Tipps & Tricks 19.06.2014, 09:18 Uhr

Foto-Praxis: Bilder richtig schärfen

Wer glaubt, dass nur unscharfe Bilder geschärft werden müssen, ist auf dem Holzweg. Jedes Foto sollte am Ende kurz geschärft werden. In diesem Workshop gehen wir etwas detaillierter auf das Thema ein.
Allgemeines
Schärfen gehört zu den wichtigsten Bearbeitungsaufgaben. Es geht dabei weniger darum, unscharfe Bilder zu korrigieren; vielmehr sollten gelungene Aufnahmen nachgeschärft werden, um ihnen den letzten Schliff zu verpassen.
Verschwommene oder verwackelte Bilder können mit Schärfen nicht zufriedenstellend gerettet werden. Fehlende Details lassen sich nicht herbeizaubern. Übertreibt man die Schärfung, entstehen zudem unerwünschte Nebeneffekte: Das Bild wird körnig, allfälliges Bildrauschen verstärkt sich, der Kontrast wird zu hart, feine Farbabstufungen verfälschen sich oder gehen ganz verloren, und rund um die Kanten bilden sich künstliche Lichtscheine.
Schärfen beim RAW-Import
Bei guten Aufnahmen dagegen ist Schärfen sinnvoll und sogar unbedingt nötig, wenn direkt das Rohdatenformat (RAW) verwendet wird. Das Adobe Camera Raw hat standardmässig bereits eine leichte Schärfung voreingestellt. Bei JPEGs schärft die Kamera das Foto selbst mehr oder weniger nach.Dies ist jedoch nur als Vorschärfung gedacht. Zusätzlich wird ganz am Schluss noch einmal geschärft. Wenn man zum Beispiel ein Bild fürs Web verkleinert ausgeben möchte, muss man zuerst die Pixelzahl reduzieren und erst dann schärfen. Denn durch die Pixelneuberechnung entsteht Unschärfe. Viele Programme bieten deshalb einen Webspeicherdialog an, in dem sich auch gleich die Schärfe einstellen lässt.Beim Schärfen muss man die 100-Prozent-Ansicht aktivieren (Photoshop Elements: Ctrl+1). Ein Pixel auf dem Bildschirm entspricht dann einem Fotopixel. Nur in dieser Ansicht kann man die Schärfe richtig beurteilen.Wenn die Schärfe für den Ausdruck auf Papier optimiert werden soll, darf man in der Regel etwas kräftiger zulangen, sodass das Resultat am Bildschirm zu stark geschärft aussieht. Es gibt allerdings Drucker, die das automatisch zu kompensieren versuchen und im Fotomodus die Bilder zusätzlich nachschärfen. Das lässt sich im Druckdialog deaktivieren.
Auf der nächsten Seite: Zwei Schärfemethoden und ihre Einstellungen

Bei guten Aufnahmen dagegen ist Schärfen sinnvoll ...

JPEG ohne Nachschärfung (100-Prozent-Ansicht bei Klick auf Lupe)
Unscharf maskieren
«Unscharf Maskieren» ist der Klassiker von Photoshop und Photoshop Elements. Man findet diese Funktion so oder ähnlich auch in anderen Bildbearbeitungsanwendungen. In Photoshop Elements 8 und 9 befindet sie sich an zweitunterster Stelle im Menü «Überarbeiten». Sie bietet drei Regler: Stärke, Radius und Schwellenwert. Die Stärke gibt das Ausmass der Schärfung an. Der Radius bestimmt, wie dick die geschärften Konturen sind.
Geschärft mit Stärke 120 Prozent und Radius 0,8 Pixel
Obwohl man diesen Wert auf eine dreistellige Zahl hochschrauben kann, empfiehlt sich für ein natürlich wirkendes Ergebnis ein sehr tiefer Wert: Meist ist etwas zwischen 0,4 und 4 Pixel richtig. Ein tiefer Radius erfordert eine höhere Stärke, um ein ähnliches Mass an Schärfung zu erreichen. Hohe Stärke und tiefer Radius schärft feine Strukturen, tiefe Stärke und hoher Radius betont eher die Flächen.
Zu viel des Guten: Stärke 200 Prozent und Radius 5 Pixel. Negativauswirkungen: Bildrauschen im Himmel, «Heiligenschein» über dem Horizont
Mit dem dritten Regler, dem Schwellenwert, kann man verhindern, dass auch Stellen geschärft werden, die eigentlich glatt sein sollten. Zum Beispiel «schärft» der Filter auch das Bildrauschen. Dies kann mit einer Erhöhung des Schwellenwerts teilweise eliminiert werden. Mehr als 20 Stufen bringen jedoch kaum etwas, weil dann praktisch nichts mehr geschärft wird.
Die Option «Schärfe einstellen» in Photoshop Elements funktioniert sehr ähnlich wie «Unscharf maskieren». Die Entfernenoption «Gaussscher Weichzeichner» ist laut Handbuch die gleiche Methode wie Unscharf Maskieren. Mit «Verwackeln» und «Bewegungsunschärfe» versucht die Software, spezifische Aufnahmeunschärfen zu korrigieren.
Hochpassfilter
Zwei Ebenen sind nötig. Im Beispiel wurde Ineinanderkopieren und Deckkraft 80 Prozent verwendet
Schärfen kann man auch mit dem Hochpassfilter. In Photoshop und Photoshop Elements unter «Filter/Sonstige Filter» zu finden. Dazu kopiert man die bestehende Ebene, sodass man zwei identische Ebenen hat (Ctrl+J). Als Ebeneneffekt wählt man «Hartes Licht», «Ineinanderkopieren» oder für einen sanfteren Effekt «Weiches Licht». Jetzt wendet man den Hochpassfilter an, typischerweise mit einem Radius von etwa 5 Pixeln. Das ist zwar oft etwas zu viel, aber durch Reduzierung der Deckkraft kann der Schärfungseffekt nachträglich noch zurückgeschraubt werden. Dann kann man auch Vorher und Nachher vergleichen.
Schärfung mit Hochpassfilter und Radius 5 Pixel
Diese Methode ist offensichtlich etwas komplizierter; manche Leute sind aber der Meinung, dass sich die Schärfung damit besser auf die Kanten, also die wirklich zu schärfenden Teile des Bildes beschränken lässt.

Autor(in) David Lee



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