konkurrenten. Aber auch das P30 ist ein ausgezeichnetes Kamera-Smartphone. Die Akkulaufzeit ist nicht nur stark, sondern aussergewöhnlich gut. Sie dürfte mit aktualisierter Software sogar noch besser werden. Und die ultraschnelle Aufladefunktion, ein 40 Watt Netzteil wird mitgeliefert, hat es sprichwörtlich in sich. Hinzu kommen die starke Leistung des Kirin-Achtkern-Prozessors und die gute KI-Funktion. Kurzum: Mit beiden P30-Modellen bringt Huawei zwei der momentan wohl besten Smartphones auf den Markt. Vor allem Fotofans dürften am Pro-Modell ihre wahre Freude haben.
Das P30 Pro stellen wir auch kurz in einem Video vor. Dieses finden Sie unter diesem Link.



Kommentare
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Wernilein04
28.03.2019
Erwartungen sind zu hoch! Beim P30/P30 Pro handelt es sich lediglich um ein Mittelklassehandy! Nur die Kamera ist gut. Prozessor gibt es schnellere und bessere, das Display ist für diese Grösse zu wenig aufgelöst. Und wo ist 5G? Schliesslich kostet das Pro 1'000 Fr. und da sollte man doch das Beste erwarten. Ich würde gerne 300 Fr. mehr bezahlen, hätte dann aber das ultimative Smartphone. Aber 1'000 Fr. sind für diese Ausstattung zu viel!