Tipps & Tricks 11.04.2012, 06:15 Uhr

URL-Shortener: Vorteile und Risiken

Kurzlinks machen Schluss mit scheinbar endlos langen und komplizierten Internetadressen. Entsprechende Kürzungsdienste stehen jedem offen – und das gratis. Doch die gestutzten Links bergen auch Risiken.
Das Web lebt bekanntlich von seinen Links. Ein Klick auf ein unterstrichenes Wort oder eine Grafik, schon reist man ans andere Ende der Welt – zumindest virtuell. In den meisten Fällen spielt es keine Rolle, wie kompliziert oder wie lang die Internetadresse (auch URL genannt) ist, denn schliesslich muss man nur auf diese klicken.
Es gibt jedoch Situationen, in denen die Länge einer Webadresse sehr wohl zum Tragen kommt: Etwa dann, wenn sie gedruckt auf Papier verteilt werden soll – in einem Mailing, in einer Zeitschrift oder als Quellenverweis in einer Fussnote der Dissertation. Wer hat schon Lust, am Computer einen endlosen Rattenschwanz aus Zeichen und Symbolen einzutippen?
Aber auch in der digitalen Welt sind der Länge manchmal Grenzen gesetzt. Zum Beispiel, wenn Sie einen Link per SMS verschicken möchten. Genauso geraten Nutzer des Kurznachrichtendienstes Twitter in Bedrängnis, denn ihre Meldungen dürfen höchstens 140 Zeichen lang sein.
Aus lang wird kurz
Wenn also die Würze einmal mehr in der Kürze liegt, schlägt die Stunde der praktischen URL-Shortener. Das Prinzip dieser Webdienste ist schnell erklärt: Ein langer Link wird im URL-Shortener eingegeben, der spuckt darauf eine drastisch verkürzte Variante aus (Kurzlink genannt). Klicken Sie den Kurzlink später an oder tippen Sie ihn ein, besucht der Webbrowser zuerst den Dienst, der den Link gekürzt hat. Von dort wird er an die Zieladresse weiterverbunden.
Ein Beispiel gefällig? Der URL-Shortener www.tinyurl.com verwandelt einen langen Link wie www.pctipp.ch/specials/59257/was_ist_das_beste_spiel_des_jahres.html mit einem Klick in die niedliche Adresse http://tinyurl.com/bwqeyl7. Probieren Sie es ruhig aus, aber achten Sie auf die Gross- und Kleinschreibung, denn diese ist bei allen diesen Diensten elementar.
Es geht aber noch kürzer, denn die Zeichenkette tinyurl.com umfasst bereits 11 Zeichen. Google verwendet für seinen eigenen Kürzungsdienst die besonders schlanke Domain goo.gl, die lediglich sechs Zeichen enthält. Schon haben wir fünf Zeichen gespart; der erwähnte Link zum PCtipp-Webartikel lässt sich über http://goo.gl/llqMl noch viel flinker erreichen.
Googles URL-Shortener informiert auch über die Beliebtheit der Kurzlinks
Einige Kürzungsdienste wie der von Google offerieren sogar Statistiken und Auswertungen, mit denen der Autor der Webseite den Erfolg und die Verbreitung messen kann (Bild). Dazu mehr auf der nächsten Seite.

Die wichtigsten URL-Shortener

Die wichtigsten URL-Shortener
Viele Onlinedienste führen mittlerweile einen Service zum Erstellen von Kurzlinks. Die meisten von ihnen sind kostenlos. Folgend stellen wir die bekanntesten vor.
Google: Der kostenlose URL-Shortener von Google arbeitet rasend schnell und bietet zahlreiche Angaben sowie Statistiken über die Verwendung der Links – etwa über die Häufigkeit der Nutzung, über die Art der Zugriffsgeräte oder über die Herkunft der Besucher. Die Zuverlässigkeit des Diensts liegt praktisch bei
100 Prozent und die Gefahr, dass Google den URL-Shortener wegen Geldmangel einstellen muss, dürfte relativ gering sein (siehe auch Abschnitt «Risiko für den Ersteller»).
Twitter überprüft Webadressen
Twitter: Dieser Webdienst steht nur für Twitter-Nachrichten zur Verfügung. Besonders praktisch: Jeder Kurzlink wird daraufhin überprüft, ob er zu einer gefährlichen Webseite führt, die Schädlinge enthält.
Bitly: Lange Zeit gehörte dieser Kürzungsdienst zu den beliebtesten seiner Art. Heute leidet er jedoch unter der starken Konkurrenz. Zu den Vorteilen zählen eine attraktive Oberfläche, die Auswertung der Anzahl Klicks sowie die Möglichkeit, anstelle des Zeichensalats sinnvolle Bezeichnungen zu verwenden (wenn diese nicht bereits von jemand anderem benutzt werden). Das sieht dann für unser PCtipp-Beispiel so aus: http://bit.ly/jahresspiele. Darüber hinaus ist es möglich, eigene Domain-namen mit Bitly zu verknüpfen, was allerdings tiefer gehende Kenntnisse voraussetzt.
TinyURL: Dieser Webdienst ist einer der Pioniere unter den URL-Shortenern. Er existiert bereits seit 2002. Das Alter merkt man ihm auch an. Die Oberfläche wirkt angestaubt, Zusatzfunktionen wie Statistiken oder Nutzerdaten fehlen.

