News 26.02.2014, 13:55 Uhr

RapidShare ohne Führung und Angestellte

Drama um RapidShare. Die Neuausrichtung des Unternehmens scheint gescheitert, die verbliebenen Mitarbeiter haben gekündigt. Und die Verantwortlichen der Firma reagieren nicht.
RapidShare, der einst weltweit grösste Filehoster und Pionier auf diesem Gebiet, stellt so gut wie alle Mitarbeiter vor die Wahl der freiwilligem Kündigung. «2013 hätte sich noch alles zum Besten wenden können», erzählt uns Markus P. (Name von der Redaktion geändert), ein ehemaliger RapidShare-Mitarbeiter.
«Doch dann kam der Hammer: Die Führungsriege der RapidShare AG hat anfangs Jahr 23 der 24 Mitarbeiter vor die Wahl gestellt. Entweder man kündigt freiwillig oder die Firma spricht die Kündigung aus. Mindestens 20 hätten dann selber gekündigt», führt Markus P. weiter aus.
Im Moment werde der Betrieb noch von einer Person sichergestellt. Ein Supportmitarbeiter nimmt nach wie vor das Telefon ab und betreut die bestehenden Kunden und Accounts. Vom Entwicklerteam sei bereits niemand mehr in der Firma anwesend. Was weiter mit der Firma geschieht, weiss Markus P. auch nicht. Er fühlt sich aber hintergangen, der Frust sitzt tief.
Ein weiterer Informant, der bei einem Hostingprovider tätig ist, sagte gegenüber PCtipp: «Die Verhandlungen mit RapidShare über einen geplanten Dienstleistungsvertrag platzten.» Und: «Die Eigentümerschaft rund um Gründer Christian Schmid soll auf der Suche nach neuen Investoren sein.»
Der neuste Handelsregisterauszug zeigt, dass die ehemalige Geschäftsführerin Alexandra Zwingli in den letzten Tagen als zeichnungsberechtigte Person gelöscht wurde. Einzig der ehemalige CEO, Kurt Sidler, steht neben einem Verwaltungsratsmitglieds noch im Handelsregisterauszug.
«Man machte uns grosse Hoffnungen, beispielsweise mit neuen Projekten wie mobilen Apps und dem neuen Geschäftskonzept mit Fokus auf Business-Cloud», führt Markus P. weiter aus.
Wie schlimm steht es wirklich um RapidShare? Niemand von der ehemaligen Geschäftsleitung will oder kann gegenüber PCtipp Stellung nehmen.
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Aufstieg und Fall von RapidShare

Aufstieg und Fall von RapidShare

Der Zuger Internetdienstleister RapidShare gehörte zu den weltweit grössten Filehostern und sein Gründer Christian Schmid soll Millionen mit seinem Geschäftsmodell verdient haben. Der Dienst startete 2004 und kann als der erste One-Click-Hoster bezeichnet werden. Im Jahr 2006 verlegte Schmid den Firmensitz - wohl aus steuerlichen Gründen - nach Baar. Dort wurden bis zu 60 Mitarbeiter beschäftigt. Bis zu 10'000 Terabyte Daten sollen auf den Servern liegen.
Nutzer des Dienstes konnten beliebige Dateien auf den Server hochladen und speichern. Die Links dazu liessen sich auf beliebigen Webseiten platzieren. Die von RapidShare angebotenen Premium-Konten wiesen aus Sicht des Bundesgerichtshofs (BGH) «besondere Komfortmerkmale» auf und förderten «durch ihre Attraktivität» die illegale Nutzung (zum Upload urheberrechtlich geschützter Werke). Die RapidShare AG kam immer mehr ins Visier von Film- und Musikindustrie, die ihre Rechte verletzt sahen. Zu Anfangszeiten konnten damals durch Uploads mit Gratiskonten Kreditpunkte für einen Premium-Account gesammelt werden. Daher hatte die Firma schon 2012 sogenannte Trafficlimits für hochgeladene Dateien eingeführt, worauf sich der geschäftliche Erfolg weiter verringerte. Durch die zahlreichen Änderungen seines Geschäftsmodells und die Kontrolle und Löschung von urheberrechtlich geschütztem Inhalt, büsste der Dienst zuletzt bei Filesharern an Anziehungskraft ein.
RapidShare verlor im August letzten Jahres in Deutschland einen grösseren Prozess gegen den Buchhandel und die Gema. Das OLG Hamburg hatte in seinem damaligen Urteil die Haftungsgrenzen für Sharehoster neu gezogen. Gemäss damaligen Aussagen von RapidShare gegenüber PCtipp handelte es sich um einen älteren Gerichtsprozess, der schon länger im Gange war. Medial in den Fokus gerückt ist RapidShare aus eigener Sicht wegen seiner Pionierrolle als seinerzeit gefragtester Filehoster.
Nachdem Kurt Sidler im Mai 2013 von Alexandra Zwingli übernommen hatte und kurz nach seinem Amtsantritt einen Grossteil der RapidShare-Belegschaft entliess, gab er nach nur acht Monaten den Chefposten im Januar 2014 wieder ab.

