Im Test: Kingdom Come: Deliverance

Unbequem anders sowie Kampf und Charakter

Unbequem anders 

«Kingdom Come: Deliverance» opfert viele Komfortfunktionen seinem eigenen Anspruch. Konkrete Wegmarkierungen gibt es selten. Stattdessen zeigt das Spiel lediglich ein grobes Zielgebiet an. Dadurch kommt es schon mal vor, dass man vor dem Kampf mit Banditen 30 Minuten durch den Wald rennt und deren Lager sucht. Zugleich aber schenkt das Rollenspiel auch viele Entscheidungsmöglichkeiten. Der Kampf erweist sich nicht immer als klügste Alternative: Redekunst oder das Ausnutzen der Tagesabläufe bringen einen oftmals schneller voran. Besagte Räuber etwa überrascht Heinrich im Schlaf oder benachrichtigt zunächst die Kameraden der Wache, um danach gemeinsam zu kämpfen.
Warhorse baut viele Adventure-Elemente in die Quests und die toll synchronisierten Dialoge ein. Viele Aufgaben basieren auf kleineren Detektivrätseln und binden sowohl die Personen als auch die Spielwelt wunderbar ein. «Kingdom Come: Deliverance» trödelt gelegentlich aber auch und verschleppt dadurch dramatische Momente oder nervt gar mit zu vielen Zwischenschritten innerhalb der Quests. Das wird nicht jedem gefallen, doch wer sich drauf einlässt, wird mit spannenden und lustigen Anekdoten belohnt.

Kampf und Charakter

Die Jagd ist nur den Adeligen erlaubt
Dass manch einer vielleicht lieber auf Heinrichs Redekunst setzt, liegt nicht zuletzt an dem unhandlichen Kampfsystem. Warhorse lehnt sich leicht an «For Honor» an und verknüpft Richtungstasten mit starken und schwachen Angriffen sowie Paraden und Ausweichbewegungen mit einander. Durch die Ego-Perspektive und die Wackelkamera sind die Auseinandersetzungen sehr unübersichtlich. Dazu wechselt die Zielerfassung bei mehreren Gegnern viel zu oft. Kurzum: Die Kämpfe machen keinen Spass und aufgrund des dialoglastigen Gameplays trainiert man viel zu selten, als dass sich dieses Problem innerhalb der 50 Stunden ändern würde.
Die Innenräume von «Kingdom Come: Deliverance» sehen wirklich hübsch aus.
Charakter-Upgrades wiederum nimmt Heinrich im Vorbeilaufen mit. Alle Aktionen haben Einfluss auf die eigene Spielfigur. Wer viel redet, überzeugt leichter andere Bewohner. Zudem kann Heinrich bei Spezialisten in die Lehre gehen und so zusätzliche Fähigkeiten wie etwa Alchemie zum Brauen von Tränken erlernen. Echte Spezialisierungen gibt es in «Kingdom Come: Deliverance» allerdings nicht und so muss jeder für sich selbst entscheiden, welche Talente – etwa Bogenschiessen oder Reiten – besonders wichtig sind.
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