Der Schweizer TV-Streit eskaliert

Wer verhindert, dass HD angeboten wird?

Vorwurf Nr. 2: Wer verhindert, dass HD angeboten wird?
Wilfried Heinzelmann, Teleclub: «Wir haben vor einem Jahr allen HD angeboten. Swisscom und Sunrise schlugen zu, einige kleine Kabelunternehmen auch. Cablecom und Finecom wollten aber nicht nur HD, sondern beispielsweise auch das Sportangebot. Cablecom wollte zudem eine andere Art der Anlieferung, die uns mehrere 100'000 Franken kosten würde.»
Andreas Werz, Cablecom: «Wir wollen unseren Kunden HD anbieten. Und wir wollen auch ein gleichwertiges Sportangebot. Am liebsten würden wir beides zusammen haben.»
Bei Teleclub befürchtet man, dass sich Cablecom nur die besten Sportübertragungen herauspicken würde
Beide wollen also eigentlich das Gleiche. Das Problem hier: die Kapazität. Es ist so, dass die Swisscom mit ihrer IPTV-Plattform Teleclub wesentlich mehr Platz zur Verfügung stellt als Cablecom. Momentan steht dafür ein analoger Sendeplatz zur Verfügung, das sind 17 Teleclub-Sender. Sollten über das Cablecom-Netz auch so viele Sportkanäle (27 zusätzliche Sportkanäle) wie über Swisscom angeboten werden, würde der Platz von 2 analogen Kanälen benötigt, sagt Beyeler. Das Problem dabei: Sofern die Argumentation von Teleclub stimmt und Teleclub wegen der hohen Netznutzungsgebühren bei Cablecom-Kunden 10 Franken pro Monat verlangt, müsste Teleclub der Cablecom dafür 20 Franken pro Kunde mehr bezahlen. Schlägt Teleclub diese zusätzlichen Kosten auf den Preis, würde das die Kunden Fr. 59.90 kosten. Damit würde das Angebot weniger attraktiv. Und dem Kundenwunsch nach HD-Sendern kann Teleclub dann immer noch nicht nachkommen.
Dieses Problem hat auch Wilfried Heinzelmann adressiert: «Um die Sportübertragungen anzubieten, braucht es, wie gesagt, Platz und auch Investitionen. Aufgrund der beschränkten Kapazitäten möchten die Kabelfirmen nur die besten Spiele herauspicken und die anderen nicht übertragen. Entsprechend möchten sie dann auch nur diese bezahlen. So wird es schwierig für uns.» Und niemand bei den Kabelunternehmen könne oder wolle ihnen sagen, wie flexibel sie bei diesen Sportangeboten sind. «Respektive, wie sie gedenken, die Gesamtheit des Angebots auszustrahlen». So, wie es Swisscom tut. Die lapidare Antwort vom Verband Swisscable laute: «Das lassen Sie unsere Sorge sein.»
Ralf Beyeler hat auch hier einen Vorschlag: «Cablecom könnte andere analoge Sender abschalten, die fast niemand schaut und damit Platz schaffen. Zwar gerät das Kabelnetz irgendwann an seine Kapazitätsgrenze, aber wenn Cablecom wollte, würde sich Platz finden lassen. Aber ich denke nicht, dass Cablecom dies zu Bedingungen offeriert, die für Teleclub akzeptabel sind.»
Andreas Werz von Cablecom versteht die Diskussion aber nicht. Er sagt ganz klar: «Wir hätten die Kapazität, um den Kunden mehr anzubieten. Unser Netz ist leistungsfähig genug. Mittlerweile sind wir auch soweit, dass die technischen Aspekte bereinigt sind. Jetzt bemühen wir uns, mit Teleclub über die finanziellen Konditionen zu sprechen.
Alle technischen Punkte werden aber noch nicht bereinigt sein. So will Cablecom weiterhin Sportübertragungen auch einzeln anbieten können. Gemäss Ralf Beyeler wird dies kaum möglich sein. «Wie will man das technisch handeln?», fragt er. «Bei IPTV ist das natürlich möglich, aber bei Kabel müsste die Freigabe für bestimmte Kanäle für eine bestimmte Zeit erfolgen. Bisher werden aber die Zugriffsrechte via Smartcard an die Settop-Box gesendet und bestimmen, welche Kanäle geschaut werden können. Ich denke nicht, dass dieses Prozedere anders gehandhabt werden kann.»
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Fabian Vogt
Autor(in) Fabian Vogt



Kommentare
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Roli1963
13.09.2013
Streit auf dem Buckel der Teleclub-Kunden via UPC-Cabecom Sehr guter Artikel Herr Vogt. Jetzt wird mir als Teleclub-Kunde via UPC-Cablecom (endlich) einiges klar! Swisscom- und Sunrise-TV ist bei mir auf Grund masslos veralteter Telefonleitungen nicht möglich. Und dies in einem Wohnquartier mit mehreren Hundert Wohnungen. Für den Leitungsbau wäre Swisscom zuständig. Ich habe aus diesem Grund seinerzeit bei Sunrise gekündigt, da UPC-Cablecom der einzige Anbieter war, der mir HD-Fernsehen und einen schnellen Internetanschluss bieten konnte. Von Swisscom erhalte ich nicht einmal Antwort, wann Swisscom-TV in unserem Quartier zu empfangen sein wird. Dies werde mir dann via E-Mail mitgeteilt. Bloss: gehört habe ich noch nie etwas, und dies trotz mehrerer Anfragen! Ich ärgere mich auch seit einiger Zeit masslos über Teleclub und über UPC-Cablecom, dass sie diesen Streit auf dem Buckel "ihrer" Kunden austragen! Insbesondere der Empfang der Sportübertragungen auf meinem 140 cm Fernseher in SD-Qualität statt in HD ärgert mich masslos. Ich hatte seinerzeit mit UPC und mit Teleclub Kontakt aufgenommen und beide Firmen schieben die Schuld jeweils dem anderen Unternehmen zu. Ich hoffe daher, dass die WEKO einen Entscheid zu Gunsten der Kabelnetzkunden fällen wird und folgendes festlegt: 1.) UPC-Cablecom hat die Teleclub-Angebote per sofort in HD-Qualität anzubieten. 2.) Teleclub (Swisscom) muss UPC-Cablecom per sofort mehr Sportkanäle anbieten. Sollte für mich als UPC-Cablecom-Kunde nicht bald eine bessere Empfangsqualität möglich sein, werde ich Teleclub komplett kündigen und von UPC-Cablecom werde ich nur noch das im Hausanschluss enthaltene Basicpaket beziehen und ebenfalls meine Zusatzpakete kündigen. Ich habe das Verhalten beider Unternehmungen so satt!