News 14.01.2014, 12:38 Uhr

Angeflext: So fühlt sich LGs Bananen-Handy an

Fühlt sich so die Zukunft der Smartphones an? Wir konnten das gekrümmte und biegbare LG G Flex, das bald auch in der Schweiz erhältlich ist, bereits ausprobieren.
Die Zukunft ist gebogen und flexibel. Daran scheinen zumindest die koreanischen Elektronikriesen Samsung und LG zu glauben. Beide krümmen nicht nur ihre Fernseher, sondern seit Neustem auch Smartphones. Mit unterschiedlichem Ansatz allerdings: Während Samsung sein bislang nur in Korea erhältliches Galaxy Round um die Längsachse herum krümmt, hat LG das G Flex um die Querachse gebogen, ähnlich einer Banane.

Ergonomische Form

PCtipp hatte die Gelegenheit, das in Korea ebenfalls bereits erhältliche und ab Februar auch hierzulande verfügbare flexible Smartphone auszuprobieren. Ja, richtig gelesen: Das «Flex» im Namen ist nicht nur ein Marketing-Gag, denn das G Flex lässt sich tatsächlich biegen, wenn auch nur mit viel Kraftaufwand und in eher bescheidenem Mass. Doch das ist auch nicht der eigentliche Sinn des flexiblen Handys. LG verspricht sich von der Bananenform eine Reihe von Vorteilen. Zuerst einmal soll sich das mit seinem 6-Zoll-Display ziemlich stattliche Gerät damit besser an das menschliche Gesicht anschmiegen – ein Vorteil, der nur beim Telefonieren zum Tragen kommt, aber beispielsweise auch in einer besseren Verständigung resultieren soll, da Mikrofon und Lautsprecher dadurch näher an Mund resp. Ohr sind – ähnlich wie bei einem klassischen Telefonhörer.
Mit seinem gebogenen Gehäuse liegt das G Flex auch ganz gut in der Hand. Und zumindest in der Gesässtasche versorgt, ist die Bananenform ebenfalls kein Hindernis. Zu unserem Erstaunen liess sich das Gerät auch in der vorderen Hosentasche problemlos versorgen (wenn diese ausreichend gross ist), die Biegung ist nicht so extrem, als dass dies ein Problem darstellen würde.

Hosentaschenkino

Der vielleicht gewichtigste Vorteil ist aber derselbe, der auch bei Fernsehern für einen Trend hin zu gebogenen Bildschirmen sorgt: Das Betrachten von Filmen oder Spielen wirkt auf einem gebogenen Bildschirm natürlicher, der Blickwinkel ist zudem deutlich grösser als bei flachen Displays. Es spielt also so gut wie keine Rolle, ob man gerade oder schräg darauf schaut, das Bild ist immer klar und die Farben kräftig. Dieser Vorteil mag bei Fernsehern noch schwerer wiegen, dennoch ist das visuelle Erlebnis auch auf dem G Flex ein besonderes. Getrübt wird dies allerdings hier durch die angesichts der Displaygrösse von 6 Zoll magere Auflösung von 1280 x 720 – das Bild wirkt daher unscharf, was so gar nicht zur eigentlich futuristischen Anmutung des Geräts passt.
Krummes Ding: Durch das gewölbte Display sieht das Bild aus jedem Blickwinkel gut aus
Dabei ist das Display selbst auch eine Innovation. Es handelt sich nämlich um ein sogenanntes Plastic OLED. Dank der Verwendung von Plastik erreicht LG – das Display stammt übrigens vom konzerneigenen Fabrikanten LG Display – erst die Biegsamkeit des Bildschirms. Wir konnten das Display anlässlich des Presseevents unabhängig vom Gehäuse begutachten und uns von dessen Flexibilität überzeugen. Das nur 0,44 mm dünne und 7,2 g leichte Display lässt sich ähnlich einem Stück Karton problemlos und in einem grossen Winkel biegen, nur knicken kann man es noch nicht.
Um die Flexibilität des gesamten Geräts zu erreichen, hat LG sogar einen ebenfalls selbst entwickelten, flexiblen Akku eingebaut. Mit etwas Kraftaufwand lässt sich so das im Originalzustand leicht gebogene Gerät ganz flach drücken. Dies hat keinen funktionalen Vorteil, schützt das Gerät allerdings vor Bruch, der angesichts der Krümmung sonst in manchen Situationen drohen würde. Bis zu 40 kg Belastung hält das Plastikgehäuse laut LG aus. Genug, um auch mal mit dem Gerät in der Gesässtasche irgendwo abzuhocken, meinen die Koreaner. Zumindest wenn man kein Schwergewicht ist, dürfte dies zutreffen. Die relative Unverwüstlichkeit nennt LG denn auch als weiteren Vorteil der flexiblen Bauform. Dies gilt besonders für das Display, das dank der Verwendung von Plastik praktisch unmöglich zu Bruch gehen kann – einer der gefürchtetsten Schadensfälle bei Smartphones.
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Selbstheilende Rückseite und Fazit

