Tipps & Tricks 08.07.2010, 06:43 Uhr

Workshop: HDR-Bilder

In diesem Workshop erfahren Sie, wie Sie mit Ihrer Kamera und einer kostenlosen Software ein HDR-Bild erstellen.
Bei einem HDR-Bild wird mehrere Male (typischerweise drei Mal) das exakt gleiche Bild mit unterschiedlicher Belichtung fotografiert. Ein Bild wird zu dunkel, eines richtig und eines zu hell aufgenommen. Danach werden diese Bilder mit einer Software zu einem Bild zusammengesetzt. Vom überbelichteten Bild werden die dunklen, vom unterbelichteten die hellen Partien verwendet – so erhält man ein Bild, das in allen Helligkeitsbereichen feine Zeichnungen aufweist – und zwar so üppig, dass daraus fast automatisch surreale Bilder entstehen.

Teil 1: Aufnahme

Brackeing-Einstellung bei der Canon EOS 400D
Die meisten Spiegelreflexkameras und manche Kompaktkameras bieten eine Funktion, um diese Art von Belichtungsreihen selbstständig durchzuführen. Der englische Begriff dafür lautet Bracketing. Bei Nikon findet man bei vielen Modellen eine Taste, die mit BKT angeschrieben ist, bei Canon ist dies im Menü unter AEB (Auto Exposure Bracketing) versteckt.
Es ist theoretisch möglich, ohne diese Funktion Belichtungsreihen aufzunehmen, indem man die Belichtung manuell verstellt. Das ist aber nicht nur kompliziert, sondern erfordert auch ein Stativ, bei dem die Kamera selbst dann keinen Millimeter verrutscht, wenn man sich an den Knöpfen zu schaffen macht. Ausserdem ermöglichen oft gerade einfache Kompakte auch keine manuelle Unter- oder Überbelichtung.
An den drei schwarzen Strichen und dem Symbol rechts davon erkennt man, dass die Belichtungsreihe aktiv ist
Bei der Bracketing-Funktion kann man die Spannweite der Belichtung wählen. Für ein HDR-Bild empfiehlt es sich meist, einen möglichst hohen Wert einzustellen. Ein Abstand von zwei vollen Belichtungsstufen ist angemessen, sofern es die Kamera erlaubt.
Wie bei einem Einzelbild lässt sich auch für die Belichtungsreihe eine Belichtungskorrektur durchführen. Hier wurde das Bracketing um eine Belichtungsstufe nach unten verschoben (von –3 bis +1 statt von –2 bis +2).
Der wichtigste Grundsatz bei der HDR-Aufnahme ist, dass die Bilder exakt gleich sein müssen. Das bedeutet unter anderem, dass sich nichts bewegen darf. Schon bei leichtem Wind lassen sich Bäume nicht mehr fotografieren, da sich die Blätter im Wind bewegen. Ein Stativ oder ein feste Abstellfläche ist unerlässlich.
Bei sehr langsamen Bewegungen (etwa Wolken bei annähernd Windstille) lässt sich die Bracketing-Funktion mit dem Serienbildmodus kombinieren. Man hält den Auslöser gedrückt und hofft, dass sich in der kurzen Zeit der drei Aufnahmen nichts sichtbar verändert. Selbstverständlich wählt man dabei kurze Belichtungszeiten, notfalls mit hoher ISO-Empfindlichkeit.
Wenn man weiss, dass sich in den nächsten paar Minuten die Szenerie keinen Millimeter verändert, schiesst man die drei Bilder einzeln. Dies ermöglicht, längere Belichtungszeiten und damit tiefe ISO-Werte zu verwenden. Um Verwackler zu vermeiden, empfiehlt es sich, mit Selbstauslöser oder Fernauslöser zu fotografieren und bei Bedarf sogar die Spiegelvorauslösung zuzuschalten. (Siehe auch: 5 Tipps zum Vermeiden von Verwacklern).
RAW-Modus: Aufnahmen im Rohdatenformat (RAW) haben «von Natur aus» einen höheren Dynamikumfang, der für JPEG nur wieder heruntergerechnet wird. Darum sollte man wenn möglich mit RAW fotografieren. Kameras, die eine Bracketing-Funktion bieten, beherrschen auch den RAW-Modus. Allerdings: Nicht jedes HDR-Tool kommt mit jeder RAW-Datei zurecht. JPEG dagegen funktioniert immer.
AWB ausschalten: Der automatische Weissabgleich (Automatic White Balance, AWB) kann unter Umständen in den verschiedenen Einzelbildern die Situation unterschiedlich interpretieren. Um zu vermeiden, dass die Bilder eine unterschiedliche Farbtönung haben, schaltet man den Weissabgleich auf manuell.
Auf der nächsten Seite: HDR erstellen

