Tipps & Tricks 24.07.2014, 11:12 Uhr

Foto-Praxis: Tipps zur Tierfotografie

Sowohl Fisch als auch Vogel: die wichtigsten Fototipps für fast jede Art von Tier.
Tiere gehören zu den beliebtesten Sujets beim Fotografieren. Nur selten jedoch sind sie ähnlich einfach zu fotografieren wie Menschen. Wie Sie zum perfekten Foto kommen, hängt natürlich von den Eigenschaften des ab. Lässt es Sie nahe heran? Ist es tagaktiv oder in der Dämmerung unterwegs? Bewegt es sich schnell oder langsam?
Die folgenden Tipps decken die meisten Fälle ab. Sehr kleine Tiere wie Spinnen und Insekten klammern wir hier aus. Dazu haben wir bereits in Artikel zur Makrofotografie Tipps gegeben.

Distanz überbrücken

Löwenpaar von Kurt Hofmann. Hier wurden ein 70-200-mm-Telezoom und eine Nikon D300 verwendet. Foto: Kurt Hofmann
Eine Spiegelreflexkamera ist der Ausgangspunkt. Kompaktkameras oder Superzooms liefern bei wenig Licht schlechte Qualität und sind oft zu langsam. An die Spiegelreflex gehört grundsätzlich ein Teleobjektiv, denn die meisten Tiere lassen Sie nicht beliebig nahe heran – anhängliche Hunde, Schmusekatzen und neugierige Kühe einmal ausgenommen. Der Verkleinerungseffekt bei der Entfernung wird von Anfängern oft unterschätzt. Schon wenige Meter Entfernung machen ein Tele nötig. Um beispielsweise einen Fuchs aus zehn Metern formatfüllend aufs Foto zu bringen, braucht man ein starkes Tele von 200–300 mm Brennweite (aufs Kleinbildformat bezogen). Linsen, die noch stärker vergrössern, wären zwar oft wünschenswert, sind aber sowohl vom Gewicht als auch vom Preis her kaum tragbar.
Was weiter als 100 Meter entfernt liegt, zum Beispiel Steinböcke irgendwo hoch oben auf dem Gipfel, ist damit ausser Reichweite. Ohnehin verblassen bei grossen Entfernungen die Farben im Dunst, wenn die Wetterverhältnisse nicht absolut top sind.
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Eine Spiegelreflexkamera ist der Ausgangspunkt. ...

Immer bereit sein

Bei Haustieren ist nicht unbedingt ein Teleobjektiv nötig

Wenn es sich nicht gerade um einen dressierten Hund handelt, muss man warten können, bis sich eine spannende Situation ergibt oder bis das Tier überhaupt sichtbar wird. Es genügt nicht, Geduld und Zeit zu haben. Man muss auch so ausgerüstet sein, dass man es längere Zeit draussen aushält. Im Winter heisst das zum Beispiel: warme Kleidung. Ein Stativ benötigt man in der Tierfotografie weniger zur Vermeidung von Verwacklungen, sondern um eine relativ schwere Kamera über lange Zeit einsatzbereit zu halten.
Den richtigen Moment erwischen ist wichtig.
Foto: Heinz Zumbühl

Schnell reagieren

Wenn es dann aber so weit ist, muss alles schnell gehen. Schliesslich sind die Tiere in Bewegung. Die grösste Herausforderung stellen Vögel dar, aber auch Fische bewegen sich teilweise sehr schnell und ruckartig. Die Anforderungen an die Ausrüstung und die richtigen Kameraeinstellungen sind darum ähnlich wie bei der Sportfotografie. Fürs Objektiv bedeutet das: Es braucht keinen Bildstabilisator, aber viel Lichtstärke ist erwünscht. Bei den Einstellungen sind Serienbildfunktion und kurze Belichtungszeiten Ihre besten Freunde. Detailliertere Tipps zur Sportfotografie finden Sie in diesem Artikel.
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Wenn es dann aber so weit ist, muss alles schnell ...

Glasscheiben und Drahtgitter

In Zoos und Tierparks steht oft eine Glasscheibe oder ein Gitter dem ungehinderten Fotografieren im Weg. In beiden Fällen empfiehlt es sich, möglichst nahe heranzugehen und ein grosses Zoom zu verwenden. In Kombination mit offener Blende werden dazwischen liegende Drähte unsichtbar. Ebenso verringert sich bei Glas die Wahrscheinlichkeit, dass sich störende Spiegelungen genau in dem gewählten Bildausschnitt befinden. Wenn es vom Motiv her möglich ist, setzt man das Objektiv mit montierter Sonnenblende direkt aufs Glas.
Ein Polfilter (ca. 150 Franken) mindert Spiegelungen, beseitigt sie aber meist nicht komplett. Vor allem gegen Lampen kann er nichts ausrichten. Wir raten davon ab, nur für diesen Zweck einen solchen zu kaufen.
Blitzen durch Glas: Nehmen Sie einen seitlichen Winkel (45 Grad) zur Glasscheibe ein, sind die Blitzreflexionen auf dem Foto mit etwas Glück nicht sichtbar. Nicht zu empfehlen ist diese Methode aber bei Aquarien, siehe dazu nächster Abschnitt. Am besten klappt es ohnehin mit einem entfesselten (von der Kamera losgelösten) Blitzgerät. Dabei sollte auch der Blitz möglichst nahe ans Glas gehalten werden. Vorsicht: Wenn man von der Seite oder gar von unten fotografiert, entspricht das Licht überhaupt nicht dem, was man als natürlich empfindet. Sie sollten darum von oben blitzen, bei Möglichkeit indirekt über die Decke.

