14.11.2016, 09:48 Uhr

Sony PS4 Pro im Test: Lohnt sich ein Upgrade?

Die leistungsfähigere PlayStation 4 ist da! Doch für wen ist sie? Was kann sie? Wir haben Antworten.
Die leistungsfähigere PlayStation 4 Pro ist seit letztem Donnerstag im Handel erhältlich. Mit einem Strassenpreis von rund 420 Franken kostet die Konsolenneuauflage gut einen Hunderter mehr als die PS4 (Slim). Und doch gehört sie zu keiner neuen Generation, sondern ist hundertprozentig mit der PS4 kompatibel. Hauptunterschied: Die Rechenleistung wurde quasi verdoppelt. Die zweite Hälfte der gespiegelten Compute Units (CU) wird dann im «Pro-Modus» aktiv. Äusserlich sieht man das der zusätzlichen «Konsolenschicht» an, die oben draufgeklatscht wurde. Ausserdem wurde die Taktfrequenz der Jaguar-CPU mit ihren acht Kernen nach oben geschraubt. Mit ca. 3,3 Kilo ist die Pro ca. 500 Gramm schwerer als das 2013 eingeführte Originalmodell. Ein wenig grösser ist sie auch (29,5 × 5,5 × 32,7 cm statt 27,5 x 5,3 x 30,5 cm).
Die PS4 Pro ist bereits die dritte Konsole der PS4-Ära
Quelle: PCtipp

Drei Modelle einer PS4-Konsole

Nicht weniger als drei PS4-Konsolen sind nunmehr von Sony auf dem Markt erhältlich: unter anderem das Ur-Modell von 2013 und seit September die kompaktere PS4 mit weniger Stromhunger. Aber wen adressiert Sony nun mit welchem Modell? Sony sagte am PlayStation-Event, die kleine, günstige PS4 sei für alle Kunden, die jetzt einsteigen und von den Exklusivinhalten der PlayStation-Welt profitieren wollen. Das ist angesichts des mittlerweile grossen Spielangebots durchaus eine attraktive Option. Aber soll man diese Konsole nun auch all denjenigen empfehlen, die noch ein bisschen länger auf ihrem Full-HD-Fernseher bleiben?
Gleich zwei neue PS4-Konsolen hat Sony am September-Event angekündigt
Quelle: Sony/PlayStation Meeting
Gleich zur Sprache kam bei der Ankündigung der kleineren PS4 nämlich die PS4 Pro. Grund: Der 4K-TV-Markt wächst! Man habe sich schon bei der Einführung der ersten PS4 entsprechende Gedanken gemacht, sagte Mark Cerny, Sonys Lead System Architect. Der Zeitpunkt zur Einführung einer parallel existierenden PS4 für Technik-Fans scheint also jetzt – noch in dieser PlayStation-Generation – gekommen. Vielleicht auch, weil Microsoft mit «Project Scorpio» bereits auf Ende 2017 eine deutlich leistungsstärkere Xbox als nächsten Generationssprung in Aussicht stellt und man nicht im Abseits stehen will. Denn lange waren sich Gerüchteklopfer uneins, ob die PS4 Pro alias «PS4 Neo» überhaupt noch in diesem Jahr kommt.
Wie die PS4 «Slim» ist nun das Standardmodell ein wenig kompakter als die neue PS4 Pro
Quelle: PCtipp

