News 27.06.2019, 10:45 Uhr

Lancom bringt erste Wi-Fi-6 Router im Herbst

Im Herbst wird ein Programm zu IEEE 802.11ax Produkten (Wi-Fi 6) freigeben. Zeitgleich möchte Lancom erste Router auf den Markt bringen.
Wi-Fi 6 soll eine neue WLAN-Ära einleiten, das zeigt sich alleine schon im Namen. Während das IEEE («Institute of Electrical and Electronics Engineers») frühere WLAN-Standards mit den Zusätzen 802.11 plus Buchstabenfolge (wie etwa «ac» für die fünfte Generation) bezeichnete, wird die sechste Generation neben dem Zusatz «ax» schlicht Wi-Fi 6 heissen. Im Herbst möchte die Wi-Fi Alliance ein Programm zum Test der Kompatibilität von Wi-Fi-6-Produkten starten, Anfang 2020 soll das IEEE den Standard finalisieren.
In einem Pressegespräch erklärte Michael Müller, VP WLAN und Switches bei Lancom, die Vorteile des neuen Standards. So biete Wi-Fi 6 durch eine höhere Modulationsdichte pro Datenpaket 25 Prozent mehr Datendurchsatz als der derzeit aktuelle Standard 802.11ac, der seit 2013 verbreitet ist. Darüber hinaus können mit Wi-Fi 6 acht Sende- und acht Empfangsantennen (8×8 MIMO) belegt werden, das wiederum ermöglich einen Datendurchsatz von 8 GBit/s. Auch seien Netze mit Wi-Fi 6 dank OFDMA (Orthogonal Frequency Division Multiple Access) effizienter als die Vorgängerversionen. Und schliesslich unterstützt Wi-Fi 6 «Basic Service Set Coloring» (BSS Coloring), das in Verbindung mit Spatial Re-Use eine störungsfreie Koexistenz auch bei vielen Nutzern möglich macht. Ein weiterer wichtiger Vorteil ist die simultane Nutzung des 2,4- und 5 GHz-Bereiches, während beispielsweise der aktuelle Standard entweder auf 2,5 oder 5 GHz zugreifen kann.
Und Müller gibt auch einen Ausblick auf die Wi-Fi 6 Produktstrategie von Lancom. So möchte der Hersteller zeitgleich mit der Verabschiedung des offiziellen Wi-Fi-6-Standards entsprechende Access Points (4×4) auf den Markt bringen. Im Frühjahr sollen dann High End APs (8×8) und auch Einstiegs-APs (2×2) für den Indoor- und Outdoor-Bereich kommen. Alle APs sind dabei mit dem Lancom-Betriebssystem LCOS LX ausgestattet und können über die Management Cloud des Herstellers verwaltet werden.
Lancom-Gründer und Geschäftsführer Ralf Koenzen wiederum mahnt, der aktuelle ETSI-Standard lähme Wi-Fi 6. Grund dafür sei eine Norm, die die Frequenznutzung für das WLAN regelt, die EN 301 893, die es aktuell in der Version 2.1.1. gibt. In dieser ist festgelegt, dass der aktuelle Standard 802.11 ac beispielsweise auch das 5 GHz-Band nutzen kann. Die Norm gilt allerdings nur bis zum ac-Standard und noch nicht für Wi-Fi 6, deshalb sei die volle Performance des Standards in Europa nur unter Laborbedingungen erreichbar und könnte nicht in der Praxis eingesetzt werden. Eine Freigabe ist laut Koenzen im kommenden Jahr geplant, ein genauer Termin steht allerdings noch nicht fest.
Positiv hingegen sieht er, dass WLAN künftig ein neues Frequenzspektrum im 6 GHz-Band bekommen soll.
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Mehr Frequenzen für WLAN

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«Ich hätte ja nie geglaubt, dass das noch passieren könnte. Schliesslich haben wir seit 15 Jahren kein neues Spektrum für WLAN erhalten», so Koenzen. Aktuell prüfe die EU ein neues Spektrum im 6 GHz-Band. «Dieses Spektrum ist immens wichtig für neue Standards im Multi-Gigabit-Bereich», betont der Lancom-Chef. Auch sei Wi-Fi 6 bereits für 6 GHz ausgelegt. Noch kann es allerdings dauern, bis der Bereich für Wi-Fi freigegeben wird, denn die Mobilfunkindustrie und auch einige europäische Länder würden den Prozess derzeit noch behindern.
Zudem gibt es in diesem Bereich bereits Dienste wie Fixed Satellite Services, die durch eine Freigabe für WLAN gestört würden. Deshalb wird die Freigabe, falls sie denn kommt, auch nur innerhalb von Gebäuden gegeben und nicht für den Outdoor-Bereich. «Deshalb ist dieser Bereich auch für die Mobilfunkindustrie unattraktiv», betont Koenzen weiter. Gemeinsam mit anderen Herstellern – darunter auch AVM – versucht Lancom deshalb, die Freigabe zu forcieren.
Um dem Argument entgegenzutreten, WLAN sei mit 5G ohnehin überflüssig, hat Lancom deshalb gemeinsam mit Yougov eine Umfrage bei über 2000 Internet-Nutzern durchgeführt. Demnach ist WLAN für 58 Prozent der Befragten ausserhalb ihrer Wohnung die bevorzugte Zugangstechnologie. Das gelte vor allem für datenhungrige Anwendungen wie beispielsweise das Streaming von Videos. Nur drei Prozent nutzen dafür bevorzugt das Mobilfunknetz, bei Anwendungen mit geringerem Datenverbrauch steigt dieser Anteil leicht auf sieben Prozent.



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