HDR erstellen

Teil 2: HDR erstellen

Es gibt Kameras wie die Pentax K-7 oder die Sony A450, die aus einer Aufnahmereihe ein HDR-Bild selbst berechnen. Die gute Nachricht für all jene, deren Kamera keine Auto-HDR-Funktion hat: Die manuelle Methode lässt viel mehr Kreativitätsspielraum zu.
Separater Artikel: So erstellen Sie ein HDR in Photoshop und Photoshop-Elements
Luminance HDR (vormals Qtpfsgui) installieren
Mit der Software Luminance HDR erstellen Sie effektvolle HDR-Bilder zum Nulltarif. Wir verwenden in unserem Beispiel die Software unter der Version 1.9.3. Das ist zwar nicht die allerneuste, aber die letzte, die auch unter Windows noch gratis ist (für Version 2 muss man für den Windows-Installer 15 Euro zahlen). Die Software lief damals noch unter dem unaussprechlichen Namen Qtpfsgui.
1. Laden Sie hier beide Dateien herunter, also auch das Windows-DLL-Paket.
2. Entzippen Sie den ZIP-Ordner von Qtpfsgui in einem Verzeichnis Ihrer Wahl, zum Beispiel unter C:/Programme.
3. Entzippen Sie die DLL-Zip-Datei in das genau gleiche Verzeichnis.
4. Jetzt starten Sie in diesem Verzeichnis Qtpfsgui.exe per Doppelklick.
Das erste HDR-Bild
Klicken Sie auf «Neues HDR» und dann auf «Bilder laden».
Wählen Sie die Bilder der Belichtungsreihe aus. Die Belichtung wird automatisch richtig ausgelesen. Klicken Sie einfach auf «Weiter».
Klicken Sie nochmals auf Weiter und dann auf Beenden. Nun haben Sie bereits ein HDR-Bild, aber es sieht noch recht fade aus:
Um den nötigen Pepp ins Spiel zu bringen, klicken Sie auf den Button «Das HDR farbabbilden». In diesem Dialog experimentieren Sie mit verschiedenen Operatoren (Dropdown-Menü oben links) und den dazu gehörenden Parametern. Jedes Mal, wenn Sie unten auf «Anwenden» klicken, wird ein kleines Vorschaubild generiert:
In unserem Beispiel scheint die Vorschau mit dem Operator «Fattal» am interessantesten. Daher lassen wir davon eine grössere Vorschau kreieren. Einfach eine andere Ergebnisgrösse auswählen und nochmals anwenden.
Nun kann man noch etwas mit den Parametern schrauben. Achtung: Nach unseren Erfahrungen wirken sich die Berechnungen je nach Bildgrösse unterschiedlich aus. Es ist also ein Trugschluss, man könne die Ergebnisgrösse ändern und erhalte genau das gleiche Bild, nur grösser. Auf jeden Fall zuerst ausprobieren! Glücklicherweise kann man Einstellungen speichern, wenn sie sich einmal als tauglich erwiesen haben.
Ist man schliesslich mit einem Bild vollständig zufrieden, gibt man es gross aus und speichert es mit dem Speichern-Button oben ab. Der Speichern-Button links ist für die Einstellungen.
Das Ganze mit leicht anderen Parametern

Autor(in) David Lee



Kommentare
Es sind keine Kommentare vorhanden.