Kein echtes 4K

Insgesamt profitiert die PS4 Pro mit der stärkeren Hardware von einer Gesamtrechenleistung von 4,2 statt 1,84 Teraflops. Volle 4K-Auflösung ist damit aber nur bei älteren Spielen möglich. Man kennt das auf dem PC: Sogar eine ältere Nvidia GeForce GTX 780 Ti kann «Skyrim» mit allen Details noch fast problemlos in 4K darstellen, wird dann aber von anspruchsvolleren Games wie «Doom» wegen der höheren Geometrielast zu schnell in die Knie gezwungen. Die PS4 Pro greift hier ein wenig in die Trickkiste und offeriert den Entwicklern einen umfangreichen Werkzeugkasten an Rendering-Techniken. Viele Spiele sehen aber selbst mit hochskalierten Auflösungen von Bildinhalten, die intern aus Zwischenbereichen wie 1800p berechnet werden, umwerfend aus. Davon profitieren sogar Full-HD-Anzeigegeräte mit mehr Bildern pro Sekunde. Dabei wird das Kantenflimmern unabhängig vom TV-Gerät reduziert. Bei Spielen, die nicht für die PS4 Pro optimiert sind, fährt die Konsole einen Teil ihrer AMD-Rechenkerne herunter und reduziert die Taktfrequenz.
In Spielen wie «Rise of The Tomb Raider» kann man die Auflösung und die Bilder pro Sekunde je nach TV-Gerät und Performance umschalten
Quelle: PCtipp
Auch die PlayStation VR macht sich die doppelte Rechenpower zunutze. Bemerkbar macht sich das dort vor allem bei schärferen Konturen und aufgehellten Oberflächen von Objekten, wie wir in Cryteks «Robinson: The Journey» feststellen konnten (siehe Screenshots auf der letzten Seite). Bei Games wie «Ratchet & Clank» sieht man auf einem HDR-fähigen 4K-Fernseher kontrastreichere Explosionen und atemberaubende Sonnenuntergänge. Leider können wir HDR nicht gut auf Screenshots zeigen: Man muss es mit eigenen Augen auf einem 4K-HDR-Fernseher sehen. Hier gilt die Faustregel: Je stärker ein HDR-fähiger TV ausgeleuchtet ist, desto mehr sieht man die Unterschiede. Je nach TV ist dazu eine kleine Anpassung in den Einstellungen erforderlich. Auf Sony-Bravia-Geräten mit Android-TV muss man beispielsweise das HDMI-Signal in den Einstellungen auf HDR bzw. «Optimiertes Format» umschalten.
Zum Start gibt es von Sony schon über 30 optimierte Titel, die entweder den «Pro»-Modus als Patch erhielten oder diesen bereits mitbringen. Für den Aufhübschmodus wird man aber (natürlich) nicht noch einmal zur Kasse gebeten. Wenn es so ist, wie Mark Cerny sagt (so hoffen wir), soll der Mehraufwand für die PS4-Pro-Nachbearbeitung bei einem Prozent liegen. Daran zweifeln wir noch ein wenig. Ein Negativbeispiel ist etwa «Watch Dogs 2», wo der Patch erst Wochen nach dem Release folgen soll. Das sollten die Entwickler nun wirklich gleich zum Launch eines neuen Games fertig bringen. Nicht jede(r) von uns will Spiele nur wegen besserer Optik später einmal durchspielen.
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Ausstattung der PS4 Pro, Lieferumfang

Ausstattung

Abgesehen vom neuen High-Bandwidth-HDMI-Kabel ist im Lieferumfang nichts Spezielles enthalten, das man nicht schon vom Mitbringsel der anderen PS4-Konsolen kennt. Ausnahmen: Die neue PlayStation 4 Pro ist auf ein PC-Stromkabel angewiesen! Wenn man Pech hat, könnte auch ein Schuko-Stecker oder ein englischer Stecker mitgeliefert werden. In meinem Fall hat der Händler nicht daran gedacht, ein normales Netzkabel beizulegen, aber zum Glück hat man ja mehr als einen PC rumstehen, was aber nicht bei allen Kunden der Fall sein könnte.
Mehr Leistung braucht mehr Strom: Die PS4 Pro bezieht diesen nun über ein PC-Netzkabel
Quelle: PCtipp
Im Lieferumfang enthalten ist zudem der neue DualShock-Controller, den man auch beim Kauf der «PS4 Slim» erhält. Kennzeichnend sind die gräulichen Thumb Sticks und der schimmernde LED-Streifen im Touchpad, damit Spieler in Multiplayer-Sessions ihre Controller voneinander unterscheiden können. Zwei gute Neuerungen gibt es bei den Anschlüssen. An der Rückseite ist jetzt wieder ein Toslink-Digital-Audio-Anschluss angebracht. Ausserdem findet man nebst der beiden frontseitigen USB-3.0-Anschlüsse rückseitig einen weiteren USB-Anschluss vor. Gedacht ist dieser für die Processing Unit der PSVR. Eine gute Sache. Mit der virtuellen Brille musste man bis anhin auf einen Lade-Port verzichten und je nach Möbel hatte man mit einem beträchtlichen Kabelsalat zu kämpfen.
Bei der PS4 Pro legt Sony den neuen DualShock-Controller der PS4 «Slim» bei
Quelle: PCtipp

Keine HDR-Ausgabe über die PSVR-Signalbox

Fehlt nur noch eine Lösung für HDR-fähige Fernseher, um auch mit der dazwischengeschalteten Signalbox der PlayStation VR spielen zu können, statt diese jedes Mal wieder entfernen und alles umstöpseln zu müssen. Darüber nerven werden sich alle Anwender, die mit ihrem High-End-Fernseher HDR-Gaming geniessen möchten. Immerhin: Das HDMI-2.0-Signal wird über die Signalbrücke der PlayStation VR trotzdem richtig interpretiert. Aber mühsam ist dieses ständige Umstöpseln schon. Erfreulich ist dagegen die 1-Terabyte-Festplatte, die hier integriert ist ...
Die Sache mit dem HDR bei angeschlossener PSVR: Davon hatten wir es schon einmal
Quelle: PCtipp

