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30.04.2018, 08:13 Uhr
Facebook limitiert Zugriff auf Nutzerdaten
Der Zugriff auf Daten wird eingeschränkt. Was heisst das für Nutzer, was für Entwickler?
Nachdem sich die Politik und die Öffentlichkeit in den vergangenen Wochen mit dem Datenskandal bei Facebook beschäftigt haben, steht Facebook unter Zugzwang. Bereits vor den Anhörungen von Facebook-Gründer Mark Zuckerberg vor dem US-Kongress hatte das Unternehmen mehrere Massnahmen angekündigt oder eingeleitet, um den Zugriff von Dritten auf die Profildaten bei Facebook zu beschränken.
Das Analyse-Unternehmen Cambridge Analytica, das im Zentrum des Datenskandals von Facebook steht, hatte Profildaten von Facebook-Nutzern erhalten, die über die Anwendung «This is your digital life» generiert worden waren. Aleksandr Kogan, Forscher an der Cambridge University und Gründer des Unternehmens GSR Global Science Research Limited, griff mit dieser Befragungs-App nicht nur Daten der Befragungsteilnehmer, sondern auch von Freunden dieser Teilnehmer ab.
Mit diesen Massnahmen will Facebook gegensteuern
Eine der Massnahmen, mit der Facebook auf die Weitergabe von Nutzerdaten reagiert, ist die Aktualisierung der Nutzungsbedingungen und der Datenschutzrichtlinie. Um eine verständliche Sprache bemüht, erklärt Facebook den Nutzern, wie es Daten verwendet und «warum diese notwendig sind, um die Beiträge und Werbeanzeigen», die der Nutzer sieht, «aber auch Gruppen, Freunde und Seiten», die das Unternehmen vorschlägt, zu individualisieren.
Die zweite Massnahme, die Facebook ergreift, ist eine Beschränkung der Informationen, die Dritte und Entwickler über Programmierschnittstellen, kurz API (Application Programming Interface), abgreifen können. Zum einen will Facebook Apps künftig stärker kontrollieren. Zum anderen limitiert das soziale Netzwerk die Zahl der Informationen, die über bestimmte Schnittstellen abgefragt werden können. Im Fall von Instagram wird beispielsweise die Anzahl der stündlichen Abrufe von Informationen über die Instagram-API von 5000 auf 200 reduziert.
Viele Unternehmen der digitalen Werbewirtschaft, deren Tools auf den Facebook-API basieren, beobachten sehr aufmerksam, welche Vorgaben Facebook für die Verwendung der verschiedenen Schnittstellen nun macht. Ein Blick auf die Aufzählung, welche Schnittstellen künftig stärker kontrolliert oder eingeschränkt werden, offenbart gleichzeitig auch den Umfang der Informationen, auf die Dritte bisher Zugriff hatten. Die Einschränkungen des Datenzugriffs hat Mike Schroepfer, Chief Technology Officer bei Facebook, im Unternehmens-Blog veröffentlicht.
«Facebook und Instagram reglementieren jetzt, wer in welchem Umfang auf öffentlich abrufbare Daten zugreifen darf», kommentiert Klaus Breyer. Er ist Chief Technology und Chief Product Officer beim Influencer-Marketing-Technologie-Anbieter Buzzbird. Im Gegensatz zu zahlreichen anderen Analyse-Plattformen und Tool-Entwicklern hat sein Unternehmen nicht mit den Konsequenzen der Beschränkung zu kämpfen. Denn es gibt zwei unterschiedliche Wege, wie Informationen zu Analyse- oder Monitoring-Anbietern gelangen.
Bei der einen Variante, auf die auch Buzzbird setzt, holt der Entwickler von jedem Nutzer per Opt-in die Einwilligung ein, Daten sammeln, analysieren und auswerten zu dürfen. Das heisst: Es liegt eine eindeutige Einverständniserklärung des Nutzers zur Verwendung der Daten vor. Bei der anderen Variante nutzen Entwickler ihren Facebook- oder Instagram-Account, um allgemein zugängliche Nutzerdaten systematisch abzufischen. «Diese Dienste durchforschen öffentlich verfügbare Daten auf Instagram anonym, ohne die Nutzer zu fragen», sagt Breyer und ergänzt: «Dabei handelt es sich um ein fragwürdiges Modell, das zudem gegen die Geschäftsbedingungen verstösst.»
Von der Daten-Pipeline abgeschnitten
Solche Auswertungsmethoden will Facebook mit einer stärkeren Kontrolle von Apps und Schnittstellen erschweren. Von der neuen Zugriffsbeschränkung sind beispielsweise die Analyse- und Monitoring-Firmen Social Blade, Deep Social, Influencer DB sowie Brandwatch und Botcast AI betroffen. Zahlreiche Tool-Anbieter und Service-Dienstleister, die von der Daten-Pipeline abgeschnitten wurden, hoffen, dass Facebook die Beschränkungen revidiert.
Felix Hummel, Kollege von Klaus Breyer und Geschäftsführer von Buzzbird, glaubt nicht, dass das passieren wird: «Das ist ein langfristiger Kurs, der zu besseren Inhalten, weniger Bots und mehr Datenschutz auf Facebook und Instagram führen soll.» Auch die Aussagen von Facebook sind relativ eindeutig. Der Massnahmenkatalog stellt demnach lediglich einen ersten Schritt dar. «Wir werden weitere Veränderungen in den kommenden Monaten vornehmen», sagt Facebook-CTO Mike Schroepfer.
Für so manche Tool-Anbieter sind das keine guten Nachrichten. Letztendlich sorgt die erste Aufräumaktion von Facebook jedoch dafür, dass unbefugte Dritte nicht mehr so leicht an Daten kommen wie bisher.
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