iPhone und Android: Für das iPhone und Android-Smartphones stehen zahlreiche kostenlose, zum Teil werbefinanzierte Apps für die Kürzung von URLs zur Verfügung. Diese sind besonders praktisch, wenn man einen langen Link zum Beispiel als SMS weiterreichen möchte. Im nebenstehenden Bild ist die App URL/Link Shortener für das iPhone abgebildet. Sie finden diese unter www.pctipp.ch mit Webcodeurl iphone (Info zum PCtipp-Webcode, S. 4). Für Android-Nutzer gibt es die analoge App namens Goo.gl URL shortener.
Kurzlinks erstellen
Kurzlinks erstellen Sie mit wenigen Handgriffen. Sehen wir uns das am Beispiel von http://goo.gl an: Kopieren Sie zuerst den langen Link mittels Ctrl+C in die Zwischenablage. Rufen Sie nun im Webbrowser die Webadresse http://goo.gl auf, Bild A. Setzen Sie dort den Link per Ctrl+V in das prominente Eingabefeld, Bild B. Klicken Sie jetzt auf die Schaltfläche Shorten, Bild C, damit ein Kurzlink generiert wird, Bild D. Diesen können Sie wieder per Ctrl+C in die Zwischenablage kopieren und nach Belieben weiterverwenden.
Um einen Link zu kürzen, reicht jeweils ein einziger Mausklick
Wenn Sie sich mit Ihrem Google-Konto angemeldet haben (nutzen Sie Google Mail, können Sie diese Login-Daten eintippen), sehen Sie im unteren Teil zudem alle URLs, die Sie bereits gekürzt haben, Bild E. Zusätzlich finden Sie dort Statistiken, die unter anderem darüber Aufschluss geben, wie häufig ein Link angeklickt wurde.
Der Vorgang fürs Erstellen eines Kurzlinks ist bei allen anderen vorgestellten Anbietern gleich einfach und erfolgt nach demselben Prinzip wie bei Google. Meistens sehen Sie auf der Startseite ein Eingabefeld, in das die Webadresse eingesetzt werden kann. Ein Mausklick auf die angrenzende Schaltfläche – schon ist der Kurzlink generiert.
Auf der nächsten Seite: Gefahren für Anwender, Risiko für Ersteller, Fazit

Gefahren für Anwender, Risiko für Ersteller, ...