Die Umstände kennen

Der Moment zum Abdrücken: Tigerfütterung im Zoo. Foto: Albert Schmidmeister
Genauso wichtig wie das Fotografiewissen ist es, eine Ahnung von der Verhaltensweise der Tiere zu haben. Das gilt natürlich ganz besonders in freier Wildbahn, aber auch im Zoo. Dort findet man zwar immer irgendetwas, das man fotografieren kann. Haben Sie aber eine ganz bestimmte Tierart im Sinn, machen Sie sich vorher schlau über den Schlaf-Wach-Rhythmus dieser Tiere und gegebenenfalls über Tierfütterung, momentane Jungtiere, Paarungszeiten und Ähnliches. Hinweise zum Zoo Zürich finden Sie auf der letzten Seite dieses Artikels.
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Fotos vom Aquarium

Aquarium

Beim eigenen Aquarium, wo Sie die Lichtverhältnisse selbst bestimmen, gilt: Rund ums Aquarium soll es möglichst dunkel sein, im Inneren dafür möglichst hell. Bei Bedarf helfen Sie mit einem zusätzlichen Scheinwerfer nach, verzichten dafür auf das Blitzgerät. Aber nicht übertreiben: Die Fische sollen ja nicht von der Scheinwerferhitze gekocht werden.
Blitzen ist möglich, aber nur mit einem externen Blitzgerät zu empfehlen. Das hat mehrere Gründe. Steht man senkrecht zum Glas, entsteht eine Blitzreflexion. Positioniert man sich aber im 45-Grad-Winkel, treten je nach Scheibe Probleme mit der Schärfe auf. Die Lösung: Kamera senkrecht zum Glas halten und seitlich ins Aquarium reinblitzen.
Das zweite Problem beim internen Blitz: Man kann nicht kürzer als 1/200 Sekunde oder 1/250 Sekunde belichten, was für einige ganz flinke Tierchen bereits zu lange ist. Mit dem externen Blitz geht das, wobei im Kameramenü zuerst die Kurzzeitsynchronisation, auch High-Speed-Synchronisation genannt, aktiviert werden muss. Beachten Sie auch, dass das Teleobjektiv beim Aquarium nicht geeignet ist. Für den Zoobesuch müssen Sie also zwei Objektive einpacken: das Tele für Aufnahmen im Freien und ein Standardzoom fürs Aquarium.
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Praxis: Fotografieren im Zoo Zürich.

Fotografieren im Zoo erlaubt?

Darf man in Zoos überhaupt fotografieren und wenn ja, für welche Verwendungszwecke? Darüber gibt die Webseite www.zooliste.de Auskunft. Sie listet die Regelung von über 200 Zoos vor allem aus Deutschland, aber auch aus anderen Ländern wie der Schweiz auf – ohne Gewähr. Wer auf Nummer sicher gehen will, fragt nach oder schaut sich auf der Website des jeweiligen Zoos unter den häufig gestellten Fragen (FAQ) oder den Allgemeinen Nutzungbedingungen (AGB) um. In den meisten Zoos, zum Beispiel in Zürich, ist Fotografieren generell erlaubt, jedoch für kommerzielle Zwecke eine Bewilligung erforderlich. Beim Basler Zoo muss für jegliche Veröffentlichung, auch auf Webseiten, eine schriftliche Bewilligung eingeholt werden.

Zoo Zürich

Gut zum Fotografieren geeignet sind alle grösseren Tiere im Freien, inklusive die ganz grossen Vögel wie Pinguine. Letztere dürfen um 13.30 Uhr sogar auf der Strasse spazieren gehen («Pinguin-Parade»), wenn es kälter als 10 Grad ist. Lamas sind die idealen Models: Sie bewegen sich sehr gemächlich, sind kein bisschen scheu und schauen oft auch direkt in die Kamera. Nichts zu machen ist beim Kleinen Panda. Der schläft einfach immer, und zwar hoch oben auf einem Baum.
Chamäleon aus der Masoalahalle. Foto: Albert Schmidmeister
Bei den Vogelgehegen darf man leider nicht ganz an den Maschendrahtzaun heran. Dadurch wird es schwierig, den Draht auf dem Foto ganz verschwinden zu lassen. Kleine Vögel wie in der Masoalahalle erfordern ultrakurze Belichtungszeiten, um sie scharf abzubilden. Apropos Masoalahalle: Kommt man von der Kälte ins feuchtwarme Tropenbiotop, beschlägt sich die Linse. Sobald das Objektiv die Temperatur der Halle angenommen hat, läuft es aber nicht mehr an. Also einfach einige Minuten warten und dann das Glas mit einem Tuch abwischen. Der Aufwand lohnt sich, denn hier lassen sich Tiere ohne Glasscheiben und Gitter ablichten.
Im Affenhaus zu Fotografieren ist auf Grund der Lichtverhältnisse und Scheiben ebenfalls nicht ganz einfach.
Foto: Albert Schmidmeister
Im Affenhaus ist es relativ dunkel und die Lampen spiegeln sich im Glas. Oft hat es sehr viele Besucher und die Scheiben sind schmutzig. Alles in allem schwierige Verhältnisse, aber einen Versuch sind die fotogenen Tiere immer wert.
Die Fische scheinen auf den ersten Blick ein sehr dankbares Sujet, ein wirklich gutes Foto ist aber nicht ganz einfach hinzukriegen. Blitzen durch die Scheibe geht, aber nur mit externem Blitz werden die Fische gestochen scharf. Das Krokodil im gleichen Haus liegt dafür meist völlig reglos da und eignet sich wohl als einziges Tier auch für Langzeitbelichtungen.
Übrigens: Der Zoo Zürich hat auf seiner Webseite ebenfalls Foto-Tipps bereitgestellt.

Autor(in) David Lee



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