Autor(in) Simon Gröflin



Kommentare
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xyox01
25.02.2014
Angebot eines Investors wurde ja Mitte 2013 gar nicht erst angehört .. Angebot eines Investors wurde ja Mitte 2013 gar nicht erst angehört .. da wollte man nichts von Externen "Besserwisser" hören ... auch deren Geld wollte man nicht ... also warum soll sich jetzt jemand darum kümmern ... damals hatte noch eine Schweizer Mediengruppe Interesse .. ich glaub nicht das das Angebot nochmals unterbreitet wird. ein (ex)RapidSharer

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retrospective
26.02.2014
Graue Welt Der Erfolg von RapidShare widerspiegelte die Weltweite Nachfrage Inhalte unkompliziert und schnell zu konsumieren. Der Erfolg widerspiegelt auch die Unfähigkeit der Industrie sich anzupassen. Intern war das Interesse gross die grauen Schattierungen abzustreifen und ins Licht zu treten. Die Gegenseite war und ist aber nach wie vor darum bemüht den Status quo beizubehalten. Wie viele Branchen war die RapidShare in einer Grauzone irgendwo zwischen richtig und falsch. Aber in der Westlichen Welt leben viele Firmen auf den Rücken anderer. Rohstoffe werden günstig in Drittwelt Länder abgebaut und die Einwohner vertrieben nur um uns unseren Stoff günstig zu verkaufen. Lebensmittel werden vernichtet weil sie nicht der Norm entsprechen obwohl Kinder verhungern. Ganze Industriezweige basieren auf legale Drogenhändler welche wissentlich Produkte vertreiben welche Menschen nachweislich töten. Diese Firmen sind wirtschaftlich und gesellschaftlich Prestigeträchtige Arbeitgeber. Eine Firma welches es aber wagt ein System anzubieten welches unteranderem(!) die schwächen von Erstwelt Firmen ausnutzt wird als Schwerverbrecherbande und Bananenrepublik Firma bezeichnet. Macht dies RapidShare zu einem Robbin Hood? Sicherlich nicht. RapidShare war und ist wie alle anderen von Wirtschaftlichen Interessen getrieben. Wie die meisten Menschen würden, hat sich der Gründer eine goldige Nase verdient. Gönn ich ihm auch... Er hat zur richtigen Zeit die passende Dienstleistung angeboten. Ist er deswegen ein Wirtschaftliches genie und Menschenkenner? Nein auf keinen Fall. Im Büro war er selten bis nie. Er meidet Menschenkontakte und lebt ein einsames introvertiertes leben... mit genügend Geld um sich darüber hinwegzutrösten. Warum schreib ich aber dies? Weil es das beste Team war welche man sich als Arbeitnehmer wünschen könnte. Trotz allen Widrigkeiten und moralischen Bedenken.