News 10.06.2013, 10:05 Uhr

Die unbequeme Wahrheit

Was viele dachten, ist jetzt offiziell. Die US-Regierung schnüffelt im grossen Stil in Daten herum. Der Skandal wird nachhaltige Folgen für die IT-Industrie haben, meint PCtipp-Redaktor Marcel Hauri.
Marcel Hauri, Leiter Online-Redaktion von PCtipp.ch
Die mutigen Ausführungen des ehemaligen CIA-Agenten Edward Snowden werden hoffentlich noch lange nachhallen. Was viele gedacht haben und in diversen Agententhrillern mehr oder weniger realistisch dargestellt wird, scheint sich zu bewahrheiten. Die US-amerikanischen Geheimdienste haben sich für das Abgrasen von Benutzerdaten führender US-amerikanischer IT-Schwergewichte weitreichende und richterlich abgestützte Privilegien ausbedungen. Wie ein riesiger Datenstaubsauger durchforsten die amerikanischen Behörden mit dem 2007 gestarteten Programm Prism die Kommunikationskanäle grosser Social-Media-, Cloud- und Mail-Dienste. Betroffen sind auch amerikanische Telefonanbieter. Eine Beschwichtigung jagt die nächste, windig versucht US-Präsident Obama die Bevölkerung zu beruhigen. Die grossen IT-Konzerne dementieren zum Teil heftig. Das ist verständlich, bedrohen solche Enthüllungen die Geschäftsgrundlagen, die darauf basieren, dass man den «Datenlieferanten» die Sicherheit und Integrität der gespeicherten Daten garantiert.
Dieser Skandal wird denjenigen Kräften Aufschub geben, die schon immer vor der Gefahr der Spionage gewarnt haben. Die unbequeme Wahrheit wollte niemand hören - zu bequem sind die Dienste, die jedermann gratis und nach dem setzen des Hakens bei den AGBs in Anspruch nehmen kann. Für US-Anbieter, die mit Cloud-basierten Software-Lösungen in Europa oder der Schweiz hofieren, wird die Sache zu einem ausgewachsenem Problem. Diese Cloud-Anbieter, die auch in der Schweiz für ihre Lösungen weibeln, haben einen noch schwereren Stand als bisher. Kaum vorstellbar, dass internationale Unternehmen in Zukunft ihre Daten bei US-amerikanischen Anbietern hinterlegen werden. Office aus der Cloud? Vermutlich erledigt.
Die Stunde der einheimischen Anbieter scheint gekommen zu sein. Die Schweiz ist das Land mit der höchsten Rechenzentrumsdichte. Cloud-Services anzubieten, ist keine Rocket-Science. Swisscom hat entsprechende Services im Angebot - es scheint nur eine Frage der Zeit, bis weitere einheimische Anbieter nachziehen werden. Das ist gut für den IT-Platz Schweiz, aber auch für die Nutzer. Zwar zahlt man vermutlich einen höheren monetären Preis für die Angebote, dafür kann man sich ein wenig sicherer sein, dass die Geheimdienste nicht mitlesen.

Autor(in) Marcel Hauri



Kommentare
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Mike.Breitling
10.06.2013
@ipool Linux soll sicherer sein? Hm, ixquicken (oder googlen) sie mal nach den keywords "ubuntu" und "nsa". Nein, keine Verschwörungstheorien . . . . .

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swissmac
10.06.2013
Keine Rocket-Science? Da wäre ich jetzt mal vorsichtig. Wenn ich sehe, welche Probleme SkyDrive und GoogleDrive noch haben - und das sind ja beileibe keine Hobby-bastel-Buden - dann frage ich mich schon, wie das ein kleines Schweizer Unternehmen schaffen soll, ausser vielleicht analog Trivial-Lösungen ala Drop-Box - ok - für gewisse Dinge kann das sicher auch reichen, aber man ist natürlich nicht wirklich bei der 'Musik' ...

