News 06.12.2012, 13:00 Uhr

Die Irrwege des John McAfee

In den letzten Tagen erlangte John McAfee wegen seiner abenteuerlichen Flucht vor der Polizei zweifelhafte Berühmtheit. Mittlerweile wurde der 67-jährige Gründer der Antivirus-Firma McAfee verhaftet. Grund genug, die ganze Geschichte noch einmal aufzurollen.
Der Name McAfee dürfte den meisten Lesern ein Begriff sein, schliesslich steht er für einen der bekanntesten Hersteller von Antiviren-Software. Etwas weniger bekannt war – zumindest bis vor Kurzem – der gleichnamige Gründer des Unternehmens, John McAfee. Aus dem Geschäft mit der Computersicherheit hat sich John McAfee allerdings längt zurückgezogen, 1997 verkaufte er seine Anteile am Unternehmen und war auf einen Schlag schwerreich.
Seither widmete sich der umtriebige McAfee anderen Dingen zu, bis der heute 67-jährige am vergangenen Mittwoch schliesslich in Guatemala verhaftet wurde. Wie es dazu kam? Das ist eine lange und ziemlich skurrile Geschichte, hier die Kurzfassung: Durch die US-Immobilienkrise soll John McAfee den Grossteil seines einst auf 100 Millionen US-Dollar geschätzten Vermögens verloren haben. Nachdem er sich unter anderem auch als Yogalehrer versuchte, wanderte McAfee 2008 in den zentralamerikanischen Staat Belize aus. Dort soll er unter anderem mit Bakterien an der Entwicklung von neuen Antibiotika geforscht haben, heisst es.
Gesucht in einem Mordfall
Waffennarr: John McAfee (Bild: Wired/Brian Finke)
Im April 2012 schliesslich durchsucht die Polizei McAfees Anwesen in Belize und verhaftet den rüstigen Rentner – offenbar wird er des illegalen Waffenbesitzes und der Herstellung von Drogen verdächtigt. Die Vorwürfe können nicht erhärtet werden, gut ein halbes Jahr später folgen aber bereits die nächsten Negativschlagzeilen. Diesmal scheint es besonders ernst: John McAfee wird im Zusammenhang mit dem Mord an Gegory Faull gesucht, einem Nachbarn von ihm. Zwar soll der gebürtige Engländer McAfee lediglich als Zeuge verhört werden, aus irgendeinem Grund bekommt dieser aber kalte Füsse und flüchtet, obwohl er stets seine Unschuld beteuert.
Am 5. Dezember schliesslich wird John McAfee wie erwähnt in Guatemala verhaftet. Der Grund: er war illegal in das Land eingereist.
Besonders unterhaltsam ist die seltsame Geschichte von John McAfee auch wegen der ungewöhnlichen Berichterstattung zu seiner Person. Am 12. November, einen Tag nachdem die Polizei auf seinem Anwesen in Belize aufgetaucht war, meldete sich McAfee telefonisch beim Wired-Redakteur Joshua Davis und erzählte ihm die ganze Geschichte. So habe sich McAfee etwa im Sand vor seinem Haus vergraben, um sich vor der Polizei zu verstecken. «Ihr könnt mich paranoid nennen, aber die Polizei wird mich töten, gar keine Frage», soll McAfee am Telefon gesagt haben.
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Ehrgeiz, Paranoia, Sex und Wahnsinn

«Ehrgeiz, Paranoia, Sex und Wahnsinn»
Der Kontakt zu Joshua Davis entstand nicht zufällig, denn der Wired-Reporter befasste sich in den letzten Monaten intensiv mit der Person John McAfee. Wohl nicht ganz zufällig erschien kürzlich auch ein von Wired herausgegebenes E-Book mit dem Titel «John McAfee's Last Stand», indem Davis' Recherchen und Interviews mit McAfee abgedruckt sind. Dabei kommen pikante Details aus McAfees Leben ans Tageslicht - «eine erschütternde und unglaubliche Geschichte von Ehrgeiz, Paranoia, Sex und Wahnsinn», so wird das E-Book beworben.
Tatsächlich wurde McAfees Leben in den letzten Jahren immer abenteuerlicher, wie auch der Tages-Anzeiger schreibt. Der 67-jährige lebte lange Zeit in einer Stadt mitten im Dschungel von Belize, die von Kriminalität und Prostitution geprägt war. McAfee soll den Drogen verfallen sein und für Sex mit jungen Frauen bezahlt haben. Später brannte er mit einer 17-jährigen durch, doch die Verbindungen zur Unterwelt rissen nicht ab. McAfee, zunehmend paranoid, soll zum Schutz seiner Freundin und seiner selbst die örtliche Polizei mit Waffen ausgerüstet haben und eine ganze Horde Bodyguards angeheuert haben. Schliesslich soll sogar ein Auftragskiller auf McAfee angesetzt worden sein.
Jetzt bloggt er aus dem Gefängnis
Und jetzt, da John McAfee im Gefängnis in Guatemala sitzt? Nun, für Unterhaltung scheint auch weiterhin gesorgt zu sein. Offenbar hat man dem ehemaligen Antivirus-Pionier einen Laptop zur Verfügung gestellt, mit dem er jetzt aus seiner Haft einen Blog füttert. Auf «The Hinterland», dem offiziellen Blog von John McAfee, teilt er seine Gedanken mit der Welt. Immerhin: Das Gefängnis in Guatemala sei «um Welten besser als die Gefängnisse in Belize», wie in einem seiner Einträge zu lesen ist. Achja: 25'000 US-Dollar Belohnung verspicht John McAfee demjenigen, der Hinweise zur Verhaftung des wahren Mörders von Gregory Faull liefert.



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