News 19.06.2014, 07:55 Uhr

Amazon zeigt sein erstes Smartphone

Der weltgrösste Onlinehändler Amazon steigt ins Smartphone-Geschäft ein. Allerdings vorläufig nur in den USA.
Konzernchef Jeff Bezos präsentierte am Mittwoch Amazons erstes Flaggschiff mit dem Namen «Fire Phone». Amazon will sich mit innovativen Funktionen und direktem Zugriff auf seine Dienste von der Konkurrenz abheben. Das Smartphone mit einem 4,7 Zoll grossen Bildschirm und einer 13-Megapixel-Kamera kommt Ende Juli zunächst nur in den USA auf den Markt. Amazon äussert sich nicht zu einem möglichen Start in der Schweiz oder in Deutschland. Im harten Wettbewerb mit etablierten Rivalen wie Apple und Samsung will Amazon mit dem Angebot an Diensten punkten. So bekommen die Nutzer uneingeschränkten Onlinespeicherplatz für Fotos und kostenlosen Zugriff auf Amazons Videoangebot und den jüngst vorgestellten Musik-Streamingdienst.

Amazon-Produktsuche durch Fotoaufnahme

Eine neue Schlüsselfunktion heisst «Firefly» und funktioniert wie eine Art Suchmaschine für die reale Welt. Wenn man damit Gegenstände fotografiert, wird man zum entsprechenden Produkt im Amazon-Angebot weitergeleitet. Die Funktion kann aber auch bis auf die einzelne Serienfolge erkennen, welche Sendung gerade im Fernsehen läuft und funktioniert auch für Musik, Text, Telefonnummern oder Kunstwerken.

Vier Kameras verfolgen Kopfposition des Nutzers

Ein System aus vier Kameras rund um den Bildschirm verfolgt permanent die Kopfposition des Nutzers und passt die Darstellung auf dem Display entsprechend an. Das soll eine nahezu dreidimensionale Optik ermöglichen. Infratotsensoren folgen den Bewegungen auch in der Dunkelheit. An der Funktion sei vier Jahre gearbeitet worden, sagte Bezos.
Sowohl bei «Firefly» als auch bei der Display-Technik gibt es Schnittstellen für App-Entwickler. Das soll die Integration in verschiedene Anwendungen ermöglichen – so wird es eine App geben, die Informationen über Weine nach einem Foto des Etiketts anzeigt.
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Marktaussichten

Ein hart umkämpfter Markt

Amazon wagt sich mit seinem Smartphone in einen heftig umkämpften Markt. Samsung ist der grösste Anbieter mit rund einem Drittel der weltweit verkauften Geräte, Apples iPhone liegt bei etwa 15 Prozent. Damit wird nahezu die Hälfte des Markts bereits von den beiden grössten Anbietern besetzt, um den Rest ringt eine Vielzahl von Herstellern. Bei den Betriebssystemen ist die Lage noch klarer: Die Google-Plattform Android deckt bis zu 80 Prozent des Markts ab.

Premium-Smartphone

Während Amazon bisher dafür bekannt war, seine Geräte deutlich günstiger als die Konkurrenz zu verkaufen und sich das Geld später über den Verkauf von Inhalten zurückzuholen, läuft es beim «Fire Phone» anders. Das Gerät kostet in den USA 199 Dollar mit einem Vertrag beim Mobilfunkanbieter AT&T und liegt damit auf dem Niveau anderer Premium-Smartphones.
Das Smartphone schliesst eine Lücke in Amazons Geräteangebot neben den Kindle-Fire-Tablets und der TV-Box Fire TV. Über eine Cloud-Synchronisation sollen die Geräte gut zusammenspielen. Amazon hatte in den vergangenen Jahren Schritt für Schritt das Inhalteangebot ausgebaut, das über seine Geräte erreichbar ist.

Marktstart in Europa noch unklar

Die Amazon-Aktie schloss nach der Vorstellung des Geräts um 2,7 Prozent höher. Das Gerät war zwar nach diversen Medienberichten erwartet worden, einige Funktionen wie «Firefly» waren dennoch eine Überraschung.
Nach Informationen der «Financial Times» verhandelt Amazon mit O2 und Vodafone bereits auch über einen Start des Geräts in Grossbritannien. Es gab bisher aber keine Hinweise darauf, wann das Gerät in Europa eingeführt werden könnte.



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