Eingeschränkte Selbstheilung

Wenn wir schon von Unverwüstlichkeit sprechen: Neben Form und Flexibilität führt LG mit dem G Flex noch eine weitere Innovation ein, die sogenannt selbstheilende Rückseite. Dank einer Gummibeschichtung sollen kleine Kratzer nach ein paar Minuten von alleine wieder verschwinden. Die Wunderheilung hat allerdings einen Haken. Nur Kratzer, die mit maximal 500 g Kraft eingeritzt wurden, vermag das Material selbstständig wieder auszubügeln. Das ist wenig und hilft somit wirklich nur bei sehr feinen und oberflächlichen Kratzern. Ein beim Hands-On testweise mit dem Schlüssel und nicht sonderlich viel Kraft verursachter Kratzer war auch nach Minuten noch deutlich sichtbar.
Was die Technik und Software betrifft, ist das LG G Flex trotz Bananenform und Wunderheilung ein gewöhnliches High-End-Smartphone. Das Android-Gerät (die Software ist weitgehend mit jener des LG G2 identisch, wenn auch einige neue Funktionen wie ein Dual-Windows-Modus, der zwei Apps nebeneinander anzeigt, mit an Bord sind) wird von einem Snapdragon-800-Prozessor angetrieben und verfügt über eine 13-Megapixel-Kamera. Ebenfalls vom G2 übernommen wurden die auf der Rückseite platzierten Tasten (Einschaltknopf und Lautstärketasten), die mit dem Zeigfinger trotz Krümmung immer gut erreichbar sind. Der Akku ist nicht nur flexibel, sondern mit 3500 mAh auch ziemlich grosszügig dimensioniert.

Erster Eindruck

Während wir die «selbstheilende» Rückseite des LG G Flex noch als Spielerei abtun, sehen wir in gebogenen und flexiblen Smartphones tatsächlich eine Zukunft. Gut möglich, dass diese Bauform in ein paar Jahren zum Standard gehört, denn die Vorteile wie die Robustheit und das verbesserte visuelle Erlebnis sind nicht von der Hand zu weisen. Bis es so weit ist, wird allerdings noch etwas Zeit ins Land ziehen. Das G Flex dürfte mit seinem 6-Zoll-Bildschirm den meisten schlicht zu gross sein, krankt an der schwachen Bildschirmauflösung und ist mit einem Strassenpreis von 800 bis 900 Franken auch einfach zu teuer, um der innovativen Technik bereits jetzt zum Durchbruch zu verhelfen.
Einen ausführlichen Test des LG G Flex lesen Sie voraussichtlich Ende Januar auf pctipp.ch.



Kommentare
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zwan33
16.01.2014
Wow - schon einmalig. LG scheint im Moment eindeutig an der Spitze der technologischen Entwicklung im Handy-Bereich zu stehen! Jedenfalls würde es so verkauft, wenn die Innovation von Apple käme... ;-)

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swissmac
17.01.2014
huch ... Jedenfalls würde es so verkauft, wenn die Innovation von Apple käme... ;-) Wie schaffst du es, hier im PCtipp was gegen Apple zu schreiben, ohne von Gaby Salvisberg angemotzt zu werden? Staun ...

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Gaby Salvisberg
17.01.2014
Wie schaffst du es, hier im PCtipp was gegen Apple zu schreiben, ohne von Gaby Salvisberg angemotzt zu werden? Staun ... Weil er das - im Gegensatz zu Dir - nicht bei jeder Gelegenheit macht.