Bei Upgrade: Zeit einplanen

Randnotiz: Wenn man ca. 400 GB von der alten PS4 übers LAN-Kabel auf die neue PS4 Pro überträgt, kann der Kopiervorgang gut sechs bis sieben Stunden dauern. Die PS4 Pro muss sich dabei im selben WLAN befinden, in das sich die neue Konsole (wie die «PS4 Slim») mit dem schnelleren WLAN-AC-Standard einbuchen kann. Auf einen UHD-Blu-ray-Player hat Sony im Gegensatz zu Microsofts Xbox One S verzichtet. Stattdessen kommt ein reguläres Blu-ray-Laufwerk zum Einsatz. Das lässt aufhorchen, konnte man sich doch bis dato mit jeder leistungsstärkeren Sony-Konsole auch einen teuren Player für Blu-rays und DVDs sparen.
Wer noch eine «alte» PS4 hat und sämtliche Inhalte auf die neue Konsole übertragen will, muss einige Stunden einplanen, alternativ geht es auch über eine USB-Festplatte
Quelle: PCtipp
Das hat einen einfachen Grund: Wenn es nach den Japanern geht, gehört die UHD-Filmzukunft eher dem Streaming. Dafür spricht einiges aus dem japanischen Megakonzern. So hat Sony Pictures beispielsweise in den USA schon einen UHD-Video-on-Demand-Dienst für Android-TV eingeführt. Ob Sonys Signal nun eine ganze Industrie aufrütteln wird, bleibt noch abzuwarten. Auf jeden Fall sind die 4K-fähigen Streaming-Apps wie Netflix und YouTube auf der PS4 Pro ein klarer Vorteil, solange der 4K-Chromecast-Dongle noch nicht erhältlich ist und man nicht Android-TV mit 4K-Streaming-Apps o.ä. besitzt.
Keine echten Tasten mehr: Diese befinden sich nun alle auf einer horizontalen LED-Leiste, die beim Einschalten bläulich schimmert
Quelle: PCtipp
Was noch schick aussieht: Die PS4 Pro hat so gut wie keine echten Knöpfe mehr. Man sieht nur noch eine lange horizontale Leiste in der Mitte der Konsole, die im Betrieb bläulich schimmert. Ein Drücken auf der rechten Seite öffnet das Disc-Laufwerk, ein Drücken auf den linken Teil schaltet die Konsole ein bzw. aus.
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Stromverbrauch und Lautstärke

Stromverbrauch und Lautstärke

Die neue PlayStation 4 Pro erwies sich als energiehungriger als das Standardmodell, dafür ist sie teilweise ein wenig leiser. Im Dashboard saugt sie um die 68 Watt aus der Dose, ein bisschen viel, aber ungefähr gleich viel wie die alte PS4. Dafür verhält sich die Konsole recht ruhig. Aus nächster Nähe sind es ca. 43 db(A). Bei actionlastigen Szenen, in denen die Lüfter deutlich hörbar werden, wird es nicht viel lauter. Im Spiel «Ratchet & Clank» stieg der Geräuschpegel bei einer fordernden Szene nur auf ca. 52 dB(A). Das ist auf eine Entfernung von mehr als zwei Metern durchaus tolerabel. Wir messen auch bei der alten PS4 ungefähr denselben Wert. Lärmunterschiede bei eingelegten Blu-rays stellen wir keine fest.
Das automatische Upscaling bei Spielen, die noch nicht für die PS4 Pro optimiert wurden, wirkt sich nur vereinzelt nachteilig auf die Anzeige von Spielmenüs und Schriften aus
Quelle: PCtipp
Erstaunt sind wir beim Stromverbrauch bei hoher Grafikleistung. Hier nahm der Energiehunger beim selben Spiel zu und stieg unter Last auf ca. 162 Watt. Das ist deutlich mehr, als ein stromsparender Mini-ITX-PC mit einer GeForce GTX 960 in 4K-Leistung verbrät. Bei der PS4 Pro schwankt die Leistungsaufnahme je nach Spiel in den verschiedenen Anzeigeformaten, wenn man die Auflösung herunterschraubt. Bei «Rise of The Tomb Raider» sank der Energieverschleiss von 160 Watt (2160p) auf 126 Watt (1080p/30 fps). Auf der normalen PS4 haben wir bei diesem Spiel in derselben ruhigen Anfangsszene (siehe Screenshots unten) nur ca. 100 Watt gemessen. Bei «Infamous: First Light» war die alte PS4 auch stromsparender mit Unterschieden von 162 Watt (2160p, PS4 Pro) zu 118 Watt (1080p, PS4). Spielt man das Game in Full HD auf der neuen PS4, reduziert sich die Leistungsaufnahme nur um ca. 20 Watt. Dabei kann man nicht bei jedem PS4 Pro auf zusätzliche In-Game-Grafikeinstellungen zurückgreifen. Spiele, die nicht für PS4 Pro optimiert sind, beanspruchen weniger als 100 Watt.
Mehr Anzeigeoptionen im Dashboard. Allzu viel Strom sparen lässt sich mittels Reduzieren der Auflösung nicht. Nicht alle Spiele mit «Pro»-Support bieten übrigens zusätzliche In-Game-Grafikoptionen an
Quelle: PCtipp

