News 01.07.2016, 08:20 Uhr

Facebook baut den News-Algorithmus um

Facebook bastelt wieder am Newsfeed herum. Für Private könnte das positiv werden, für Firmen weniger.
Mal wieder schraubt Facebook am Algorithmus für den Newsfeed. Auf dem Sozialen Netzwerk seien «bei Weitem zu viele Informationen, als dass ein einzelner Mensch sie konsumieren könnte», so Facebook. Diese Informationen bestehen, im Gegensatz zu den Anfängen der durch einen Algorithmus zusammengesetzten Timeline vor zehn Jahren, im Jahr 2016 zu einem grossen Teil aus Inhalten von Marken, Werbung, gesponserten Posts und Beiträgen von Medien. 
Das soll sich jetzt ändern. Wie das Zuckerberg-Netzwerk in einem Blogpost ankündigt, wird es einen Schritt zurück in Richtung der eigenen Wurzeln gehen. Beiträge von Freunden und Familie sollen prominenter platziert werden, denn viele User würden sich Sorgen machen, dass sie wichtige News von Freunden verpassen, so Facebook-Manager Lars Backstrom. Facebook sei auf der Idee aufgebaut, dass sich Menschen mit ihren Freunden und ihrer Familie verbinden können. 
Das dürfte aber nicht jedem gefallen. Denn Backstrom räumt auch ein, dass sich die Newsfeed-Änderungen auf Seiten von Unternehmen und Medien auswirken werden. Deren Reichweite dürfte nach dem Update also zurückgehen. Der Traffic soll sich aber weniger verringern, je mehr die Inhalte der Seite von den Fans geteilt, geliked oder kommentiert werden.

News Feed Values

Um die neuen Standards zu ermöglichen, will Facebook News Feed Values einführen. Die sollen die Wichtigkeit eines Posts für die anderen User bestimmen. Neben Friends and Family first soll der Feed auch informieren und unterhalten. Wobei hier natürlich auch der Algorithmus weiss, für welchen User welche Inhalte informativ und unterhaltend sind. 
Die Newsfeed-Änderungen dürften eine Reaktion Facebooks auf die jüngsten Entwicklungen sein. Denn das immer weiter Entfernen von den Anfängen des grössten Sozialen Netzwerks der Welt blieb nicht ohne Folgen: Immer weniger User posten private Inhalte auf Facebook, die Plattform wird zwar für Medien und Unternehmen immer wichtiger, verkommt aber zu einer Online-Dauerwerbesendung mit Nachrichtenunterbrechung.
Daran ist Facebook nicht ganz unschuldig. Zum einen basiert die Monetarisierung des Netzwerks ganz klar auf Werbung - mehr Werbung, mehr Geld für Facebook. Mit Atlas können Unternehmen mit den Facebook-Daten im ganzen Internet werben, Facebook trackt Nutzer durchs ganze Netz, egal ob sie Mitglieder sind oder nicht. Facebook ist ausserdem ständig daran, noch mehr Anzeigen-Formate, wie die Canvas Ads, oder Möglichkeiten für Medien wie Instant Articles, zu entwickeln. Zuletzt wurden sogar Influencer und Medien bezahlt, um Live-Videos zu promoten.

Ein Schritt in die richtige Richtung

Nicht wenige User haben das Gefühl, zur blossen Daten-Ware von Mark Zuckerberg zu verkommen, um dessen Vermögen noch ein bisschen grösser zu machen. Zu sehen ist das nicht nur im Rückgang der privaten Posts sondern auch in den Reaktionen der Jugend.
Vielen Jugendlichen ist Facebook zu unsicher. Und deshalb gehen sie zur Konkurrenz, bevorzugt zu Snapchat. Dieses Ignorieren der User kann auf Dauer nicht gut gehen. Denn wenn die abwandern, bringen auch sämtliche Werbe- und Medienkooperationen nichts. Auch wenn die Newsfeed-Änderungen auch Facebook Einbussen bei den Werbeeinnahmen bringen dürften - zumindest wenn die Preise nicht erhöht werden - ist der Schritt doch einer, wenn auch ein kleiner, in die richtige Richtung. Richtung User.



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