News 08.11.2018, 09:55 Uhr

Samsung zeigt faltbares Display

Faltbare Smartphones mit biegbaren Bildschirmen, sprachgesteuert mit dem Digitalassistenten Bixby: Samsung will den Markt aufmischen, so wie einst Apple mit dem iPhone.
Zusammengeklappt ist das gestern von Samsung gezeigte Display so gross wie ein gewöhnliches Smartphone. Aber wird es wie ein Buch aufgeklappt, eröffnet sich im Inneren ein 7,3 Zoll (18,5 cm) grosser Bildschirm. Das faltbare Telefon kann bis zu drei Apps gleichzeitig ausführen. Samsung nennt dies «Multi Active Window».
Wird es wie ein Buch aufgeklappt, eröffnet sich im Inneren ein 7,3 Zoll grosser Bildschirm
Quelle: Youtube/TechDroider/Screenshot
Das biegsame Display sei «die Basis für das Smartphone für morgen», schwärmt Samsung-Manager Justin Denison in San Francisco bei der Vorstellung des Produkts. Ein Samsung-Telefon, in dem sich ein zweiter faltbarer Bildschirm in der Grösse eines kleinen Tablets versteckt, könnte im kommenden Jahr auf den Markt kommen. Die Produktion der entsprechenden «Infinity Flex Displays» soll jedenfalls in den nächsten Monaten anlaufen.
«Das nächste grosse Ding» im Smartphone-Markt soll nicht von Apple, sondern von Samsung aus Südkorea kommen. 2007 hatte das iPhone mit seinem grossen Touch-Display den Handy-Markt revolutioniert und das Ende der Tastaturtelefone eingeleitet. Jetzt will Samsung den nächsten Schritt mit einem Falt-Display gehen.
Google ist mit im Boot: Das Betriebssystem Android werde den Bildschirm vollständig unterstützen, versichert Glen Murphy vom Internetkonzern auf der Samsung-Entwicklerkonferenz.
Allerdings ist Samsung nicht der erste Hersteller, der ein faltbares Handy lanciert. Kurz zuvor hat Royole, ein kleiner Display-Spezialist, mit dem FlexPai das erste serienreife Modell vorgestellt (PCtipp berichtete).
So ändert das faltbare Smartphone seine Grösse
Quelle: Samsung
Viele Details blieben bei der Präsentation des Prototyps in San Francisco allerdings buchstäblich im Dunkeln: Das Licht auf der Bühne war so runtergedreht, dass man fast nur die Displays leuchten sah. So blieb unklar, wie dick das zusammengefaltete Gerät ist, ob der Rahmen um den herkömmlichen Bildschirm auf der Aussenseite so breit ist, wie er wirkte – und wie Samsung den Faltmechanismus gestaltet hat.
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Bixby lernt nun endlich Deutsch

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Zu Samsungs Konzept gehören auch eine neue Benutzeroberfläche namens «One UI» und eine intelligente Sprachsteuerung. Diese Rolle soll für Samsung Bixby übernehmen, ein Digitalassistent, der Amazons Alexa und Apples Siri herausfordert. Samsung will 22 Milliarden US-Dollar in die Entwicklung künstlicher Intelligenz investieren und in sieben KI-Zentren über 1000 Entwickler einstellen. Die deutschsprachige Version von Bixby solle in wenigen Monaten eingeführt werden, hiess es in San Francisco. Damit wird dann auch die bislang in Deutschland und der Schweiz nutzlose «Bixby-Taste» an neueren Samsung-Smartphones einen Sinn bekommen. Bereits im Frühling 2017 hiess es, Bixby lerne bis im vierten Quartal Deutsch. In den USA bekam Bixby allerdings bisher wenig schmeichelhafte Kritiken. Bixby ist der neue digitale Assistent auf Samsungs Galaxy-Smartphones.
DJ Koh, der Chef von Samsungs Mobilfunksparte, hat zwei Tage Zeit, um die rund 5000 angereisten Software-Entwickler und Partnerfirmen von seiner Zukunftsvision zu überzeugen. Denn er steht vor einem Problem. Anders als damals Apple kontrolliert er nicht das Betriebssystem seines Smartphones. Samsung setzt auf Android und ist auf Googles Unterstüzung angewiesen. Samsungs eigenes Betriebssystem «Tizen» hat nie den Durchbruch im Smartphone-Markt geschafft. Koh muss die Entwickler auf seine Seite ziehen. Passen sie ihre Anwendungen und Apps nicht an, bleibt das Falttelefon eine Hülle ohne Inhalt. Samsung wird nun erst einmal einen Faltbildschirmsimulator bereitstellen, mit dem die Entwickler ihre Produkte testen können.
Koh verspricht den externen Entwicklern zudem jetzt vollen Zugriff auf Bixby. In einer eigenen Software-Umgebung, dem «Bixby Developer Studio», sollen sie einfach und schnell Bixby-Projekte erstellen können. Dabei werden sie von der künstlichen Intelligenz unterstützt, die Teile des Software-Codes automatisch schreiben werde.
Samsung, betont Koh, verkaufe 500 Millionen Geräte jedes Jahr, vom Reiskocher über smarte Lautsprecher bis zum Smartphone oder TV-Gerät. Bis 2020 sollen alle aktuellen Geräte vernetzt sein und immer mehr von ihnen werden Bixby bekommen. Diese riesige Basis, hofft Samsung, werde für genug Interesse sorgen. Bereits 2021, so die Samsung-Marktforscher, werde die Zahl der grossen Smartphones die der gewöhnlichen Modelle übersteigen. Mit dem Falt-Phone, das immer noch in jede Anzugtasche passt, hätte Samsung dann ein attraktives Angebot.



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