Alles ein bisschen hübscher

Die grafischen Unterschiede lassen sich durchaus sehen. Als besonders umwerfend empfanden wir «The Rise of The Tomb Raider» und «Ratchet & Clank». Weit entfernte Objekte wie Häuser wirken auf einmal einen Tick schärfer. Auch Laras Haare sehen in Animationen detaillierter aus. Bei «Ratchet & Clank» rendert die schnelle Konsole wesentlich schärfere Konturen. Dank HDR nimmt man auf einmal gleissende Reflexionslichter auf Bodentexturen und Sonnenuntergänge in völlig anderen Farbspektren wahr. Dieses Spiel sieht auch aus nächster Nähe wegen der nachgeschärften Kanten atemberaubend aus. Weniger fielen uns die Unterschiede auf der PlayStation VR auf. Und doch, wenn man genau hinschaut, zeichnet die PS4Pro nun ein wenig schärfere Ränder bei einigen Objekten, vor allem gesehen im Spiel «Robinson: The Journey» von Crytek, während der Schiesskumpel in «London Heist» auf einmal eine Narbe im Gesicht hat, die uns vorher gar nie aufgefallen ist.
An dieser Stelle liefern wir Ihnen einige Screenshots nach. Wir empfehlen, die Bilder auf einem 4K-Monitor anzuschauen bzw. herunterzuladen. Bei den Screenshots der PSVR sieht man die polierten Oberflächen aufgrund der geringeren Headset-Auflösung (1080 × 960 Pixel pro Auge) auch beim blossen Betrachten der Screenshots, welche die PS4-Konsolen mit jeweils 960 x 720 Pixeln einfangen.
Robinson: The Journey (PS4/PSVR)
Robinson: The Journey (PS4 Pro/PSVR)
Robinson: The Journey (PS4/PSVR)
Robinson: The Journey (PS4 Pro/PSVR)

Fazit

Technikfans, die schon einen 4K-Fernseher besitzen, allenfalls auch die PlayStation VR haben wollen, sollten bei der PS4 Pro definitiv zugreifen. Der Aufpreis von 100 Franken mit 1 TB Festplattenspeicher ist gegenüber der «Slim» gerechtfertigt. Als Upgrade infrage kommt die PS4 Pro vor allem bei Vielspielern, die bereits einen guten UHD-Fernseher besitzen oder demnächst auf einen solchen umsatteln wollen. Wer sich erst jetzt den Kauf einer PS4 überlegt und demnächst in einen Ultra-HD-Fernseher (idealerweise mit HDR) investieren will, sollte besser gleich zur PS4 Pro greifen. Schwerer fällt es uns, nur für die PlayStation VR eine Upgrade-Empfehlung zu geben, weil die Unterschiede nicht auf Anbieb auffallen.
Die Vergleichskonsole wurde uns freundlicherweise von Digitec zur Verfügung gestellt. Zu den PS4-Pro-Bundle-Angeboten bei Digitec geht es hier.

Testergebnis

Leistung, Preis, Spielangebot
Stromverbrauch

Details:  AMD-Jaguar-CPU (8 Kerne), AMD-GPU (4,2 TFLOPS), 8 GB GDDR5-RAM, 1 TB HDD, Blu-ray-Laufwerk, 3 x USB 3.0, Ethernet, WLAN AC, Bluetooth 4.0, HDMI, optical Audio, Dualshock-4-Controller mit Touchpad

Preis:  Fr. 419.–

Infos: 
www.sony.ch

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Autor(in) Simon Gröflin



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