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Kovu
10.06.2013
Unbequeme Wahrheit? Ich tat es nie und werde es hoffentlich nie tun müssen: Daten auf fremden Servern speichern und soziale Netzwerke benutzen. Wer es doch getan hat und nun um sensible Daten bangt, hat das selber zu verantworten. Man könnte jetzt hoffen, dass die User daraus lernen und Cloud-Dienste meiden (oder sich zumindest über die so verteilten Daten im klaren sind und sich entsprechend defensiv verhalten), aber da glaube ich nicht wirklich dran. Die Versuchung, diesen 'einfachen', weltweiten Zugriff auf alles zu haben, ist zu gross. Das Thema wird jetzt in den Medien zwar breitgeschlagen, aber in spätestens einem Jahr hat es der Grossteil aller Anwender wieder vergessen... ich gebe also nicht viel auf diesen Aufschrei. @ipool Linux soll sicherer sein? Hm, ixquicken (oder googlen) sie mal nach den keywords "ubuntu" und "nsa". Nein, keine Verschwörungstheorien . . . . . Wer Ubuntu nutzt ist auch selber schuld. Es gibt zu hauf Linux-Distros, und praktisch jedes von ihnen ist der Canonical-Spy-/Ad-Ware vorzuziehen.

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Midori
10.06.2013
Die Stunde der einheimischen Anbieter scheint gekommen zu sein. Ich bezweifle, dass es irgendeinen Anbieter von Cloud-Diensten gibt, der die Daten der Nutzer unberührt lässt. Auch wenn ein solcher Anbieter aus der Schweiz kommen würde. Zumindest nicht auf lange Sicht. Ich nutze selber auch Cloud-Dienste, bin aber sehr vorischtig. Eigentlich sehe ich es wie Kovu. Wer solche Dienste nutzt, sollte zumindest zweimal überlegen, was er hochlädt. Bei mir sind es irgendwelche Matheaufgaben. Wenn Microsoft die lösen will, nur zu. Da ist mir die Arbeit, die mir abgenommen wird (Synchronisierung zwi. 3 Geräten, kein hervorkramen von USB-Sticks/-Laufwerken da Zugang an jedem PC mit internet), mehr wert.

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ipool
11.06.2013
..... Da ist mir die Arbeit, die mir abgenommen wird (Synchronisierung zwi. 3 Geräten, kein hervorkramen von USB-Sticks/-Laufwerken da Zugang an jedem PC mit internet), mehr wert. Habe bei mir das Problem mit einer NAS gelöst, auf die auch extern zugegriffen werden kann. (Natürlich mit einem riesigen Passwort) Wichtigere Daten werden aber erst zuhause mit lokalem LAN abgeglichen. (Kein Zugriff von aussen möglich) Zumindest weiss ich wo genau meine "cloud" sitzt. Ist sicher nicht ganz so konfortabel, wie andere Clouddienste und man sollte schon wissen wie ein Router und PC zu konfigurieren ist.

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Midori
11.06.2013
Daher ist ein NAS auch meine nächste geplante Anschaffung ;-) Da ich im Moment noch studiere, sind sensible Daten Mangelware (wie gesagt: ich synche wenig, was nicht schon im Netz ist, Social Media u. ä. ist mir fremd). Aber möglichst rasch möglichst unabhängig von Drittanbieter werden ist trotzdem mein Ziel, genau aus diesem Grund der Schnüffelei (natürlich: man kann auf allem schnüffeln, was mit dem Internet verbunden ist). edit: Möchte meine Position noch etwas klarstellen: der Umfang, in dem in diesem Fall Daten gesammelt wurden, empfinde auch ich "unter aller ***", das lässt sich nicht rechtfertigen, insbesondere nicht in einem Land, das Gesetze und Demokratie immer so lobpreist. Rechtschaffene Menschen würden auch nicht auf die Idee kommen, Daten zu missbrauchen und deshalb wäre Überwachung auch nicht weiter problematisch. Da aber die Realität nun einmal anders aussieht, braucht es im Prinzip auch hier Gewaltentrennung - quasi eine Demokratie in der Demokratie. Wie diese aussehen soll, kann ich mir im Moment selbst auch nicht vorstellen...