Gefahren für Anwender
So praktisch die Kurzlinks sind: Sie bergen auch Risiken, die nicht unterschätzt werden sollten.
Ziel unbekannt: Die offensichtlichste Schwachstelle besteht darin, dass man mit einem Klick auf einen Kurzlink in trübes Wasser springt. Man sieht nicht, wohin die Reise führt, und könnte auf einer Schädlingswebseite landen oder einem Onlinebetrüger zum Opfer fallen.
Es lässt sich jedoch kein pauschales Urteil über das Risiko fällen. Wenn Sie den Kurzlink von
einem Bekannten oder aus einer renommierten Quelle erhalten, ist die Gefahr eher gering. Lässt Ihnen hingegen eine unbekannte, sexbesessene Russin einen solchen Link per Twitter zukommen, sollten die Alarmglocken läuten. Am besten benutzen Sie für Ihren Browser eine Erweiterung, die bereits vor dem Anklicken das tatsächliche Ziel anzeigt. Lesen Sie dazu den Abschnitt unten «Nützliche Plug-Ins für Kurzlinks».
Retweets: Nicht immer garantiert ein guter Name auch gefahrlose Kurzlinks, wie am Beispiel von Twitter zu sehen ist. Dort sind Kurzlinks fast schon ein Muss, weil die 140 verfügbaren Zeichen sonst nirgendwohin reichen. Kriminelle und Spammer nutzen jedoch die Möglichkeit, die Beiträge einer bekannten Firma oder eines Promis weiterzuleiten (re-tweeten genannt) – allerdings mit verändertem Kurzlink, der den Anwender direkt ins Ungemach führt.
Unterwanderter Kürzungsdienst: Die Umleitung von der kurzen auf die lange Adresse erfolgt über den Kürzungsdienst. Dieser kann ebenfalls das Opfer finsterer Machenschaften werden. So haben Angreifer den Dienst Cli.gs im Juni 2009 gehackt. Daraufhin wurden mehr als 2,2 Millionen Kurzlinks auf eine andere Webseite umgeleitet. Dabei kamen glücklicherweise alle Beteiligten mit einem blauen Auge davon, denn die Links führten nicht zu Schädlingsseiten, sondern zu einer Webseite, die auf die Anfälligkeit solcher Systeme hinwies.
Risiko für Einsteiger
Kurzlinks sind nicht nur für Nutzer mit Risiken behaftet, sondern auch für den Ersteller.
Dienst gehackt: Wird der Kürzungsdienst gehackt und leitet die Adressen auf unseriöse Webseiten um, ist der Imageschaden für den Ersteller enorm – vor allem wenn es sich um eine Firma handelt. Ausserdem gibt es keine Möglichkeit, die Kurzlinks zurückzuziehen, nachdem sie auf den Webseiten Dritter publiziert worden sind.
Ende des Dienstes: Kurzlinkdienste werden immer zahlreicher, aber kaum jemand verdient damit wirklich Geld. Wenn ein solcher Anbieter die Segel streicht, sind sämtliche Kurzlinks ungültig. Für ein grösseres Unternehmen könnte damit ein katastrophales Chaos ausbrechen. Verwenden Sie deshalb vorzugsweise URL-Shortener von grossen Unternehmen wie Google.
Anbieter offline: Der Anbieter muss nicht einmal pleitegehen, damit Sie in Schwierigkeiten geraten. Es reicht schon ein temporärer Ausfall der Server, damit die Webseiten hinter den Kurzlinks nicht mehr zu erreichen sind.
Verlust der Identität: Jeder Link verkörpert zu einem kleinen Teil die Identität der Firma – doch dieser Image-Vorteil wird verspielt, wenn ein anonymisierter Zahlen- und Buchstabensalat an seine Stelle tritt. Was klingt für Sie besser: www.apple.com/iphone oder http://bit.ly/2naGcy?
Fazit: Gebrauch abwägen
Kurzlinks sind praktisch, aber mit Risiken behaftet. Für Ersteller von Kurzlinks gilt, dass diese nicht auf Gedeih und Verderben eingesetzt werden sollten. Links, die Sie per SMS oder Twitter verschicken oder in gedruckter Form publizieren möchten, profitieren davon. In den meisten anderen Fällen sollten Sie von Kurzlinks absehen.
Auch den Nutzern von Kurzlinks wird eine gesunde Portion Skepsis empfohlen, wenn sie diese anklicken. Lässt sich die Vertrauenswürdigkeit der Quelle nicht überprüfen, sollten Sie zumindest das Ziel entschleiern, beispielsweise per Browsererweiterung.
Nützliche Plug-Ins für Kurzlinks
Einige Nutzer möchten lange URLs möglichst einfach verkürzen, andere wollen wissen, was dahintersteckt. Für beide Anliegen gibt es Browser-Plug-Ins, von denen wir Ihnen je zwei für Mozilla Firefox und Google Chrome vorstellen.

(Firefox)
Zeigt neben dem Adressfenster eine kleine Schere. Wird diese angeklickt, kopiert die Erweiterung einen Kurzlink der Webadresse in die Windows-Zwischenablage. In den Einstellungen legen Sie fest, welcher Dienst für die Kürzung hinzugezogen wird.
Xpand.it
(Firefox)
Das Gegenteil von Cutyfox ist Xpand.it. Bewegen Sie den Mauszeiger über einen Kurzlink, zeigt die Erweiterung die ausgeschriebene Zieladresse, ohne dass diese angeklickt werden muss.
Easy Goo.gl
(Google Chrome)
Für den Google-Webbrowser Chrome sind zahlreiche Plug-Ins verfügbar, die beim Erstellen von Kurzlinks helfen. Stellvertretend erwähnen wir hier Easy Goo.gl, das rechts von der Adressleiste eine kleine Schere zeigt. Ein Klick darauf kürzt die URL in der Adresszeile mit dem Dienst Goo.gl und kopiert das Ergebnis in die Zwischenablage.
URL expander
(Google Chrome)
Das Chrome-Gegenstück von Xpand.it. Auch hier reicht es, die Maus über einen Kurzlink zu führen, damit vorgängig das Ziel angezeigt wird.



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