News 20.10.2014, 12:00 Uhr

So schnell wird das Ethernet der Zukunft

2017 dürften Rechenzentren bereits Switches mit bis zu 400 Gigabit verkabeln. Flaschenhälse bei WLAN Access Points sollen mit einem nächsten Gigabit-Standard beseitigt werden.
Vier neue Netzwerkstandards werden derzeit bei der Ethernet Alliance, einer Industriegruppe, diskutiert. Freuen darauf dürften sich in erster Linie Betreiber von Rechenzentren, Internet Service Provider (ISPs), aber auch Kleinunternehmen. Privatanwender werden nach wie vor noch eine Weile auf massiv schnellere Gigabit-Standards warten müssen, zumal schon 10-Gigabit-Ethernet-Komponenten (speziell die dafür erforderlichen «Managed Switches») immer noch viel zu teuer sind. Zudem sind schnellere Anbindungen ans Internet (WAN) mit mehr als 1000 Mbit/s für Heimanwender nicht wirklich bezahlbar. Wozu auch? Grossen Rechenzentren geht es schlussendlich vor allem um die schnelle Brücke zwischen Fiber und Kupfer. Dennoch ist es spannend, die gegenwärtige Entwicklung zu beobachten.

1. 25 Gigabit

Das IEEE will einen neuen Ethernet-Standard für 25 Gigabit pro «Lane» (das heisst: pro Port) ausarbeiten. Portbündelungen für 40 oder 100 Gigabit sind zwar schon mit dem bestehenden 10-Gigabit-Standard 802.3ak über Kupfer möglich. Doch mit Switches, die 25 Gigabit pro Port durchschleusen, wäre ein Uplink (Datenfluss vom Endgerät zum Kommunikationsnetzwerk) von bis zu 100 Gigabit möglich. John D'Ambrosia, ein Mitglied der IEEE, glaubt, Cloud-Giganten werden mehr als 10 Gigabit pro Server benötigen, zumal mittelgrosse Unternehmen jetzt schon mehr als einen Server über diese Bandbreite anbinden. Laut dem IEEE könnte der Standard schon in 18 Monaten ausgearbeitet sein. Dazu werde Ende Monat eine Arbeitsgruppe formiert.

2. 50 Gigabit

Ob man zusätzlich einen 50-Gigabit- oder einen 100-Gigabit-Standard schaffen soll, darüber diskutierten die Event-Teilnehmer am Dienstag. Eine 50-Gigabit-Spezifikation rücke dabei eher in Reichweite, betonte Chris Cole, Chef der Transceiver-Fertigungsabteilung von Finisar. Mit einem 100-Gigabit-Standard würde man einzelne Komponenten noch zu stark ausbremsen, folgert Cole. Mit ersten 50-Gbit/s-Netzwerkkomponenten sei schon Anfang 2016 zu rechnen.

3. 2,5 Gigabit

Der aktuelle WLAN-Standard IEEE 802.11ac lässt bereits 1,3 Gigabit pro Sekunde zu. Der eigentliche Flaschenhals ist aber die Anbindung der WLAN Access Points bzw. die Art, wie die Unternehmen ihre Access Points zum drahtgebundenen Firmen-LAN anbinden. Ein schnellerer Gigabit-Ethernet-Standard mit 2,5 Gbit/s könnte daran schon einiges ändern. Um den Flaschenhals zu umgehen, müssten Firmen sämtliche Ethernet-Kabel gegen die gegenwärtigen Cat5e- oder Cat6-Patchkabel austauschen. Aquantia, einer der LAN-Chip-Hersteller, produziert schon die ersten Chips, die mit 2,5 Gbit/s klarkommen. Diese könnte auch Link Aggregation (Portbündelung) mit 5 Gbit/s ermöglichen. Zu diesem Standard plant das IEEE nächsten Monat eine Sitzung.

4. 400 Gigabit

Damit nicht genug. Eine Arbeitsgruppe des IEEE ist schon am 400-Gigabit-Standard, dessen Projektfinalisierung auf März 2017 angesetzt wurde. Schnelle Portbündelungen könnten entweder aus mehreren 50-Gbit/s- oder 100-Gbit/s-Ports resultieren. Einmal verabschiedet, könnte die ultraschnelle Technologie speziell den grossen Rechenzentren von Internet-Service-Providern zu Gute kommen.
Dieser Artikel basiert auf einer Publikation unseres US-Schwestermagazins PCWorld.

Autor(in) Simon Gröflin



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